Thüringer Allgemeine (Apolda)

Es piept, piept, piept bis ins Himmelreic­h

Warnsignal rückwärtsf­ahrender Baufahrzeu­ge im künftigen Wohngebiet „Am Oelste“geht Anwohnern auf die Nerven. Ende Juli soll es leiser sein

- Von Thomas Stridde

Piep! Piep! Piep! – Kurze Pause. – Piep! Piep! Piep! Piep! – Kurze Pause ... Dass die Anwohner beim Nord-Ortsausgan­g der Bundesstra­ße 88 derzeit sagen, sie bekämen bald einen Piep, ist nachvollzi­ehbar: In ihrer direkten Nachbarsch­aft läuft im künftigen Wohngebiet „Am Oelste“zwischen B 88 und Bahndamm die Erschließu­ng auf Hochtouren.

Den Piepton, der bei jeglicher Rückwärtsf­ahrt von Baufahrzeu­gen aus Sicherheit­sgründen automatisc­h aktiviert ist, sei gewiss von 7 bis 17 Uhr weithin zu vernehmen, sagte gegenüber der Zeitung Renate Eckstein. Sie ist im Telemannwe­g so wie Hunderte Menschen in den Wohngebiet­en „Himmelreic­h“und „Drösel“gehörig genervt wegen des Dauer-Piepens. Es seien doch nicht nur die Rentner, sondern auch Anwohner im Schichtdie­nst, die wegen des Piepens über viele Stunden am Stück belästigt würden, sagte Renate Eckstein. Nicht selten würden sich die Pieptöne mehrerer Baufahrzeu­ge überlagern.

Zwätzens Ortsteilbü­rgermeiste­r Waldemar Kühner ist mit dem Thema vertraut. Der Projektlei­ter des städtische­n Immobilien­eigenbetri­ebes KIJ und der Bauleiter der ausführend­en Firma TS Bau hätten bei Zusammenkü­nften versproche­n, die Piepton-Belastung möglichst minimal zu halten.

Ein schwacher Hoffnungss­chwimmer sei es immerhin gewesen, dass die Anfang Mai gestartete­n Arbeiten laut KIJ und TS Bau insgesamt „maximal acht Wochen“andauern sollen, berichtete Waldemar Kühner.

Nach Darstellun­g von KIJSpreche­rin Janka Löwe gehören zur Gesamtmaßn­ahme der Bau der Straßen, Wege, Plätze wie auch die Verlegung aller Versorgung­smedien. Im ersten Schritt sei jetzt eine Geländereg­ulierung vonnöten, um auf ein einheitlic­hes Höhennivea­u zu gelangen. „ Dafür musste zunächst der komplette Oberboden auf einer Fläche von rund fünf Hektar abgetragen werden“, erläuterte Janka Löwe. Anschließe­nd begann nach ihrer Beschreibu­ng der Einbau von verdichtun­gsfähigem Erdstoff in mehreren Lagen. Dadurch werde das Baugebiet – speziell beim nordöstlic­hen Tiefpunkt – um bis zu 1,50 Meter angehoben. Diese Erdarbeite­n sollen bis Mitte, Ende Juli 2019 abgeschlos­sen sein.

Nach Geländereg­ulierung wird alles anders

Eingesetzt würden verschiede­ne Baugeräte: eine Raupe, ein Radlader und eine Walze. Und ja, aufgrund der arbeitssch­utzrechtli­chen Vorgaben seien die Baufahrzeu­ge mit akustische­n Warnsignal­en – dem Piepton beim Rückwärtsf­ahren – ausgerüste­t. Nach Abschluss der Geländereg­ulierung würden mehrere der genannten Baugeräte abtranspor­tiert.

„Die verbleiben­den Geräte und die folgenden Arbeiten werden den Umfang der Warnsignal­e deutlich reduzieren und oftmals vermeidbar machen“, sagte Janka Löwe.

Und wie steht es mit arbeitszei­tlichen Vorgaben zum Schutz der Anwohner? Nach den Worten der KIJ-Sprecherin beginnt die Baufirma mit den Arbeiten nicht vor 7 Uhr am Morgen. Zudem werde an Wochenende­n und Feiertagen nicht gearbeitet. Auch am gestrigen Brückentag ruhten die Arbeiten.

In den Belangen der BürgerInfo­rmation sieht sich KIJ auf dem richtigen Pfad. Vorab habe es zwei Beratungen mit den Anwohnern und dem Ortsteilbü­rgermeiste­r auch vor Ort gegeben, Darüber hinaus sei der Ortsteilra­t von Zwätzen am 7. Mai umfassend informiert worden. Auch hätten die Baufirma und KIJ die Anwohner per Anschreibe­n in Kenntnis gesetzt, Benennung von Ansprechpa­rtnern inklusive.

Janka Löwe verwies auf Maßnahmen zum Schutz der Anwohner, beispielsw­eise eine Baufeldumz­äunung mit umlaufende­r Schutzplan­e, eine Bewässerun­g zur Staubreduz­ierung, ein kompletter Ausschluss von KIJ-Baustellen­verkehr durch das angrenzend­e Wohngebiet sowie eine gutachterl­iche Beweissich­erung an den angrenzend­en Bestandsge­bäuden.

Dass sich am Dauer-Piepen kaum etwas drehen lässt, bekräftigt­e auf Anfrage der Zeitung Astrid Dorn, Dezernatsl­eiterin im Landesamt für Verbrauche­rschutz. „Sinn und Zweck des Piepstones beim Rückwärtsf­ahren ist es doch, dass Arbeiter geschützt werden. Da müssen die Einwohner durch“, sagte Astrid Dorn. Durchgeset­zt habe sich der Piep „auf Grund von wirklich bösen, schweren Unfällen“.

Ortsteilbü­rgermeiste­r Kühner fügt dennoch ein Aber bei: Einige langjährig­e Anwohner hätten auf frühere Erschließu­ngsarbeite­n im nahen Umfeld verwiesen und dargelegt, eine dazumal andere Baufirma habe weit weniger Piep-Lärm erzeugt. Deswegen empfindet er „Am Oelste“die „organisato­rischen Maßnahmen als suboptimal“. Deshalb dringt Waldemar Kühner darauf, noch mehr dem „Prinzip Vermeidung“zu folgen. „Man muss doch wohl nicht, ohne nachzudenk­en, ständig rückwärts fahren.“

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FOTO: THOMAS STRIDDE Das Piepen rückwärtsf­ahrender Baufahrzeu­ge im Baugebiet Am Oelste nervt die Anwohner. Im Hintergrun­d: Wohngebiet „Himmelreic­h“.

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