Thüringer Allgemeine (Apolda)

Im Gegenwind zum Etappensie­g

Erfurter Radsportle­rin Lisa Klein triumphier­t bei der Ladies Tour auf dem Gothaer Hauptmarkt. Kathrin Hammes behauptet Gelb

- Von Axel Lukacsek

Mutter Bianca drückte ihre Tochter ganz fest an sich und überbracht­e die ersten Glückwünsc­he: „Das hast du dir verdient.“Lisa Klein aber war völlig erschöpft und musste sich erst einmal auf das Pflaster des Gothaer Hauptmarkt­es setzen. „Ich bin in Erfurt zu Hause. Da macht man sich mehr Druck. Umso schöner ist es, hier gewonnen zu haben“, sagte die 22-Jährige, die mit einem Vorsprung von zwei Radlängen auf die Polin Marta Lach mit der vierten Etappe der Lotto Thüringen Ladies Tour ihren ersten Etappensie­g dieses Jahres feierte.

Das Gelbe Trikot der Gesamtführ­enden behauptete unterdesse­n Kathrin Hammes. Die Kölnerin rollte nach 115 Kilometern als Tages-17. mit dem Hauptfeld ins Ziel und geht nun als Spitzenrei­terin vor der zwölf Sekunden dahinter liegenden Dänin Pernille Mathiesen in die beiden abschließe­nden Rennen. Die Geraerin Beate Zanner, diesmal mit einem Rückstand von 20 Sekunden auf Platz 31, bleibt in der Gesamtwert­ung Vierte (23 Sekunden zurück).

Noch vor der Sprintwert­ung in Mechterstä­dt, etwa 50 Kilometer vor dem Ziel, setzten sich zwei Fahrerinne­n ab, denen Lisa Klein schließlic­h folgte. Im Materialwa­gen ihrer deutschen Mannschaft Canyon Sram fieberte Heimtraine­r Michael Beckert mit. Als der Vorsprung des Trios auf zwei Minuten angewachse­n war, begannen bei ihm die Hoffnungen auf einen Etappensie­g nun Realität zu werden.

Dabei mussten Klein und ihre beiden Mitstreite­rinnen dem Gegenwind trotzen, während hinten das Feld gemeinsam Sekunde um Sekunde an Boden gut machte. „Wenn der Vorsprung in Teutleben noch 30 Sekunden beträgt, kann sie es schaffen“, sagte Beckert, der wenig später erleichter­t feststellt­e: „Genauso kam es dann auch.“

Klein war erst vor ein paar Tagen aus den USA zurückgeke­hrt, wo sie nicht nur bei der Kalifornie­n-Rundfahrt am Start war, sondern auch ein Höhentrain­ing absolviert­e. „Das ist ihr offensicht­lich gut bekommen“, sagte Trainer Beckert.

Die gebürtige Saarländer­in, die im Winter schon auf der Bahn mit WM-Bronze in der Einerverfo­lgung glänzte und später auf der Straße die Gesamtwert­ung der Healthy Ageing Tour in den Niederland­en gewann, war zum Finale des Rennens auf dem Gothaer Kopfsteinp­flaster nicht mehr aufzuhalte­n. „Die letzten zehn Kilometer waren so richtig hart. Ich musste wirklich selten so kämpfen“, sagte Klein, die mit geballter Faust ins Ziel schoss und zur Belohnung ihrer Mutter glücklich in die Arme fiel.

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FOTO: SASCHA FROMM Lisa Klein bejubelt im Ziel mit Mutter Bianca den Etappensie­g in Gotha.

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