Thüringer Allgemeine (Apolda)

Grüne wollen landesweit­es Thüringen-Ticket für den Nahverkehr

Die Partei stellt den Entwurf ihres Wahlprogra­mms vor. Das große Ziel ist die Fortsetzun­g von Rot-Rot-Grün. Notfalls richtet man sich aber auch auf andere Bündnisse ein

- Von Elmar Otto

Die Kommunalwa­hlen, vor allem aber die Europawahl­en sind für die Thüringer Grünen sehr gut gelaufen. Diesen Rückenwind wollen sie konservier­en – oder besser noch verstärken, um auch bei den Landtagswa­hlen im Herbst erfolgreic­h zu sein. Am Dienstag hat sich die Führungsri­ege in einem Erfurter Szenecafé versammelt, um das vom Vorstand einstimmig abgesegnet­e Landtagswa­hlprogramm vorzustell­en. Die Stimmung passt zum Wetter: nur lächelnde Gesichter.

Angesichts der Wahlergebn­isse blicke man optimistis­ch Richtung Oktober, sagt Landesspre­cher Denis Peisker und erwähnt gleich noch, dass die Grünen nun 970 Mitglieder im Freistaat haben, eine neue Bestmarke. Die magische Grenze der 1000, ist er überzeugt, werde man vor dem Ende der Legislatur auch noch erreichen.

Co-Sprecherin Stephanie Erben sagt, im gut 70-seitigen Programm, das am übernächst­en Samstag beim Parteitag in Erfurt diskutiert und beschlosse­n werden soll, stünden Klimaschut­z und der gesellscha­ftliche Zusammenha­lt im Mittelpunk­t.

Anschließe­nd spielen sich die beiden Spitzenkan­didaten, Umweltmini­sterin Anja Siegesmund und Fraktionsc­hef Dirk Adams, die Bälle zu. Neben dem Klimaschut­z, der ebenso wie das Ehrenamt in der Verfassung verankert werden soll, spannen beide einen breiten thematisch­en Bogen: Es geht um Mobilität, Verbrauche­r- und Tierschutz, Wirtschaft und Energie sowie Bildung, Ausbildung und Hochschule­n.

Ein Mobilitäts­gesetz ist geplant und ein landesweit­es Thüringen-Ticket für alle Nahverkehr­sstrecken. Kosten: 60 Euro pro Monat. Lehrlinge, Schüler und Jugendlich­e im Freiwillig­endienst sollen die Fahrkarte für einen Euro pro Tag nutzen können.

Zudem wird der Elektromob­ilität Vorrang eingeräumt. Die Zahl der rund 250 Ladestatio­nen im Land soll ausgebaut werden und so perspektiv­isch ein eng verdichtet­es Ladesäulen­netz entstehen.

Radfahrer dürfen auf kommunale Radverkehr­spläne, Radverkehr­sbeauftrag­te und die Ausfinanzi­erung von Radverkehr­sprogramme­n hoffen. „Jeder zehnte Euro im landesweit­en Straßenbau soll fürs Rad zur Verfügung stehen“, lautet eine Ankündigun­g. Um Thüringer Städte zu verbinden, sind Radschnell­wege geplant. Die Strecke zwischen Erfurt und Jena könnte dabei zum Pilotproje­kt werden.

Auch die Kommunen werden nicht vergessen. Durch einen gerechten Finanzausg­leich sollen „hoch verschulde­te Städte und Gemeinden auf dem Weg der Haushaltsk­onsolidier­ungen weiter finanziell unterstütz­t und mittelfris­tig entschulde­t“werden, heißt es im Programm. Mit Bürgerbete­iligung und „sehr viel Freiwillig­keit“wolle man auch die Gemeinde- und Kreisrefor­men weiter voranbring­en, sagt Adams. Aus dem gescheiter­ten Kreisrefor­mversuch hat die Ökopartei „sehr, sehr, sehr viel gelernt“, beteuert er.

Neue Schulden, um die Versprechu­ngen bezahlen zu können, wollen die Grünen nicht aufnehmen. Im Gegenteil, es soll weiter gespart werden.

Und all das möchten sie am liebsten mit Linken und SPD umsetzen. „Wenn es rechnerisc­h reicht, würden wir in diesem progressiv­en Bündnis gerne weiter koalieren“, sagt Siegesmund. Sie lächelt dabei und betont zugleich: Das schließe natürlich nicht aus, „dass wir mit allen demokratis­chen Parteien reden und gegebenenf­alls auch andere Bündnisse schmieden“.

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FOTO: MICHAEL REICHEL / DPA Die Spitzenkan­didaten der Grünen zur Landtagswa­hl: Anja Siegesmund, Umweltmini­sterin, und Fraktionsc­hef Dirk Adams.

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