„Gehen Sie aus Gera weg“
Empörung über Lochthofen-Aussage
Mit seinem Aufruf an junge Menschen, nach dem Wahlerfolg der AfD in Gera die Stadt zu verlassen, hat der bekannte Publizist und ehemalige TAChefredakteur Sergej Lochthofen eine Debatte über die Vorzüge der Geburtsstadt des Malers Otto Dix ausgelöst.
„Gera ist ganz und gar nicht trostlos“, sagte Oberbürgermeister Julian Vonarb (parteilos) auf Anfrage. „Viele Menschen, die hier wohnen, besitzen ein hohes Maß an Heimatverbundenheit.“Gera sei „eine von vier großen Städten in Thüringen, die dynamische Faktoren aufweisen“.
In der MDR-Sendung „Fakt ist“, in der auch über das 29-Prozent-Ergebnis der AfD in Gera geredet wurde, hatte Lochthofen am Montag gesagt: „Ich kann nur jedem jungen Menschen sagen: Gehen Sie aus Gera weg! Was wollen Sie in einer Stadt, die so regiert wird und die sich so weiterentwickelt. Das ist eine Loser-Stadt. Und die Entscheidung bei den Kommunalwahlen wird diesen Prozess verstärken.“Die AfD, mit zwölf Sitzen stärkste Fraktion im 42 Abgeordnete zählenden Stadtrat, könne keine Probleme lösen in der „Stadt, die im Sinken ist“. Die Linke hat acht Sitze, CDU sechs, SPD und Grüne je drei.
Die junge SPD-Bundestagsabgeordnete aus Gera, Elisabeth Kaiser, nannte die Aufforderung zum Wegzug eine Frechheit. „Ich wünsche mir ein offenes verständnisvolles Miteinander statt Ausgrenzung und Wut“, sagte sie. „Natürlich ist nicht alles perfekt, doch wo ist es das schon?“Gera sei „eine lebenswerte Stadt, in der viel passiert“.
SPD-Landeschef Wolfgang Tiefensee wies die Kritik an seiner Geburtsstadt ebenso zurück. Dadurch würden sämtliche Anstrengungen der Menschen in Gera kleingeredet. „Wir haben auf kommunaler und Landesebene vieles in Bewegung gesetzt, um Gera weiterzuentwickeln und lebenswerter zu machen“, so Tiefensee.
Sergej Lochthofen war für eine Stellungnahme gestern nicht zu erreichen.