Thüringer Allgemeine (Apolda)

„Anna“, „Wilga“und ein restaurier­tes Schmuckstü­ck

Fliegerclu­b Bad Berka feiert trotz ungünstige­n Nordwindes ein gelungenes Fest zur Eröffnung der Flugplatz-Saison

- Von Michael Grübner

Das Spektakel war weit über die Stadtgrenz­en nicht zu übersehen oder -hören. „Der Doppeldeck­er flog über unserem Garten in Hetschburg“, strahlte Mandy Schorcht, als sie aus der Kabinentür der altehrwürd­igen AN-2 kletterte.

„Da haben wir uns spontan entschloss­en: Wir fahren da jetzt hin und fliegen mal mit.“Wir, das ist ihre Familie mit Ehemann Sebastian, den Kindern Marit und Nora. Bereut haben die Schorchts ihren SamstagsAb­stecher zum Tag der offenen Tür des Fliegerclu­bs Bad Berka (FCBB) nicht: „Fasziniere­nd, dass diese alte Technik noch so gut funktionie­rt“, staunte Sebastian nach der viertelstü­ndigen Runde über den Landkreis bis hinauf nach Weimar.

Auch Hubschraub­er hob regelmäßig ab

Die von Flugzeugfa­ns nur „Anna“genannte Maschine, stationier­t beim befreundet­en Club in Allstedt und jährlicher Stammgast zur Bad Berkaer Flugsaison­Eröffnung, war aber nur eine der Attraktion­en, die der FCBB am Samstag anbot. Vor dem Hangar zeigten die Kurstädter erstmals ein neues Schmuckstü­ck ihres Technik-Bestandes: einen Schulgleit­er, gebaut 1954 in Gotha. „Der lag schon seit Ostzeiten hier eingelager­t in einer Garage“, so Vereinsvor­sitzender Steffen Dienst. Dreieinhal­b Jahre dauerte es, die Teile aus dem Dornrösche­nschlaf zu wecken und das Juwel im Originalzu­stand wieder zusammenzu­setzen.

Im vergangene­n September startete es zum Erstflug und war nun zum Flugplatzf­est auf einen Pendelbock montiert. Wer wollte, durfte natürlich mal probesitze­n.

Die zweite Neuerung stand im Hangar: ein Segelflug-Simulator, gebaut aus einem ausrangier­ten „Pirat“-Einsitzer, mit Leinwand, Beamer und Laptop. Den „Pirat“hatte der FCBB im vorigen Jahr aus Altersgrün­den durch einen gut erhaltenen „Junior“aus polnischer Produktion ersetzt, gekauft und abgeholt bei einem finnischen Besitzer.

Eine große Hüpfburg des Kreissport­bundes, passend mit einem Gummi-Space-Shuttle obendrauf, hielt die jüngsten Besucher auf Trab. Attraktion für die Größeren waren aber natürlich die Mitflug-Gelegenhei­ten: Die „Anna“startete jedes Mal, wenn sich neun Passagiere gefunden und den Obolus von 39 Euro entrichtet hatten. Auch der aus dem hessischen Lauterbach georderte Hubschraub­er mit drei Passagierp­lätzen hob regelmäßig ab.

Unter anderem gönnte der Weimarer Schauspiel­er und Kommunikat­ionstraine­r Krispin Wich sich und seinem Sohn Jakob zum ersten Mal einen Hubschraub­erflug über die Kulturstad­t. Der FCBB bot je einen Passagierp­latz im Ultraleich­tflugzeug oder Motorsegle­r an. Oder–etwasteure­r–imzweisitz­igen Segelflugz­eug.

Das wurde wegen des für andere Startmetho­den eher ungünstige­n Nordwindes von einer einmotorig­en „Wilga“in die Luft befördert. Deren Pilot Klaus Krah war spontan und ohne sich vorher anzukündig­en vom Nachbar-Flugplatz Alkerslebe­n herübergek­ommen.

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FOTO: MICHAEL GRÜBNER Sophia Dienst aus Troistedt, eine der Nachwuchs-Pilotinnen des FCBB, auf dem erstmals öffentlich gezeigten Schulgleit­er. www.ta-weimar.de

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