Thüringer Allgemeine (Apolda)

Dreyer oder Schwesig?

SPD will bei der Besetzung von Partei- und Fraktionss­pitze nichts überstürze­n

- Von Tim Braune

Nach dem Ende der sehr kurzen Nahles-Ära will die SPD bei der Besetzung der Parteiund Fraktionss­pitze nichts überstürze­n. Dennoch wird die Führungsri­ege dem 45-köpfigen Vorstand, der am Montag in Berlin zusammenko­mmt, einen Fahrplan für die kommenden Monate präsentier­en müssen.

Als Interims-Vorsitzend­e kommen die Ministerpr­äsidentinn­en Malu Dreyer aus Rheinland-Pfalz und Manuela Schwesig aus Mecklenbur­g-Vorpommern infrage. Niedersach­sens Regierungs­chef Stephan Weil strebt dem NDR zufolge nicht an, den Parteivors­itz zu übernehmen. „Ich bin und bleibe furchtbar gerne Ministerpr­äsident aus Niedersach­sen und habe keine anderen Ambitionen“, sagte Weil demnach am Sonntagabe­nd. Als Martin Schulz 2018 zurücktrat, führte Olaf Scholz als dienstälte­ster Stellvertr­eter die Geschäfte bis zum Parteitag, der dann Andrea Nahles wählte. Auch er schloss am späten Sonntagabe­nd die Übernahme des SPD-Parteivors­itzes für sich aus. Dies wäre zusammen mit dem Amt eines Bundesmini­sters der Finanzen zeitlich nicht zu schaffen, sagte der Finanzmini­ster in der ARD-Talksendun­g „Anne Will“.

Denkbar ist, dass es bis zu einem Parteitag bei mehreren Bewerbern einen Mitglieder­entscheid darüber gibt, wer die Partei in ihrer schlimmste­n Krise übernehmen soll.

Die nächsten Schritte wollen wohl überlegt sein. Für die gesamte Regierung steht viel auf dem Spiel. Ein Nahles-Nachfolger muss dafür sorgen, dass die SPD in der Koalition mit CDU und CSU handlungsf­ähig bleibt. Die Lage sei „sehr, sehr ernst“, sagte Dreyer am Sonntag. „Wenn wir es jetzt nicht verstehen, zusammenzu­halten und solidarisc­h einen Weg da raus zu finden, dann sieht es wirklich schwarz aus für die SPD.“

Und wann gehen für die GroKo die Lichter aus? Aus mehreren SPD-Landesverb­änden gibt es Forderunge­n, den für Dezember geplanten Parteitag auf September vorzuziehe­n und dann die Reißleine zu ziehen.

Fraktionsv­ize Karl Lauterbach plädierte dafür, Fraktion und Partei bis auf Weiteres kommissari­sch zu besetzen. „Wir dürfen jetzt nicht nach dem Motto verfahren: Der Nächste bitte!“So übernimmt der erfahrene Außenpolit­iker und bisherige Nahles-Stellvertr­eter Rolf Mützenich erst einmal die Geschäfte in der Koalition.

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FOTO: DPA PA Manuela Schwesig (l.) und Malu Dreyer gelten als mögliche Parteivors­itzende.

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