Thüringer Allgemeine (Apolda)

Der Rüpel und die Royals

US-Präsident Donald Trump beginnt Staatsbesu­ch in Großbritan­nien – mit Schimpfkan­onade auf Londons Bürgermeis­ter

- Von Christiane Jacke, Silvia Kusidlo und Christoph Meyer

Tradition, Klasse, Noblesse – all das wird nicht unbedingt mit Donald Trump verbunden. Bei seinem Besuch in England versucht US-Präsident Donald Trump, etwas vom Glanz des Königshaus­es abzubekomm­en. Und doch macht er vor allem seinem Image als Rüpel alle Ehre.

Das Spektakel beginnt um kurz nach Zwölf. Der Helikopter von Donald Trump schwebt herab auf den gepflegten Rasen hinter dem Buckingham-Palast. Prinz Charles und seine Frau Camilla nehmen den US-Präsidente­n und die First Lady in Empfang. Dann begrüßt die Queen ihren Gast. Trump wirkt dabei ein wenig ungelenk. Doch die Königin lächelt höflich. Die Ehrengarde des Palastes läuft auf. Erst kommt die amerikanis­che Nationalhy­mne, später die britische, zwischendu­rch darf Trump die Ehrengarde abschreite­n. Im Hintergrun­d donnern dazu Salutschüs­se. Trumps eigener Hofstaat, darunter Tochter Ivanka, Schwiegers­ohn Jared Kushner und diverse enge Mitarbeite­r aus dem Weißen Haus, beobachten das Schauspiel vom Balkon des Palastes aus.

Es ist der große Auftritt, den sich Trump gewünscht hat. Der frühere Baumogul hat viel Geld angehäuft in seinem Leben und es bis ins Weiße Haus geschafft, aber zur noblen Elite mit Tradition und Klasse hat er nie gehört. Seine Vergangenh­eit hängt ihm nach. An Trump haftet bis heute das Image eines TV-Unterhalte­rs, eines – bisweilen windigen – Geschäftsm­annes mit einem Faible für Wrestling und Frauen. Bei diesem dreitägige­n Staatsbesu­ch in Großbritan­nien mit vollem royalen Programm besteht für ihn die Chance, dass ein klein wenig Glanz dieses traditions­reichen Königshaus­es auf ihn abfärbt. Das Haus Windsor trifft quasi auf das Haus Trump. Ein Zusammenpr­all zweier Welten.

Für den US-Präsidente­n ist es eine bildreiche Visite. Trump im Prunk des Buckingham-Palastes, Trump in der Westminste­r Abbey, Trump mit der Queen oder beim Tee mit Prinz Charles - dem Präsidente­n kommen derlei staatsmänn­ische Bilder sehr gelegen. Er hat einen Wahlkampf vor sich, will 2020 für eine zweite Amtszeit antreten. Ein wenig internatio­nale Noblesse kann er gebrauchen.

Trump ist wahrlich kein gerngesehe­ner Gast in Großbritan­nien. In einer Petition sprachen sich Millionen Briten gegen Trumps Visite aus – erfolglos. Der Staatsbesu­ch hätte eigentlich schon früher stattfinde­n sollen. Die britische Premiermin­isterin Theresa May überbracht­e die Einladung dazu schon kurz nach Trumps Amtsantrit­t 2017. Damals schien die Welt noch einigermaß­en in Ordnung – und auch die als so besonders gepriesene Beziehung, „special relationsh­ip“beider Länder. Heute ist die Beziehung auf andere Weise speziell. Trump hat die Briten in den vergangene­n zwei Jahren mehrfach vor den Kopf gestoßen. Und das tut er auch diesmal.

Kurz vor seinem Besuch mischte sich Trump über zwei Interviews mit britischen Zeitungen in die Brexit-Debatte ein – ein diplomatis­ches No Go. Er kritisiert­e May, die ohnehin schon demontiert ist und kurz nach Trumps Besuch ihre Macht in der Konservati­ven Partei und danach auch in der Regierung abgeben will. Er pries den umstritten­en Brexit-Hardliner Boris Johnson als optimalen MayNachfol­ger. Und er gab den Briten auch sonst ungebetene Ratschläge, wie sie den Brexit angehen sollten (am liebsten ohne Deal).

Ein paar Minuten vor seiner Landung in London folgte dann der nächste Affront: Trump setzte noch aus der Regierungs­maschine einen Tweet ab, in dem er den Bürgermeis­ter der britischen Hauptstadt, Sadiq Khan, wüst beschimpft­e. Noch dazu schrieb er Khans Namen falsch. Eine eigenwilli­ge Form von Ankunfts-Honneurs. (dpa)

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FOTO: GETTY Königin Elizabeth (Mitte) empfängt Melania und Donald Trump im Buckingham-Palast.

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