Thüringer Allgemeine (Apolda)

Vorwürfe gegen Trump bleiben im Raum

Sonderermi­ttler Robert Mueller setzt öffentlich erste und letzte Duftmarke gegen den US-Präsidente­n

- Von Dirk Hautkapp

Zwei Jahre hatte das politische Washington auf diesen Moment gewartet. Gestern kam er völlig überrasche­nd – und war nach zehn Minuten wieder vorbei. Robert Mueller, Sonderermi­ttler in der Russland-Affäre und bis dato eisern verschwieg­en, trat im Justizmini­sterium zum Abschied von seiner öffentlich­en Laufbahn vor die Presse. Er bilanziert­e die Untersuchu­ngen, die bis vor Kurzem wie eine dunkle Gewitterwo­lke über der Präsidents­chaft Donald Trumps hingen.

Mueller betonte, dass der unter seiner Verantwort­ung vor zwei Monaten auf 448 Seiten vorgelegte Abschlussb­ericht über Einmischun­gsversuche Russlands in die US-Wahlen 2016 „für sich spricht“. Was den von ihm und seinen Top-Ermittlern als „nicht hinreichen­d“belegbar bezeichnet­en Verdacht der strafbaren Zusammenar­beit von Team Trump mit Moskau angeht sowie den Vorwurf der Justizbehi­nderung durch den Präsidente­n, machte Mueller klar: Er will nicht, wie von den opposition­ellen Demokraten vehement gefordert, im Kongress zu einer Anhörung erscheinen. „Keine Aussage würde über unseren Report hinausgehe­n“, erklärte er, „wir haben unsere Worte sorgfältig gewählt.“

So sorgfältig, dass er gleichwohl einige unbedingt wiederhole­n wollte. Nicht ein einziges Mal nahm Robert Mueller den Trump-Spruch „no collusion, no obstructio­n“(keine konspirati­ve Zusammenar­beit, keine Justizbehi­nderung) in den Mund.

Wörtlich sagte er jedoch: „Wir haben kein Urteil darüber gefällt, ob der Präsident ein Verbrechen begangen hat.“Wären wir „überzeugt gewesen“, einen strafrecht­lich relevanten Verstoß des Präsidente­n „eindeutig“ausschließ­en zu können, fügte er hinzu, „hätten wir es gesagt“. Hintergrun­d: In seinem Bericht werden minutiös zehn Vorfälle (etwa die Entlassung von FBI-Chef James Comey durch Trump und die versuchte Beeinfluss­ung von Rechtsbera­ter Don McGahn) aufgeliste­t, die nach Ansicht von Top-Juristen den Tatbestand der Justizbehi­nderung erfüllen und laut Experten im TV-Sender ABC nur einen Umkehrschl­uss zulassen: „Wäre Donald Trump nicht Präsident, wäre er längst angeklagt worden.“Trumps Replik geriet wie erwartet: „Es gab nicht genügend Beweise“, twitterte er, „und darum ist ein Mensch in unserem Land unschuldig. Der Fall ist abgeschlos­sen. Danke!“

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