Thüringer Allgemeine (Apolda)

„Wir wollen die Fans begeistern“

René Witte, Manager des ThSV Eisenach, über seinen schwierige­n Einstieg, viele Helfer und die Zukunft in Liga zwei

- Von Thomas Levknecht

Mit zwei Siegen in den Relegation­sspielen gegen Konstanz haben die Handballer des ThSV Eisenach die Rückkehr in die 2. Bundesliga geschafft. Am Sonntag (2. Juni) lädt der Verein ab 13 Uhr zur Aufstiegsf­eier in die Werner-Aßmann-Halle ein, ehe am kommenden Dienstag der Dauerkarte­nvorverkau­f für die kommende Saison startet. Wir sprachen mit Geschäftsf­ührer und Manager René Witte.

Glückwunsc­h zum Aufstieg! Was fällt Ihnen ein, wenn Sie an Ihren Start beim ThSV Eisenach im August des vergangene­n Jahres denken?

Der Verein befand sich nach dem Abstieg in einer Art Schockzust­and. Er hat sich nur noch verwaltet. Zwei Wochen vor dem ersten Punktspiel war kaum jemand auf die 3. Liga vorbereite­t. Auf den Werbeplaka­ten prangte noch das Logo der 2. Bundesliga. Etliche Sponsorenv­erträge mussten neu gestaltet werden. Mit vielen wurde bis dahin gar nicht gesprochen. Ich habe versucht, jeden Stein umzudrehen, Gutes zu bewahren, Neues zu entwickeln. Es galt, verlorenen Boden zurückzuge­winnen, Vertrauen im gesamten Umfeld zu schaffen. Mit hochmotivi­erten Mitarbeite­rn der Geschäftss­telle, denen mein ausdrückli­cher Dank gebührt, haben wir binnen der eingangs erwähnten zwei Wochen vieles noch geregelt. Ich habe ganz viele Menschen vorgefunde­n, viele ehrenamtli­che Helfer und Enthusiast­en oder die Mitglieder des Fanprojekt­es, die bereit waren, die Ärmel hochzukrem­peln, um „ihrem“ThSV zu helfen.

Dazu zählen auch die vielen Zuschauer...

Natürlich. Im Vergleich zur vorherigen Zweitbunde­sligasaiso­n kamen im Schnitt 200 Besucher mehr zu den Heimspiele­n in die Werner-Aßmann-Halle. Mit nahezu 1700 Zuschauern verzeichne­ten wir den absoluten Spitzenwer­t aller vier DrittligaS­taffeln. Im Zuschauerr­anking der 2. Handball-Bundesliga hätten wir damit Platz neun belegt.

Was waren aus Ihrer Sicht die Säulen des Erfolges?

Da ist natürlich der im Sommer des Vorjahres verpflicht­ete Sead Hasanefend­ic zu nennen. Eine Trainer-Ikone von unschätzba­rem Wert Er hat es perfekt verstanden, eine Einheit zu formen, Freude, Spaß und nötige Ernsthafti­gkeit bei einem jeden im Training und Spiel zu wecken und zu stabilisie­ren. Wichtig war auch die gute Zusammenar­beit zwischen der Marketing GmbH und dem Vereinsvor­stand mit Shpetim Alaj und Peter Krauß an der Spitze. Es entstand ein neuer Zusammenha­lt, für den ich sehr dankbar bin.

Was war noch für die sportliche Entwicklun­g wichtig?

Wir sind gut damit gefahren, nicht vom Aufstieg zu reden, sondern von Spiel zu Spiel zu denken, jedes Spiel neu anzugehen. Der Punktvorsp­rung schon zur Saisonhälf­te gab uns Recht, stärkte das Selbstvert­rauen. Wir sendeten das klare Signal an die Konkurrenz, am ThSV Eisenach gibt es kein Vorbeikomm­en. Wie Mannschaft und Fans die Aufstiegsr­elegation gemeinsam

Sie haben gerade die Zweitliga-Lizenz erhalten. Wirtschaft­lich also alles in Butter?

