Kovac von Spielern und Fans gefeiert
Trainer hat großen Anteil am souveränen Sieg des FC Bayern. Uli Hoeneß gibt ihm Jobgarantie für die nächste Saison
Niko Kovac durfte an diesem Abend die Sympathien der Fans in vollen Zügen genießen. Seine Mannschaft hatte sich bereits vor der Ostkurve des Olympiastadions eingefunden, als die Anhänger plötzlich skandierten: „Niko auf den Zaun!“Den gibt es dort zwar nicht, doch der Trainer des FC Bayern kam dem Wunsch der Münchener Fans nach Nähe dennoch gerne nach, indem er sich mit einem roten Megafon vor die Bande stellte, um zu ihnen zu sprechen. Er verneigte sich und sagte: „Ohne euch wäre es nicht möglich gewesen, ich kann euch gar nicht sagen, wie stolz ich auf euch bin.“Er bedankte sich damit bei den Fans, und sie sich wiederum bei ihm, dem wohl größten Gewinner beim 3:0 (1:0)-Pokaltriumph über RB Leipzig.
Als er wenig später am Samstag den Presseraum betrat, trug er ein auffälliges Lächeln im Gesicht, das vielleicht auch von Genugtuung zeugte. Der 47-Jährige wirkte glücklich. Erleichtert. Wie von einer Zentnerlast befreit. „Ich bin froh, dass dieses Jahr ein Happy End genommen hat“, sagte er nach dem DoubleGewinn. „Ich freue mich auf den Urlaub. Es war eine anstrengende Saison.“
Während Vorstandschef KarlHeinz Rummenigge einen Verbleib Kovacs nur andeutete, hat ihm Uli Hoeneß gestern bei Sky Sport News eine Jobgarantie gegeben: „Es ist ja wohl gar keine Frage, dass unser Trainer nächste Saison Niko Kovac heißt.“
Kurios wurde es spätabends auf der Pokalsieger-Party: Rummenigge bedankte sich während seiner Bankettrede zwar bei den Münchner Spielern, erwähnte den Namen Niko Kovac dabei jedoch in keinem Satz. Der Erfolgstrainer hatte aber guten Grund, mit diesem Fauxpas des Bayern-Chefkritikers gelassen umzugehen. Kovac hat durch diesen Triumph die großen Diskussionen um seine Person vorerst verstummen lassen. 2018 hatte er als Trainer von Eintracht Frankfurt das Pokal-Endspiel gegen seinen künftigen Arbeitgeber gewonnen. Nun verteidigte er persönlich diesen Titel mit den Münchnern in seiner Geburtsstadt Berlin.
Es war ein über weite Strecken äußerst temporeiches Duell, das die beiden Teams im 76. Pokalfinale boten. Die Mannschaft von RB Leipzig trat bei der ersten Endspiel-Teilnahme im zehnten Jahr nach der Vereinsgründung vor allem in der ersten halben Stunde mutig, entschlossen und offensiv auf. Der Bayern-Sieg durch Tore von Robert Lewandowski (29./85.) und Kingsley Coman (77.) fiel am Ende zu deutlich aus. Was aber auch daran lag, dass Nationaltorwart Manuel Neuer, der erstmals nach 41 Tagen Verletzungspause wieder im Einsatz war, spektakuläre Paraden zeigte. Kovac lobte RB nach dem Spiel: „Es war der schwerstmögliche Gegner, den wir bekommen konnten“, sagte er.
Eine bemerkenswerte Rückserie hat Kovac mit den Bayern hingelegt. Neun Punkte Rückstand auf Borussia Dortmund wurden aufgeholt. Einige Zeit hatte es wohl niemand für möglich gehalten, dass der Club diese Saison mit zwei Titeln beenden würde. Der sportliche Makel der Spielzeit bleibt das Aus im Champions-League-Achtelfinale gegen den FC Liverpool.