Lundershausen zur Vize-Präsidentin gewählt
Bundesärztekammer soll sich dem wachsenden Druck durch die Bundespolitik und den neuen Erwartungen junger Ärzte stellen
Ellen Lundershausen, Präsidentin der Landesärztekammer, ist jetzt auch Vize-Präsidentin der Bundesärztekammer (BÄK). Die 68-jährige Thüringerin wurde am Donnerstag beim Ärztetag in Münster gemeinsam mit dem neuen Präsidenten und Chef des Hartmannbundes, Klaus Reinhardt, und der zweiten Vizepräsidentin Heidrun Gitter aus Bremen in die Führungsriege der Ärztevertretung gewählt. Alle drei bewarben sich im Trio um die Nachfolge von Frank Ulrich Montgomery, der nach acht Jahren als BÄK-Präsident nicht mehr antrat. Gegen mehrere Kandidaten setzte sich der Allgemeinmediziner Reinhard schließlich im dritten Wahlgang knapp mit 124 zu 121 Stimmen durch, erstmals seit Jahrzehnten führt damit wieder ein niedergelassener Arzt die BÄK. Ellen Lundershausen erhielt 126 zu 111 Stimmen.
Die HNO-Ärztin sagte nach der Wahl, man wolle an der Spitze der Bundesärztekammer wieder mehr agieren statt zu reagieren, umso sich so besser gegen den Druck auf die ärztliche Selbstverwaltung durch die Bundespolitik zu wehren. Eine große Herausforderung sehe sie in der Entkommerzialisierung des Gesundheitswesens. Der Begriff der Gesundheitswirtschaft sei ein großer Fehler, mit kranken Menschen dürfe es keine Geschäfte geben. Zudem gehe es um eine neue Gebührenordnung für ärztliche Leistungen und um die bessere Zusammenarbeit von Ärzteverbänden, Kassenärztlichen Vereinigungen und Ärztekammern. Neu orientieren müsse man sich hinsichtlich veränderter Erwartungen bei jungen Ärzten. „Sie arbeiten zum Teil verkürzt, weil sie das große Pensum nicht schaffen. Dem muss das Gesundheitswesen Rechnung tragen. Wir brauchen unbedingt mehr Studienplätze. Andere Bundesländer rüsten hier bereits auf, das Thüringer Wissenschaftsministerium aber verweigert die Mittel“, so Lundershausen. Der Forderung nach mindestens zehn Prozent mehr Studienplätzen schloss sich der Ärztetag an. „Die Versorgung der älter und kränker werdenden Bevölkerung braucht dringend mehr Ärztinnen und Ärzte“, so die Abgeordneten. Ungeachtet ihrer neuen Funktion will Lundershausen wieder für das Präsidium der Landesärztekammer in Thüringen kandidieren. Die konstituierende Kammerversammlung findet am 19. Juni statt.