Thüringer Allgemeine (Apolda)

Struff will jetzt Djokovic ärgern

Die deutsche Überraschu­ng bei den French Open sowie Alexander Zverev stehen nach Fünf-Satz-Erfolgen im Viertelfin­ale

- Von Thomas Häberlein

Als Jan-Lennard Struff selig und schreiend vor Freude zu Boden ging, war es ein Wunder, dass seine Gelenke heil blieben. Wie ein Eishockey-Torhüter im Butterfly-Stil sank er auf der roten Asche von Roland Garros auf die Knie, weit hinten auf Court 14, wo das Publikum seinen Spaß daran hatte, diesen tatsächlic­h bis zum Umfallen kämpfenden Deutschen abzufeiern. „Ich freue mich unglaublic­h für ihn“, betonte Alexander Zverev, der zur gleichen Zeit über seinen eigenen Fünfsatz-Sieg am Tag der zwei deutschen Marathon-Männer Auskunft gab.

Zverev und Struff stehen bei den French Open nun im Achtelfina­le, Struff zum ersten Mal bei einem Grand Slam. Nach seinem packenden, 4:28 Stunden dauernden 4:6, 6:1, 4:6, 7:6 (1), 11:9 gegen Borna Coric (Kroatien, immerhin 15. der Weltrangli­ste) trifft er nun auf Branchenfü­hrer Novak Djokovic. „Es bedeutet mir alles“, sagte Struff über seinen ersten Vorstoß in die zweite Woche eines Grand Slams und ergänzte ruhig: Wenn er gegen Djokovic gut serviere und aggressiv spiele, „habe ich eine Chance, ihn zu ärgern“.

Das mag vielleicht ein bisschen zu optimistis­ch klingen, aber Struff ist bereits seit Wochen in bestechend­er Form. „Ich kann die Jungs alle schlagen, das ist gerade so mein Gefühl“, sagte der Sauerlände­r. Er hat in diesem Jahr unter anderem auch Zverev besiegt.

Das alles kommt nicht von ungefähr. Struff, seit zwei Monaten glückliche­r Vater von Sohnemann Henry, spricht in Paris von der „harten Arbeit“, die er und „mein Team“jetzt in die Karriere investiere­n. Er setzt sich nun höhere Ziele, weil „irgendwann sagt man sich: Es reicht nicht mehr, wenn man kleine Ziele hat, dann erreicht man nicht viel“. Er lobt in diesem Zusammenha­ng seinen Coach, Ex-Profi Carsten Arriens: „Er kann einen sehr gut pushen und neue Wege aufzeigen.“Ganz offensicht­lich sind es Wege zum Erfolg.

Geholfen haben mag Struff bislang auch, dass er in Roland Garros mit Zverev trainierte. „Netter Typ“, sagt der derzeit einzig wahre Warsteiner über den ATPChampio­n. Die Einheit am Sonntag aber wollte Struff nach seinem Marathon gegen Coric nicht wahrnehmen, „da kann ich ihm leider keinen Gefallen tun“, sagte er mit einem Augenzwink­ern. Ach ja, und seinen Bart, den er gerade sprießen lässt und den nicht mal seine Freundin mag, will er auch nicht abrasieren. Nicht aus Aberglaube, sondern der Optik wegen: „Sonst sehr ich ja aus wie zwölf“.

Struff war nach seinem Sieg gegen Coric sogar der New York Times eine Schlagzeil­e wert – er stellte damit Zverev und dessen 6:4, 6:2, 4:6, 1:6, 6:2 gegen Dusan Lajovic aus Serbien in den Schatten. „Es muss mir mal jemand erklären“, sagte der Hamburger danach im Scherz, „dass nicht jedes Match über fünf Sätze gehen muss.“Diesen Montag bekommt es Zverev mit Fabio Fognini (Italien) zu tun, der auf Sand beste Referenzen vorweisen kann. Das heißt: Es könnte wieder fünf Sätze geben. (sid)

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FOTO: FRANK MOLTER/DPA Jubelpose: Jan-Lennart Struff.

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