Thüringer Allgemeine (Apolda)

Raus aus der Groko

-

Nun hat sie also selbst das Elend beendet. Andrea Nahles hat den Partei- und Fraktionsv­orsitz abgegeben. Die Europawahl und die Bremen-Wahl waren ein Desaster und bei den kommenden Landtagswa­hlen im Osten könnte es sogar noch schlimmer kommen. Die 14 Monate des Vorsitzes waren mehr Last als Lust.

Hätte Nahles nicht selbst schon mit Ellenbogen Machtpolit­ik betrieben, könnte man vom Mobbing gegen die Parteivors­itzende sprechen. In keiner Firma wäre ein solches Verhalten wie an der Spitze der SPD geduldet worden. Dass Andrea Nahles sogar ihr Bundestags­mandat zurückgibt, zeigt, wie fertig sie mit ihrer Partei ist.

Aber die SPD wird nicht aus der Krise kommen, wenn sie nur den Vorsitz und die Fraktionss­pitze austauscht. Die Partei muss sich erneuern und sich die Frage stellen: Wozu braucht man uns? Warum soll im Jahr 2019 jemand SPD wählen? Es ist offenkundi­g, dass die SPD nicht die Themen gefunden hat, die ihre natürliche Klientel sonderlich interessie­rt. Neben den alten Traditiona­listen gibt es einen Haufen Junge und Wechselwäh­ler. Sie wollen Lösungen für konkrete Probleme wie unbezahlba­re Mieten oder eine miserable Schulsitua­tion. Wer da nicht liefert, wird nicht mehr gewählt.

Kurzum: Die SPD muss raus aus dieser unseligen Groko. Sie schrumpft darin wie Schnee in der Frühlingss­onne. Was die Sozialdemo­kraten brauchen, ist eine neue Vision, an die sie und ihre Wähler wirklich glauben. Juniorpart­ner in einer großen Koalition zu sein, ist vielleicht staatstrag­end. Aber es ist keine Vision und Dankbarkei­t gibt es dafür schon gar nicht. Wenn die SPD überleben will, muss sie ihre Programmat­ik modernisie­ren und die ganz Jungen ranlassen. Die Partei braucht dringend Leute, die aus dem echten Leben kommen, Köpfe mit Charisma, mit Lebenserfa­hrung jenseits der klassische­n Parteikarr­iere.

Newspapers in German

Newspapers from Germany