Prototypen für die Industrie
Technische Modellbauer benötigen vor allem Kreativität und handwerkliches Geschick
Als ich zum ersten Mal die Bezeichnung Modellbauer hörte, dachte ich an eine reine Freizeitbeschäftigung, bei welcher man kleine Plastikteile zu beachtlichen Modellen nach Maßstab zusammenfügt und anschließend bemalt.
Hinter der Berufsbezeichnung Technischer Modellbauer (Fachrichtung Gießerei) steckt jedoch etwas anderes. Das Tätigkeitsfeld umfasst neben dem Bau von Modellen für die Verwendung in Gießereien auch die Prototypenherstellung für die Automobilindustrie bis hin zu Einzelanfertigungen für die Konsumgüterindustrie. Auf die letzteren zwei hat sich mein Ausbildungsbetrieb spezialisiert.
Um bei jedem Auftrag ein optimales Produkt an den Kunden liefern zu können, besitzt die Modelltechnik eine Vielzahl an Fertigungsverfahren. Die für die Rapid Prototyping GmbH in Waltershausen (Landkreis Gotha) namensgebenden Verfahren sind die Stereolithografie (SLA) und das Selektive Lasersintern (SLS). Bei diesen Verfahren handelt es sich um eine Art des 3D-Druckes, bei denen aus einem flüssigen Polymer (SLA) oder einem Pulver (SLS) das fertige Modell entsteht. Dies sind jedoch nur zwei der Verfahren, welche ein Modellbauer im Rahmen seiner Ausbildung in unserem Unternehmen kennenlernt. Bei der Spezialisierung in der Fachrichtung Gießerei geht es hauptsächlich um die unterschiedlichen Möglichkeiten, eine Form für den Guss und die dazu benötigte Modelleinrichtung bauen zu können. Dabei sind die Art des Gießmetalls, Anforderungen an das fertige Gussstück sowie Anzahl der Gussstücke mit entscheidend, welches Verfahren gewählt wird.
Zur Weiterentwicklung der persönlichen Fachkompetenz bietet das Unternehmen ihren Auszubildenden zusätzlich Lehrgänge an. So werden die grundlegenden handwerklichen Fähigkeiten in der TBS Gotha angelernt und im Betrieb weiterentwickelt. Aber auch das in der Berufsschule erlernte CNC- und CAD-Programmieren und Konstruieren kann auf separaten Lehrgängen vertieft und gefestigt werden.
Ein besonderes Erlebnis sind die Lehrgänge in Bad Wildungen an der Bundesfachschule Modellund Formenbau. Hier kommen Modellbau-Auszubildende aus ganz Deutschland zusammen, teilen ihr Wissen und verfeinern ihre Fähigkeiten. Da es sich um eine duale Ausbildung handelt, verbringt der Auszubildende einen Teil seiner Zeit in einer Berufsschule und bekommt dort theoretisches Wissen praxisnah vermittelt. Um dies zu gewährleisten, werden regelmäßig Exkursionen zu Gießereien und Modellbaubetrieben durchgeführt. Die Auszubildenden bekommen so einen Eindruck von den Arbeitsabläufen und Prozessen in anderen Unternehmen vermittelt.
Im eigenen Unternehmen besitzen wir Auszubildende ein umfangreiches Aufgabenfeld. Zum Beispiel unterstützen wir, insbesondere zu Anfang der Ausbildung, Facharbeiter bei ihren Projekten und bekommen im Laufe der Ausbildung immer komplexere Aufträge mit höherer Eigenverantwortung übertragen. So musste ich vor einiger Zeit eine Aufnahme aus Silikon in einem Kunststoffblock-Materialrahmen bauen. Diese wird benötigt, um das Bauteil während einer Bedruckung an Ort und Stelle zu halten. Dabei standen mir nur eine Skizze und das vom Kunden bereitgestellte
„Entwürfe und Zeichnungen zum Leben erwecken, das ist Aufgabe der Technischen Modellbauer. Hervorragendes räumliches Vorstellungsvermögen, eine gute Auge-Hand-Koordination und Spaß am sorgfältigen und exakten Arbeiten am PC oder Werkstoff werden für eine erfolgreiche Ausbildung benötigt.“
Kunststoffteil zur Verfügung. Daher war meine Kreativität gefragt, um die gewünschte Aufnahme möglichst schnell und präzise gebaut zu bekommen.
Um die Aufgabe bewältigen zu können, benötigte ich neben der Kreativität noch handwerkliches Geschick sowie eine hohe Bereitschaft, mich Neuem und Unbekanntem zu öffnen. Die Aufgabe war anspruchsvoll, fiel mir aber durch meine bisherige Ausbildung nicht schwer.
Um nach meiner abgeschlossenen Ausbildung weiterhin an meinen Fähigkeiten arbeiten zu können, besteht die Möglichkeit zur Weiterbildung. So kann ich beispielsweise meine erlernten Kenntnisse im Bereich CAD oder CNC ausbauen. Auch die Option, meine Meisterprüfung abzulegen, steht mir, bei guter Leistung, offen. Für mich als Modellbauer könnten zur Weiterbildung auch einige technische Studiengänge infrage kommen.
Die mir gebotene abwechslungsreiche Tätigkeit sowie die anspruchsvollen Aufgaben und die Möglichkeit, mich stets weiterzubilden, geben mir das Gefühl, die richtige Entscheidung getroffen zu haben – den Beruf Modellbauer erlernen zu wollen.