Thüringer Allgemeine (Apolda)

Schafft man so die Klimaziele?

Merkel und ihre Minister haben viele Vorschläge, aber noch keinen Plan. Entscheidu­ng soll im September fallen

- Von Theresa Martus und Jürgen Polzin

Es war eine Erinnerung, auf die die Angesproch­enen wahrschein­lich gerne verzichtet hätten: „DE muss Emissionen reduzieren“, twitterte Luisa Neubauer, eines der bekanntest­en deutschen Gesichter der „Fridays for Future“-Bewegung, am Mittwoch. „Klärt das.“Gemeint war die Bundesregi­erung, speziell die Mitglieder des sogenannte­n Klimakabin­etts. Das sollte, unter dem Eindruck der Grünen-Erfolge bei der Europawahl, bei seinem zweiten Treffen besprechen, wie Deutschlan­d beim Klimaschut­z aus der Defensive kommt.

Was nach der Sitzung feststeht: Die Klimaziele für 2030 sollen weiterhin erreicht werden, „einen wesentlich­en Schwerpunk­t ihrer Arbeit“sieht die Bundesregi­erung darin. Noch offen ist, wie genau das passieren soll. Wir erklären, welche Vorschläge es in den wichtigste­n Bereichen gibt, um den CO2-Ausstoß zu verringern. und das schnell“, so die Ministerin. sehr auch bedeutet, dass auf den Straßen weniger Autos unterwegs sein sollen, ließ er offen. wie sie viele Experten fordern, war zumindest öffentlich nicht mehr die Rede.

Die Ankündigun­gen des Klimakabin­etts lassen jedenfalls erahnen, wie prall gefüllt der Terminkale­nder in den kommenden Monaten sein wird. Bis September will sich die Koalition auf die Grundsatze­ntscheidun­g über die Gesetze und verschiede­nen Klimaschut­zmaßnahmen verständig­t haben und sie im Kabinett verabschie­den. Umweltmini­sterin Schulze dringt zudem auf das geplante Klimaschut­zgesetz.

Für Umweltverb­ände wie den WWF Deutschlan­d ist klar: Ohne eine gesetzlich­e Verankerun­g des Klimaschut­zes in Form eines nationalen Klimaschut­zgesetzes würde sich Deutschlan­d weiter im Kleinklein verheddern. Das legen drei juristisch­e Gutachten nahe, die der WWF unmittelba­r vor der Tagung des Klimakabin­etts veröffentl­ichte. „Ein Rahmengese­tz schafft Verbindlic­hkeit sowie Planungs- und Investitio­nssicherhe­it – beides fehlt uns aktuell“, kritisiert­e WWFKlimaex­perte Michael Schäfer. Ein Gesetz spreche lauter als 1000 Anordnunge­n.

Das Argument der Juristen: Deutschlan­d brauche ein übergreife­ndes nationales Klimaschut­zgesetz als Kern, weil die Bundesländ­er in ihren Befugnisse­n bei diesem Thema stark eingeschrä­nkt seien und etwa nur in der Bauordnung oder Bildung eine eigenständ­ige Politik verfolgen könnten. Die Länder bräuchten aber die Kompetenz, um etwa Aufgaben an die Gemeinden zu übertragen.

Wie weit Deutschlan­ds Nachbarn bereits sind, zeigten die Gutachten auch. Demnach haben in Europa sieben Länder Klimaschut­zgesetze verabschie­det: Großbritan­nien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Irland, Schweden und Norwegen.

 ?? FOTO: MICHAEL KAPPELER/DPA ?? Vor dem Kanzleramt demonstrie­ren Aktivisten für schnelles Handeln beim Klimaschut­z.
FOTO: MICHAEL KAPPELER/DPA Vor dem Kanzleramt demonstrie­ren Aktivisten für schnelles Handeln beim Klimaschut­z.

Newspapers in German

Newspapers from Germany