Thüringer Allgemeine (Apolda)

Tod einer Journalist­in

Der neue Krimi von Joël Dicker vereint Spannung und Geheimnis zu einem langen Lesevergnü­gen

- Von Christof Bock

Es ist ein schöner Sommeraben­d des Jahres 1994, als im feinen US-Badeort Orphea ein Mord im Haus des Bürgermeis­ters passiert. Und keiner bekommt etwas mit. Denn das Verbrechen inmitten der Ostküsteni­dylle fällt mit dem ersten Theaterfes­tival in der Geschichte der Kleinstadt zusammen. Mitten auf dem Bürgerstei­g wird eine Joggerin mit Kopfschuss gefunden. Hinter einer eingetrete­nen Haustür liegen die Leichen des Bürgermeis­ters, seiner Frau und seines kleinen Sohnes – allesamt erschossen. Vom Täter keine Spur. Für die jungen Polizisten Derek Scott und Jesse Rosenberg ist es ihr erster großer Fall. Ein Verbrechen, das ihrer beider Leben verändern wird. 20 Jahre später wird sie noch einmal einholen, was damals geschah.

„Das Verschwind­en der Stephanie Mailer“ist der vierte Roman des Schweizer Autors Joël Dicker. Der 1985 in Genf geborene Senkrechts­tarter der Literatur-Szene hat mit dem Krimi „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“und dem Familienep­os „Die Geschichte der Baltimores“bereits Bestseller gelandet, die sich mehr als sechs Millionen Mal verkauften.

Dicker hat inzwischen eine feste Handschrif­t entwickelt. Das großzügige Haus in den Hamptons ist als Schauplatz nicht wegzudenke­n, ein Schriftste­ller mit Schreibkri­se muss vorkommen, ebenso zwielichti­ge Polizisten. Alles ist verpackt in eine Handlung, die in immer neuen Zeitsprüng­en um ein blutiges Haupt-Ereignis kreist. Ein Heer von Nebenfigur­en liefert die nötige Verwirrung, um die Spannung am Laufen zu halten – und ein düsteres Geheimnis nach dem anderen aufzubauen und zu lüften. Zum engeren Kreis der Handelnden gehören nicht weniger als 30 Leute.

Geschickt verwebt Joël Dicker den Vermissten­fall Stephanie Mailer im Jahr 2014 mit dem Vierfachmo­rd von 1994, der offenbar doch ganz andere Motive hatte als angenommen und von der Polizei verkündet. Was wollte die Lokaljourn­alistin Stephanie aufdecken? Warum suchte sie Hilfe bei der Polizei? Was meinte sie mit dem Satz vor ihrem Verschwind­en: „Die Lösung lag genau vor Ihren Augen, Captain Rosenberg. Sie haben sie einfach nicht gesehen.“

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany