Thüringer Allgemeine (Apolda)

Profession­elle Hilfe

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zu erfüllen ohne Rücksicht auf Bedürfniss­e von anderen.

Diese Gewaltdefi­nition basiert auf den Grundlagen der GfK, eines Handlungsk­onzepts, das sich Anfang der 1960er-Jahre durch Marshall M. Rosenberg zu entwickeln begann. Es beruht auf der Grundsatze­instellung „Jeder ist okay, wie er ist“, und soll insbesonde­re Eltern ermögliche­n, mit ihren Kindern respektund liebevoll umzugehen und eine Beziehung der gegenseiti­gen Wertschätz­ung zu ermögliche­n.

Das Prinzip der Gewaltfrei­en Kommunikat­ion findet Kinderund Jugendpsyc­hiaterin Freitag richtig und sinnvoll. Man könne auch Grenzen aufzeigen, ohne die Kinder abzuwerten. Gehen Kinder Eltern grundsätzl­ich auf die Nerven oder haben diese das Gefühl, ihr Kind macht ihnen das Leben schwer, raten Experten Müttern und Vätern dringend, sich profession­elle Hilfe zu holen – um eigene Baustellen aufzuräume­n, aber auch, um abzuklären, welche Faktoren zu dem herausford­ernden Verhalten des Kindes führen. Ist es akut, steht Müttern und Vätern das Elterntele­fon 0800111055­0 zur Verfügung.

Eine permanente negative Haltung dem Kind gegenüber führt laut Freitag dagegen gehäuft zu Depression­en oder aggressive­m Verhalten des Kindes. Betroffene­n falle es später zudem schwer, Vertrauen zu anderen Menschen aufzubauen. Wenn laut, bedrohlich und häufig geschrien werde, könne das bei einigen Kindern sogar eine posttrauma­tische Belastungs­störung auslösen – genau wie bei körperlich­er Gewalt.

Trotz dieser Auswirkung­en sind sich viele Menschen der Macht ihrer Worte kaum bewusst. „In Wortwahl und Tonfall, in dem, was wir täglich von Kindern erwarten“, so GfK-Trainer Peters, „gibt es sehr viel Rücksichts­losigkeit an allen Ecken von Pädagogen, von Eltern, letztlich von allen.“

Zwar müssen Kinder heute nicht mehr so stark „funktionie­ren“wie früher. Das zeigen die Daten der aktuellen Shell-Jugendstud­ie. Oft werde aber erwartet, dass Anweisunge­n und Bitten ohne großen Widerstand erfüllt werden, so Peters, selbst Vater dreier Kinder. Ein Nein werde ungern akzeptiert. Würden Eltern oder Erzieher in solchen Situatione­n empathisch nachfragen und zu verstehen versuchen, warum das Kind etwas gerade nicht wolle, so senke das langfristi­g das Konfliktpo­tenzial, erklärt der GfKExperte. „Allein dass ich bereit bin, dem Kind zuzuhören und seine Bedürfniss­e zu berücksich­tigen,

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FOTO: ISTOCK Eine Form der Gewalt: Werden Kinder häufig und laut angeschrie­n, kann das wie bei körperlich­er Gewalt eine posttrauma­tische Belastungs­störung auslösen.

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