Thüringer Allgemeine (Apolda)

Die Grünen liegen bei 25 Prozent

Über einen Kanzlerkan­didaten will die Öko-Partei derzeit noch nicht sprechen

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Die Grünen sind gefragt wie nie. Auf dem Frühsommer­fest der Bundestags­fraktion in der Alten Turnhalle in BerlinFrie­drichshain kommen am Montagaben­d so viele Gäste aus anderen Parteien wie sonst selten: Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn und Bundesland­wirtschaft­sministeri­n Julia Klöckner (beide CDU). Und auch ein FDP-Trupp ist da: Bundestags­vize Wolfgang Kubicki, der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer Marco Buschmann und die neue Generalsek­retärin Linda Teuteberg.

Sie alle wissen: An den Grünen kommen wir nicht vorbei, ohne sie wird nach der nächsten Wahl voraussich­tlich keine Regierung gebildet werden können.

20,5 Prozent bei der Europawahl. In dem Umfragen seit Monaten im Aufwärtstr­end. Eine aktuelle Insa-Studie für „Bild“sagt den Grünen 25 Prozent voraus, eine Forsa-Umfrage sieht sie sogar bei 27 Prozent, einen Punkt vor der Union. Ist es sogar möglich, dass die Grünen demnächst den Kanzler stellen? In einer Civey-Umfrage für die „Welt“liegt Grünen-Chef Robert Habeck zumindest deutlich vor CDU-Chefin Kramp-Karrenbaue­r.

Doch die Grünen haben sich Demut verordnet. Freude ja, Euphorie nein. Lieber über Inhalte sprechen, nicht über einen möglichen Kanzlerkan­didaten. Parteichef­in Annalena Baerbock sagt: „Die Menschen wählen uns nicht dafür, dass wir die Kanzlerfra­ge stellen.“

Das hängt auch damit zusammen, dass die Grünen den Umfragen nicht trauen. Das seien nicht die realen Werte, heißt es oft. Das hat auch mit den Erfahrunge­n der vergangene­n Jahre zu tun. Zweimal erlebten sie ein Umfragehoc­h – und legten dann bei den Bundestags­wahlen 2013 und 2017 Bruchlandu­ngen hin. Das hat sich bei vielen Abgeordnet­en tief eingebrann­t.

Die Grünen profitiere­n mehr als alle anderen Parteien vom schlechten Zustand der Union und vor allem der SPD, die mit Andrea Nahles ihre Chefin weggemobbt hat. Hinzu kommt: Bei den Grünen herrscht Ruhe – alle sind zufrieden mit den guten Ergebnisse­n, die erbitterte­n Flügelkämp­fe gehören erst einmal der Vergangenh­eit an.

Aauch der Zeitgeist hilft den Grünen: Umweltthem­en sind angesagt wie selten. Im Wahlkampf 2017 sagte Spitzenkan­didatin Göring-Eckardt noch, die Themen der Grünen seien gerade nicht „der heiße Scheiß der Republik“. In Zeiten von „Fridays for Future“und Hitzesomme­rn ist es andersrum. (ak)

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FOTO: JAN WOITAS/DPA Grünen-Vorsitzend­e Annalena Baerbock.

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