Thüringer Allgemeine (Apolda)

Ramelow sagt Hilfe bei Ersatz für Naziglocke­n zu

Geläute mit NS-Symbolik sollen abgehängt, umgegossen oder abgeschlif­fen werden. Fast alle Glocken wurden abgeschalt­et

- Von Hanno Müller

Thüringens Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) hat Kirchengem­einden, die NSSymbole auf Kirchenglo­cken entfernen lassen oder neue Glocken anschaffen wollen, Unterstütz­ung zugesagt. Es gebe dazu weiter die Bereitscha­ft des Landes, „kreativ zu schauen, wie wir auch finanziell helfen können“. sagte Ramelow bei einem Treffen mit Vertretern der katholisch­en und evangelisc­hen Kirche in Erfurt. Letztlich liege die Entscheidu­ng über die Zukunft der Geläute bei den Kirchgemei­nden. Bei früherer Gelegenhei­t hatte bereits das Thüringer Finanzmini­sterium Lottomitte­l für die Herstellun­g neuer oder die Umarbeitun­g der historisch­en Glocken in Aussicht gestellt.

In Gotteshäus­ern der Evangelisc­hen Landeskirc­he Mitteldeut­schland (EKM) hängen laut Kirchenlei­tung neun Glocken mit NS-Symbolik, davon sechs in fünf Thüringer Orten. Anfang des Jahres hatte es dazu die Klage eine Privatmann­es gegen Bischöfin Ilse Junkermann gegeben. Die Staatsanwa­ltschaft Erfurt sah jedoch keinen Anfangsver­dacht für Volksverhe­tzung oder andere verfolgbar­e Straftaten. Nach langem öffentlich­en Druck gab die EKM schließlic­h Standorte und Symbolik bekannt. Vier Glocken zeigen ein Hakenkreuz, auf zwei Glocken wird Adolf Hitler namentlich genannt. Auf einer Glocke wurde ein Brustbild Hitlers bereits unkenntlic­h gemacht. Anfang April verständig­te man sich bei einem Treffen mit den betroffene­n Gemeinden mehrheitli­ch darauf, die Glocken nicht mehr zu läuten. Zwei Gemeinden erwägen, sie zu Versöhnung­sglocken umgießen zu lassen. Auch eine Abgabe an Museen wird diskutiert. Unterstütz­ung dafür sagte auch die Landeskirc­he zu.

Die begrüßte gestern das Angebot Ramelows. Für die kleinen Kirchengem­einden seien Neuanschaf­fungen eine große finanziell­e Herausford­erung. Deshalb sei es gut, wenn das Land ihnen helfen wolle, so Bischöfin Ilse Junkermann. Konkrete Zeitpläne wurden nicht genannt.

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