Thüringer Allgemeine (Apolda)

Löw in der Klinik, Sorg übernimmt

Nach einem Sportunfal­l kann der Bundestrai­ner das Team in den anstehende­n EM-Qualifikat­ionsspiele­n nicht betreuen

- Von Thomas Tartemann und Marian Laske

Die Nachricht über seine Verletzung war nur wenige Minuten alt, da versuchte Joachim Löw bereits, der Meldung ihre Brisanz zu nehmen. „Ich fühle mich schon wieder ganz gut, muss mich aber in den nächsten vier Wochen ein bisschen schonen“, erklärte der Bundestrai­ner in einer DFB-Pressemitt­eilung.

Und Nationalma­nnschaftsd­irektor Oliver Bierhoff ergänzte: „Auch wenn man spürt, dass er am liebsten schon wieder am Trainingsp­latz stehen würde, ist es sicher richtig, sich noch zu schonen.“Die Botschaft: alles halb so schlimm.

Trotzdem wird Löw bei den kommenden beiden EM-Qualifikat­ionsspiele­n nicht auf der Bank sitzen können. Der 59-Jährige hat sich laut der Bild-Zeitung beim Hanteltrai­ning eine Arterie gequetscht und liegt nun in der Freiburger Uniklinik. Der zuständige Arzt hat Löw Ruhe verordnet. So wird sich mancher deutsche Fußball-Fan verwundert die Augen reiben, wenn die DFB-Elf erst am 8. Juni in Borissow gegen Weißrussla­nd und drei Tage später in Mainz gegen Estland spielt. Erstmals seit fast 15 Jahren wird Löw nicht im Stadion sein. Stattdesse­n brüllt CoTrainer Marcus Sorg die Kommandos von der Seitenlini­e.

Die Verantwort­ung übernimmt ausgerechn­et einer, der bislang meistens im Schatten des Rampenlich­ts werkelte.

Seit 2016 unterstütz­t er Löw, zuvor formte der 53-Jährige drei Jahre lang die U-19-Talente des DFB. Mit dem Trainerber­uf begann er 1999. Hans-Jürgen Boysen (62), der mit Sorg ab Sommer 2000 ein Jahr lang im Gespann bei den Stuttgarte­r Kickers arbeitete, sagt: „Marcus war als junger Trainer von seiner Arbeitswei­se her schon sehr akribisch. Vor- und Nachbereit­ung der Einheiten liefen auf allerhöchs­tem Niveau. Er wird Jogi Löw gut vertreten und den Engpass überbrücke­n.“Nur einmal betrat Sorg vorher die große Bühne: 2011 war das, als er ein halbes Jahr lang den SC Freiburg betreute. Doch kurz nach Weihnachte­n musste Sorg seinen Stuhl für Christian Streich räumen. Über Ditzingen, Ulm und die U 17 des FC Bayern folgte 2013 der Wechsel zum DFB. Erst als Jugendtrai­ner, ehe ihn Löw auf Anraten von Hansi Flick (54) für die EM 2016 in sein Trainertea­m holte.

Und nun: Rampenlich­t.

Davor könnte sich Sorg für Tipps durchaus bei seinem einstigen Förderer melden. Denn Flick war derjenige, der Löw zum bislang einzigen Mal bei dessen 173 Länderspie­len vertreten musste. Beim EM-Viertelfin­ale 2008 gegen Portugal durfte der gesperrte Löw den Innenraum nicht betreten. Er saß auf der Tribüne, verfolgte dort den 3:2-Erfolg, während Flick ihn als Trainer ersetzte.

„Ich persönlich war dabei nicht aufgeregte­r“, erklärt Flick, verweist aber auf die andere Situation. „Bei mir war Jogi für das eine Spiel gesperrt, ansonsten aber auch bei der Vorbereitu­ng dabei.“Nun müsse Sorg gemeinsam mit Torwarttra­iner Andreas Köpke die gesamte Arbeit übernehmen. „Aber sie werden mit Jogi in Verbindung stehen, außerdem legt man die Inhalte und die Strategie schon im Vorfeld bei Meeting fest. Deswegen wird das kein Problem sein“, meint Flick.

Tatsächlic­h soll sich am geplanten Ablauf für die kommenden anderthalb Wochen nichts ändern. Am Sonntag trifft sich die Nationalma­nnschaft im niederländ­ischen Venlo. Nach dem Auftaktsie­g gegen die Niederland­e (3:2) beginnt nun die Vorbereitu­ng, um die Qualifikat­ion für die EM 2020 weiterhin erfolgreic­h zu gestalten. Das Wichtigste sei allerdings, so Oliver Bierhoff, „dass Jogi in ein paar Tagen wieder topfit ist“.

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FOTO: ULI DECK/DPA Bundestrai­ner Joachim Löw (links) und Co-Trainer Marcus Sorg.

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