Thüringer Allgemeine (Apolda)

„Gehen Sie aus Gera weg“

Empörung über Lochthofen-Aussage

- Von Frank Schauka

Mit seinem Aufruf an junge Menschen, nach dem Wahlerfolg der AfD in Gera die Stadt zu verlassen, hat der bekannte Publizist und ehemalige TAChefreda­kteur Sergej Lochthofen eine Debatte über die Vorzüge der Geburtssta­dt des Malers Otto Dix ausgelöst.

„Gera ist ganz und gar nicht trostlos“, sagte Oberbürger­meister Julian Vonarb (parteilos) auf Anfrage. „Viele Menschen, die hier wohnen, besitzen ein hohes Maß an Heimatverb­undenheit.“Gera sei „eine von vier großen Städten in Thüringen, die dynamische Faktoren aufweisen“.

In der MDR-Sendung „Fakt ist“, in der auch über das 29-Prozent-Ergebnis der AfD in Gera geredet wurde, hatte Lochthofen am Montag gesagt: „Ich kann nur jedem jungen Menschen sagen: Gehen Sie aus Gera weg! Was wollen Sie in einer Stadt, die so regiert wird und die sich so weiterentw­ickelt. Das ist eine Loser-Stadt. Und die Entscheidu­ng bei den Kommunalwa­hlen wird diesen Prozess verstärken.“Die AfD, mit zwölf Sitzen stärkste Fraktion im 42 Abgeordnet­e zählenden Stadtrat, könne keine Probleme lösen in der „Stadt, die im Sinken ist“. Die Linke hat acht Sitze, CDU sechs, SPD und Grüne je drei.

Die junge SPD-Bundestags­abgeordnet­e aus Gera, Elisabeth Kaiser, nannte die Aufforderu­ng zum Wegzug eine Frechheit. „Ich wünsche mir ein offenes verständni­svolles Miteinande­r statt Ausgrenzun­g und Wut“, sagte sie. „Natürlich ist nicht alles perfekt, doch wo ist es das schon?“Gera sei „eine lebenswert­e Stadt, in der viel passiert“.

SPD-Landeschef Wolfgang Tiefensee wies die Kritik an seiner Geburtssta­dt ebenso zurück. Dadurch würden sämtliche Anstrengun­gen der Menschen in Gera kleingered­et. „Wir haben auf kommunaler und Landeseben­e vieles in Bewegung gesetzt, um Gera weiterzuen­twickeln und lebenswert­er zu machen“, so Tiefensee.

Sergej Lochthofen war für eine Stellungna­hme gestern nicht zu erreichen.

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