Thüringer Allgemeine (Apolda)

Suche nach Ortsbürger­meister: Stichwahl ohne Bewerber

In Lengenfeld und Diedorf werden am Sonntag die Amtsträger gewählt, obwohl die Kandidaten gar nicht wollen

- Von Alexander Volkmann

In den Südeichsfe­ld-Orten Lengenfeld unterm Stein und Diedorf werden Pfingstson­ntag in Stichwahle­n die neuen Ortschafts­bürgermeis­ter gewählt. Das Kuriose: Die Wahl findet statt, obwohl es schon bei der Kommunalwa­hl vor zwei Wochen keinen Bewerber gab und die nun „unfreiwill­igen Kandidaten“eigentlich das Amt gar nicht antreten wollen.

Weil der Stimmzette­l leer war, nutzten die Wähler am 26. Mai die Möglichkei­t, selbst ihren Wunschkand­idaten aufzuschre­iben. So kamen mehrere Anwärter zusammen, von denen allerdings keiner die Mehrheit erhielt. Damit treten nun die beiden mit den meisten Stimmen zur Wahl als Ortschafts­bürgermeis­ter an. Denn offiziell sieht es das Wahlgesetz nicht vor, sie vor der Stichwahl zu befragen, ob sie das Amt auch annehmen würden. Erst mit Benachrich­tigung seines „Wahlerfolg­es“durch die Gemeinde hätte der Gewählte eine Woche Zeit, zu widersprec­hen, erklärt Gemeindewa­hlleiterin Verena Kaufhold. Meldet er sich nicht, gilt die Wahl als angenommen.

In Lengenfeld unterm Stein kam Sandro Richardt am Wahlsonnta­g auf 71 von 408 gültigen Stimmen. Er schließt aus, nach der Stichwahl das Amt anzunehmen. „Aufgrund meiner berufliche­n Situation kann ich das nicht absichern“, sagt der selbststän­dige Unternehme­r. Er ist Vater von vier Kindern, Vorsitzend­er des Schwimmbad­vereins und sitzt außerdem ab der kommenden Legislatur für die CDU im neu gewählten Gemeindera­t Südeichsfe­ld sowie im Ortschafts­rat. Auch Karl-Josef Hardegen (CDU, 119 Stimmen), der seit Gründung der Landgemein­de Ortschafts­bürgermeis­ter in Lengenfeld war und lange im Gemeindera­t saß, will kein politische­s Amt mehr ausführen. Er sei nun Rentner und damit beginne ein neuer Lebensabsc­hnitt. „Zu 95 Prozent mache ich es nicht mehr“, sagt Hardegen. Es gebe genügend junge und fähige Leute in Gemeindeun­d Ortschafts­rat. Von denen will allerdings keiner den Ortschafts­bürgermeis­ter machen.

Am Ende wird von den beiden unfreiwill­igen Kandidaten dennoch einer gewählt sein. Lehnt er die Wahl ab, wird der Gegenkandi­dat nicht gefragt. Dann nämlich muss laut Wahlgesetz der Ortschafts­rat aus seinen Reihen einen Ortsbürger­meister wählen. Findet sich auch dort niemand, übernimmt der hauptamtli­che Bürgermeis­ter. So war es bereits im Juni 2016 in Diedorf, nachdem der dortige Ortschafts­bürgermeis­ter Manfred Röhrig (CDU) mit seinem 70. Geburtstag, wie angekündig­t, sein Amt niederlegt­e. Dort wurde nach der Wahl auch kein Ortschafts­bürgermeis­ter gefunden, weshalb Bürgermeis­ter Andreas Henning (parteilos) übernahm, der auch noch Ortsbürger­meister von Heyerode ist.

Das zeichnet sich sowohl für Lengenfeld wie auch für Diedorf ein weiteres Mal ab. Tino Feigenspan (CDU) kam dort am 26. Mai auf 50 Stimmen von 342 gültigen. Uwe Metz (Bürgervere­inigung Diedorf/Katharinen­berg) holte 27 Stimmen. Beide Männer sitzen auch im neuen Gemeindera­t im Südeichsfe­ld. Tino Feigenspan erklärt, es stehe schon lange fest, dass er nicht Ortschafts­bürgermeis­ter werde, obwohl er sich freue, dass viele ihm die Stimme gegeben hätten.

Uwe Metz sitzt seit Gründung der Landgemein­de 2011 im Gemeindera­t. Vor drei Jahren stand er ebenfalls auf dem Stimmzette­l in der Stichwahl zum Diedorfer Ortsbürger­meister und lehnte ab. „Hätte ich nun gewollt, hätte ich das vorher gesagt“, erklärt Metz.

Nun werden also am Pfingstson­ntag die Einwohner von Lengenfeld unterm Stein und Diedorf im Südeichsfe­ld an die Wahlurne gebeten, obwohl klar ist, dass keiner der vier Kandidaten das Amt antreten wird. So sieht es das Thüringer Wahlgesetz vor.

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FOTO: ALEXANDER VOLKMANN Bei der Kommunalwa­hl am . Mai gab es keine Bewerber für die Ortschafts­bürgermeis­ter in Diedorf und Lengenfeld unterm Stein.

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