Suche nach Ortsbürgermeister: Stichwahl ohne Bewerber
In Lengenfeld und Diedorf werden am Sonntag die Amtsträger gewählt, obwohl die Kandidaten gar nicht wollen
In den Südeichsfeld-Orten Lengenfeld unterm Stein und Diedorf werden Pfingstsonntag in Stichwahlen die neuen Ortschaftsbürgermeister gewählt. Das Kuriose: Die Wahl findet statt, obwohl es schon bei der Kommunalwahl vor zwei Wochen keinen Bewerber gab und die nun „unfreiwilligen Kandidaten“eigentlich das Amt gar nicht antreten wollen.
Weil der Stimmzettel leer war, nutzten die Wähler am 26. Mai die Möglichkeit, selbst ihren Wunschkandidaten aufzuschreiben. So kamen mehrere Anwärter zusammen, von denen allerdings keiner die Mehrheit erhielt. Damit treten nun die beiden mit den meisten Stimmen zur Wahl als Ortschaftsbürgermeister an. Denn offiziell sieht es das Wahlgesetz nicht vor, sie vor der Stichwahl zu befragen, ob sie das Amt auch annehmen würden. Erst mit Benachrichtigung seines „Wahlerfolges“durch die Gemeinde hätte der Gewählte eine Woche Zeit, zu widersprechen, erklärt Gemeindewahlleiterin Verena Kaufhold. Meldet er sich nicht, gilt die Wahl als angenommen.
In Lengenfeld unterm Stein kam Sandro Richardt am Wahlsonntag auf 71 von 408 gültigen Stimmen. Er schließt aus, nach der Stichwahl das Amt anzunehmen. „Aufgrund meiner beruflichen Situation kann ich das nicht absichern“, sagt der selbstständige Unternehmer. Er ist Vater von vier Kindern, Vorsitzender des Schwimmbadvereins und sitzt außerdem ab der kommenden Legislatur für die CDU im neu gewählten Gemeinderat Südeichsfeld sowie im Ortschaftsrat. Auch Karl-Josef Hardegen (CDU, 119 Stimmen), der seit Gründung der Landgemeinde Ortschaftsbürgermeister in Lengenfeld war und lange im Gemeinderat saß, will kein politisches Amt mehr ausführen. Er sei nun Rentner und damit beginne ein neuer Lebensabschnitt. „Zu 95 Prozent mache ich es nicht mehr“, sagt Hardegen. Es gebe genügend junge und fähige Leute in Gemeindeund Ortschaftsrat. Von denen will allerdings keiner den Ortschaftsbürgermeister machen.
Am Ende wird von den beiden unfreiwilligen Kandidaten dennoch einer gewählt sein. Lehnt er die Wahl ab, wird der Gegenkandidat nicht gefragt. Dann nämlich muss laut Wahlgesetz der Ortschaftsrat aus seinen Reihen einen Ortsbürgermeister wählen. Findet sich auch dort niemand, übernimmt der hauptamtliche Bürgermeister. So war es bereits im Juni 2016 in Diedorf, nachdem der dortige Ortschaftsbürgermeister Manfred Röhrig (CDU) mit seinem 70. Geburtstag, wie angekündigt, sein Amt niederlegte. Dort wurde nach der Wahl auch kein Ortschaftsbürgermeister gefunden, weshalb Bürgermeister Andreas Henning (parteilos) übernahm, der auch noch Ortsbürgermeister von Heyerode ist.
Das zeichnet sich sowohl für Lengenfeld wie auch für Diedorf ein weiteres Mal ab. Tino Feigenspan (CDU) kam dort am 26. Mai auf 50 Stimmen von 342 gültigen. Uwe Metz (Bürgervereinigung Diedorf/Katharinenberg) holte 27 Stimmen. Beide Männer sitzen auch im neuen Gemeinderat im Südeichsfeld. Tino Feigenspan erklärt, es stehe schon lange fest, dass er nicht Ortschaftsbürgermeister werde, obwohl er sich freue, dass viele ihm die Stimme gegeben hätten.
Uwe Metz sitzt seit Gründung der Landgemeinde 2011 im Gemeinderat. Vor drei Jahren stand er ebenfalls auf dem Stimmzettel in der Stichwahl zum Diedorfer Ortsbürgermeister und lehnte ab. „Hätte ich nun gewollt, hätte ich das vorher gesagt“, erklärt Metz.
Nun werden also am Pfingstsonntag die Einwohner von Lengenfeld unterm Stein und Diedorf im Südeichsfeld an die Wahlurne gebeten, obwohl klar ist, dass keiner der vier Kandidaten das Amt antreten wird. So sieht es das Thüringer Wahlgesetz vor.