Thüringer Allgemeine (Apolda)

Die Stunde der Kandidaten

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14.106 Stimmen, mehr als doppelt so viele wie die Landrätin: So lautete am Sonntag im schönen Weimarer Land das Wahlergebn­is für das Kreistagsm­itglied Mike Mohring.

Das Rekorderge­bnis sollte als neuerliche­r Beleg für eine alte These des CDU-Landes- und Fraktionsc­hefs dienen: Wenn ihn die Menschen wirklich kennen, vertrauen sie ihm auch.

Da mag etwas dran sein. Dennoch scheint das mit dem Vertrauen jenseits von Apolda sehr schwer zu sein. Obwohl Mohring mit gut 60 Prozent über einen recht hohen Bekannthei­tsgrad verfügt, wollen ihn nur 13 Prozent der Thüringer als Ministerpr­äsidenten haben. Selbst der zumeist kluge und empathisch­e Umgang mit seiner Krebserkra­nkung hat ihm bislang keine messbaren Sympathiep­unkte gebracht.

Auf der anderen Seite ist der Amtsbonus des linken Regierungs­chefs zwar auch nicht berauschen­d, andere Regenten haben da höhere Werte. Trotzdem reicht Bodo Ramelows Popularitä­t aus, um seine Partei im politische­n Spiel zu halten.

Damit bestätigt die Umfrage die Erkenntnis, die diese Wahl entscheide­n könnte: Gerade im Osten, wo die Parteien seit jeher wenig Bindungskr­aft entfalten, und gerade jetzt, da AfD und Grüne die politische Landschaft umpflügen, kommt es noch stärker auf die Kandidaten an.

Programm, Strategie, Kommunikat­ion: Das alles bleibt wichtig. Doch der Persönlich­keitsfakto­r wird größer – vor allem dann, wenn es knapp wird.

Und knapp dürfte es nach der Landtagswa­hl am 27. Oktober werden, zumindest in dieser Prognose sind sich alle im Politikbet­rieb einig. Darum wird sich die Linke komplett auf Ramelow konzentrie­ren, derweil Mohring weiter versuchen muss, beliebter zu werden.

Eines lässt sich dazu schon jetzt sagen: Mehr Talkshows dürfen dabei kaum helfen.

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