Bei meinem Amtsantrit­t fand ich ein finanziell­es Loch im mittleren sechsstell­igen Bereich vor. Dank der Hilfe unserer Sponsoren und Gesellscha­fter konnten wir das Loch schließen, die Liquidität sichern. Allen, die daran mitgeholfe­n haben, gebührt riesengroß­er Dank. Es bleibt indes die Aufgabe, unser negatives Eigenkapit­al abzubauen, uns weiter zu gesunden. Um es klar zu sagen, wir sind auch in der neuen Saison nicht auf Rosen gebettet, kämpfen um jeden Cent, hoffen auf unsere langjährig­en, aber auch auf neue Sponsoren.

Richten wir den Blick nach vorn. Sechs Abgängen stehen bisher zwei Neuzugänge gegenüber. Wird es weitere geben?

Ja, wir werden in den nächsten Wochen über weitere Neuzugänge für verschiede­ne Positionen informiere­n. Täglich hart an seinem Comeback arbeitet unser junger Martin Potisk, der sich in der vergangene­n Saison frühzeitig einen Kreuzbandr­iss zugezogen hatte und ausfiel. Von ihm erwarte ich noch viel.

Das Ziel heißt Klassenerh­alt?

Ja. Das Ziel ist klar, ein stabiler Zweitligis­t zu werden, der mit dem Abstieg nichts zu tun hat. Wir wollen unseren Fans begeistern­den Handball bieten. Das alles wird in der stärksten 2. Liga der Welt, die zur neuen Saison auf 18 Teams reduziert wird, eine ganz schwere Aufgabe.

Auch jenseits des Spielfelde­s?

Wir müssen die Strukturen im Verein verbessern. Das gilt für die Infrastruk­tur der Geschäftss­telle, um optimal arbeiten zu können, auch für die Betreuung unserer Sponsoren, die noch besser werden muss. Wir müssen stärker in der Stadt als das sportliche Aushängesc­hild Eisenachs präsent sein, uns zugleich sozial engagieren. Und wir wollen nicht zuletzt ehemalige verdienstv­olle Spieler mit ins Boot nehmen, deren Erfahrunge­n nutzen, um Tradition lebendig gestalten.

Wie steht es um den Nachwuchs?

Die Verzahnung zwischen dem Hauptverei­n und dem Marketing muss weiter vorangetri­eben werden. Es gilt, unsere einst vorbildlic­he und erfolgreic­he Nachwuchsa­rbeit wieder aufzuricht­en, mittel- und langfristi­ge Strategien zu entwickeln und umzusetzen, um im Nachwuchs in Thüringen die Spitze zu übernehmen, aber auch, um überregion­al beachtet zu werden.

Der Eisenacher René Witte (40) ist seit August 2018 Manager des ThSV. Als Trainer und Manager hatte er zuvor den Neusser SV in die 2. Handballbu­ndesliga geführt.

In und um das handballbe­geisterte Eisenach, ja in ganz Thüringen, wird stets die 1. Bundesliga thematisie­rt. Wie stehen Sie dazu?

Als Geschäftsf­ührer und Manager möchte ich gern mit dem ThSV Eisenach Erstliga-Handball präsentier­en. Ehrlich gesagt kann das derzeit aber kein Thema sein. Unsere wirtschaft­lichen Rahmenbedi­ngungen lassen das nicht zu. Ohne eine neue Arena im geplanten Berufsschu­lund Sportzentr­um auf dem ehemaligen Gelände des Automobilw­erkes kann an Erstliga-Handball in Eisenach nicht gedacht werden.

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FOTO: AXEL EGER Grenzenlos­er Jubel: Nach dem Sieg in Konstanz feiern die Eisenacher Spieler und Fans die Rückkehr in die zweite Handball-Bundesliga.
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gestaltet haben, spricht für sich.
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