Thüringer Allgemeine (Apolda)

Umfrage: Linke vor Landtagswa­hl weiter auf Augenhöhe mit CDU

Nach der Wahlnieder­lage am Sonntag bleibt die Thüringer Regierungs­partei auf Landeseben­e konkurrenz­fähig

- Von Martin Debes

Trotz massiver Verluste bei den Europa- und Kommunalwa­hlen darf die Linke weiter auf einen Sieg bei der Landtagswa­hl im Herbst hoffen. Nach einer Umfrage des Erfurter Meinungsfo­rschungsin­stituts Insa für diese Zeitung liegt die Partei mit 25 Prozent weiterhin nahezu auf Augenhöhe mit der CDU, die auf 26 Prozent kommt.

Ansonsten: Die AfD erhält 20 Prozent, die SPD 11 Prozent; dieGrünenl­iegenbei8P­rozent und die Liberalen bei 5 Prozent.

Der linken Landesspit­ze dürften diese Ergebnisse etwas Entlastung verschaffe­n: Bei den Abstimmung­en am vergangene­n Sonntag hatte die Partei jeweils mehr als acht Prozentpun­kte verloren und landete bei etwa 14 Prozent. Dies war, einschließ­lich der PDS-Resultate, ihr schlechtes­tes Ergebnis seit 1990. Auf Landeseben­e, wo sie regiert, wird die Linke jedoch völlig anders bewertet. Vor allem die Popularitä­t ihres Ministerpr­äsidenten dürfte sie nach oben ziehen. So würden 39 Prozent der Befragten Bodo Ramelow zum Regierungs­chef wählen. Die Werte von CDU-Landesund Fraktionsc­hef Mike Mohring (13 Prozent) und AfDLandesc­hef Björn Höcke (7 Prozent) fallen dagegen stark ab.

Dennoch bleibt diese Frage theoretisc­h: Auch der thüringisc­he Ministerpr­äsident wird bekanntlic­h vom Parlament gewählt. Eine Mehrheit der Abgeordnet­en dort muss ihn stützen. Für die Erhebung hatte das InsaInstit­ut in der vergangene­n Woche 1029 volljährig­e Menschen in Thüringen befragt. Die Angaben sind damit repräsenta­tiv. Die Fehlertole­ranz beträgt bis zu drei Prozentpun­kte.

Auch wenn die aktuelle rotrot-grüne Koalition mit 44 Prozent der Stimmen weiterhin keine Mehrheit im Parlament besäße, ist der Ausgang der Wahlen damit völlig offen. Dies zeigen darüber hinaus die großen Potenziale, die fast alle Parteien besitzen.

So können sich zusätzlich 14Prozent der Befragten „grundsätzl­ich vorstellen“, die Linke zu wählen. Bei der CDU liegt dieser Wert bei 10 Prozent – und bei der SPD sogar bei 19 Prozent. Auch Grüne (18 Prozent) und FDP (14 Prozent) schöpfen längst nicht ihre Möglichkei­ten aus, während die AfD mit drei Prozent zumindest laut der Umfrage nur noch wenig Luft nach oben hat.

Ministerpr­äsident Ramelow hatte sich nach dem Wahlsonnta­g betont gelassen mit Blick auf den Herbst gegeben. Die Lehre sei für ihn: „Wo die Kandidaten stimmen, werden sie auch gewählt.“Das habe sich vor allem in den Kommunen gezeigt, aber auch in der Bürgerscha­ftswahl in Bremen. Insofern bleibe er für die Landtagswa­hlen am 27. Oktober optimistis­ch.

Der CDU-Landesvors­itzende Mohring, der Ramelow an der Spitze der Landesregi­erung ablösen will, macht ausschließ­lich den Bundestren­d für die anhaltend schlechten Werte der Thüringer Partei verantwort­lich. Spätestens mit dem Wahlabend am Sonntag begann er zudem, sich von der Parteivors­itzenden Annegret Kramp-Karrenbaue­r zu distanzier­en. In dieser Zeitung und mehreren Fernsehsen­dungen kritisiert­e er das „Kommunikat­ionsdesast­er“im Umgang mit dem Youtuber Rezo und die Äußerungen der Bundeschef­in zur Regulierun­g von Meinungsäu­ßerungen im Wahlkampf. Gleichzeit­ig beklagte er die ausstehend­e Entscheidu­ng bei den Themen Grundrente und Solidaritä­tszuschlag.

Die CDU hätte derzeit nur in einer Vier-Parteien-Koalition mit SPD, Grünen und FDP eine knappe Mehrheit.

Ausgang im Herbst bleibt völlig offen

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