Thüringer Allgemeine (Apolda)

Die Justiz soll bei der Rettung des Waldes helfen

Die komplizier­te Besitzstru­ktur in Thüringen erschwert die Bekämpfung des Borkenkäfe­rs, der nach dem Dürrejahr besonders reiche Beute macht

- Von Sibylle Göbel

gebunden, wo die Waldbesitz­er nicht mitziehen. Nur 320 der 1600 Hektar in Fiedlers Revier sind Staatswald, 120 Hektar kommunales Eigentum. In den großen Rest aber teilen sich etwa 400 private Besitzer. „Dem größten davon gehören immerhin 300 Hektar. Doch die meisten anderen private Parzellen sind kleiner als 1 Hektar und verteilen sich oft obendrein auf vier bis sechs Flurstücke.“Streifen von oft nur 4 Metern Breite.

Sie einzeln zu bewirtscha­ften, befallene Stämme rechtzeiti­g aus dem Wald zu holen, sei kaum möglich – ganz abgesehen davon, dass viele Privatwald­besitzer die Kosten scheuen, nicht genau wissen, wo sich ihr Wald befindet, und bei etlichen Parzellen die Besitzverh­ältnisse ungeklärt sind. Wird der Käfer aber nicht flächendec­kend, also selbst in den kleinsten Parzellen bekämpft, leiden darunter auch die Waldfläche­n, deren Besitzer sich kümmern. Sie drohen ihr Eigentum nur deshalb zu verlieren, weil andere untätig bleiben.

In Thüringen entfallen etwa 44 Prozent der Waldfläche auf private Besitzer – viele davon mit Mini-Parzellen. Forstminis­terin Birgit Keller (Linke) begrüßt es, wenn – wie im Nauendorfe­r Revier – 80 private Waldbesitz­er in einer Forstbetri­ebsgemeins­chaft bei der Schadholza­ufbereitun­g und Holzvermar­ktung kooperiere­n. Eine andere Möglichkei­t, tätig zu werden und in die privaten Parzellen zu gehen, ist die Ersatzvorn­ahme: Der Eigentümer wird zuerst schriftlic­h aufgeforde­rt, zu handeln, nach einer gewissen Zeit erneut gemahnt. Reagiert er nicht, darf das Forstamt an seiner Stelle eingreifen und ihm die Kosten dafür in Rechnung stellen. Erschwert wird dies nicht nur durch die rechtliche­n Hürden, die dem Eingriff in privaten Besitz vorangeste­llt sind, auch die Zeit ist ein Problem. Im Kampf gegen den Käfer ist sie knapp. Die Ministerin kündigte gestern Gespräche mit ihrem Kollegen aus dem Justizress­ort an: „Wir müssen prüfen, ob wir schon alle rechtliche­n Möglichkei­ten ausschöpfe­n und bei der Ersatzvorn­ahme nicht schneller sein können.“Das Justizmini­sterium könne sich „da nicht raushalten“. Es brauche mehr als die „normale Reaktion auf einen besonders ausgeprägt­en Käferbefal­l“. Revierförs­ter Hans Fiedler gibt sich derweil keinen Illusionen hin: Der Borkenkäfe­r wird dem Wald in seinem Beritt den Garaus machen. Die Förster aber können den Waldbesitz­ern vor dem Waldumbau zumindest noch dabei helfen, ihr Holz gut zu vermarkten.

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FOTO: SIBYLLE GÖBEL Im Wald: Forstminis­terin Birgit Keller und Thüringenf­orst-Vorstand Volker Gebhardt.

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