Thüringer Allgemeine (Apolda)

In den Thüringer Dörfern ist die Zufriedenh­eit am höchsten

Laut einer Umfrage sehen dort fast 90 Prozent in ihrem Leben keine größeren Probleme

- Von Martin Debes

In Thüringen sind die Menschen auf dem Dorf zufriedene­r mit ihrem Leben als in der Stadt. Das ist ein Ergebnis einer Umfrage des Erfurter Meinungsfo­rschungsin­stituts Insa im Auftrag dieser Zeitung.

Auf die Frage „Wie zufrieden oder unzufriede­n sind Sie alles in allem mit ihrem Leben?“bezeichnet­en sich 88 Prozent der Dorfbewohn­er als sehr oder eher zufrieden. Nur zehn Prozent zeigten sich in den Orten bis zu 1500 Einwohnern unzufriede­n. In Mittelstäd­ten zwischen 20.000 und 100.000 Einwohnern war der Anteil der Unzufriede­nen hingegen doppelt so hoch

Für die repräsenta­tive Erhebung wurden Ende Mai mehr als 1000 Thüringer per Telefon oder online befragt. Insgesamt zeigten sich 82 Prozent zufrieden – und 19 Prozent sogar sehr zufrieden mit ihrem Alltag. Dies liegt jedoch unter den Werten des Thüringen-Monitors im vergangene­n Jahr, in der sich 95Prozent der Befragten als „insgesamt zufrieden“bezeichnet hatten. Allerdings differiert­e die Fragestell­ung zwischen beiden Studien leicht.

Aber es gibt nicht nur ein Land-Stadt-Gefälle. So gilt: Je älter die Thüringer, umso zufriedene­r sind sie. So sind nur 71 Prozent der Menschen in der Dekade von 30 bis 40 zufrieden. Der Wert steigt dann schrittwei­se bis zu den über 60-Jährigen mit 87 Prozent. Einzige Ausnahme: Auch 83 Prozent der ganz Jungen bis 30 äußern sich zufrieden.

Einen Unterschie­d zwischen und Frauen und Männern bei ihrem Grad der Zufriedenh­eit stellte die Insa-Studie nicht fest. Auffällig sind hingegen die Unterschie­de nach Präferenz. Am zufriedens­ten sind die Wähler von CDU (93 Prozent) und Grünen (92 Prozent). Die meisten Unzufriede­nen gab es bei der AfD: Hier zeigten sich nur 73Prozent zufrieden – und 27 Prozent unzufriede­n.

Die Wissenscha­ftler der Universitä­t Jena, die seit dem Jahr 2000 im Auftrag der Thüringer Staatskanz­lei mit dem Thüringen-Monitor die Zufriedenh­eit messen, hatten zuletzt mehrere begünstige­nde Faktoren aufgeliste­t. Dazu gehörten neben einem höheren Einkommen auch eine geringer empfundene sozioökono­mische Benachteil­igung.

Dass jüngere Personen oft unzufriede­ner seien, liege offenbar daran, dass sie stärker „ungünstige materielle Vergleiche“anstellen und vermutlich „noch mehr vom Leben erwarten“, interpreti­erten die Jenaer Wissenscha­ftler ihre Ergebnisse. Zudem stellten sie Forscher fest, dass die Befragten in den Landkreise­n „statistisc­h signifikan­t zufriedene­r“waren als in den kreisfreie­n Städten.

Der Thüringen Monitor zeigte zudem, dass die Situation komplex ist. Trotz der hohen allgemeine­n Zufriedenh­eit, die in den vergangene­n Jahren sogar noch stieg, gibt es eine überwältig­ende Kritik am politische­n Prozess. Fast 70 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu, „dass in unserer Demokratie die Anliegen der Menschen nicht mehr wirksam vertreten“würden. Fast ebenso viele Menschen finden, dass mehr „für die Mehrheit der Leute“getan werden müsse, „als sich um Minderheit­en zu kümmern“.

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