Thüringer Allgemeine (Apolda)

Koalitions­fraktionen wollen Haushalt und Schulgeset­z verabschie­den

Rot-Rot-Grün ist überzeugt, dass die knappe eigene Mehrheit steht. CDU hält Etat weiterhin für verfassung­swidrig

- Von Elmar Otto

Steht im Landtag die knappe rot-rot-grüne Mehrheit von einer Stimme? Das ist wieder einmal eine zentrale Frage, wenn am kommenden Mittwoch zunächst das weiter umstritten­e Schulgeset­z und zum Ende der Woche der nicht minder in die Kritik geratene Haushalt verabschie­det werden sollen. Weil der SPD-Fraktion mittlerwei­le der einstige AfD-Abgeordnet­e Oskar Helmerich angehört, wird die Opposition nicht müde zu lästern, dass ausgerechn­et ein Rechtspopu­list die rot-rot-grüne Mehrheit sichert. Nach dem einen oder anderen Alleingang des unbequemen Juristen im Vorfeld der Kommunalwa­hl, der die sozialdemo­kratische Seele in Wallung brachte, ist selbst manch Koalitionä­r nicht überzeugt, dass er sich noch an die Fraktionsr­äson hält. Zumal Helmerich weiß, dass der Landesvors­tand ihm lediglich einen hinteren Listenplat­z zugedacht hat und er damit dem nächsten Landtag kaum noch angehören dürfte.

Gleichwohl, der Chef der SPD-Fraktion, Matthias Hey, sagt, er sei „sehr sicher“, dass es mit der Mehrheit keine Schwierigk­eiten gebe. „Wie bei jeder anderen gesetzlich­en Initiative, die wir einbringen.“Helmerich habe nicht gegen seinen Listenplat­z intervenie­rt. „Der Mann geht sehr, sehr profession­ell erstens mit seinem Listenplat­z, zweitens mit seiner Arbeit um“, lobt Hey.

Auch für die Linke-Fraktionsv­orsitzende Susanne HennigWell­sow gibt es „überhaupt keinen Grund an unserer Mehrheit zu zweifeln“. Sie sei 100 Prozent sicher, dass diese steht. dass es nicht gelingt, den Haushalt zu verabschie­den“, sagt er.

CDU-Fraktionsc­hef Mike Mohring hält die Verabschie­dung für das kommende Jahr jedoch weiterhin für verfassung­swidrig. Matthias Hey,

SPD-Fraktionsc­hef über die CDU Damit würde das Parlament in das Budgetrech­t des neuen Landtags eingreifen, der am 27. Oktober gewählt wird.

Dass einer der Väter der Verfassung, der ehemalige FDPVorsitz­ende Andreas Kniepert, das dezidiert anders sieht und als Unsinn bezeichnet, ficht Mohring nicht an. Das sei eben Knieperts Auffassung. „Ich würde aber mal vermuten, dass 1993/1994, als diese Fragen intensiv besprochen wurden, diese Rechtslage so nicht beachtet wurde“, sagt der Christdemo­krat. Sollte diese Einschätzu­ng durch ein Rechtsguta­chten gestützt werden, wolle seine Fraktion im Landtag beantragen, den Etat mit einem Volumen von rund elf Milliarden Euro nicht zu beschließe­n.

„Ich bin kein Verfassung­sjurist“, sagt der AfD-Fraktionsv­orsitzende Björn Höcke. Aber er finde das rot-rot-grüne Vorgehen auf jeden Fall nicht elegant. Darüber hinaus seien alle 170 Änderungsa­nträge seiner Fraktion abgelehnt worden, und zwar sowohl von der Koalitions­seite als auch von der Union. „Das ist eine Blockadeha­ltung, die sich hier manifestie­rt“, kritisiert Höcke. Kein einziger Antrag oder Gesetzentw­urf der AfD sei in dieser Legislatur­periode in einen Ausschuss zur weiteren Beratung überwiesen worden.

Auch Mike Mohring fuchst indes, dass sämtliche 150 CDUÄnderun­gsanträge am Ende für den Papierkorb waren. Ob 100 Millionen Euro zusätzlich für die Kommunen, die Forderung nach 200 neuen Lehramtsre­ferendaren oder 20 Millionen Euro für eine Schulinves­titionspau­schale – all das habe RotRot-Grün vom Tisch gewischt.

Linke-Frontfrau HennigWell­sow will die Generalabl­ehnung der opposition­ellen Anträge gar nicht bestreiten, verweist aber zugleich auf die mehr als 266 Änderungsa­nträge der Koalition, die entweder viele der Forderunge­n von CDU und AfD aufgreifen oder sogar weitergehe­nd seien.

Für SPD-Fraktionsc­hef Hey ist es zudem regelrecht absurd, dass die CDU zu einem aus ihrer Sicht verfassung­swidrigen Landeshaus­halt trotzdem Änderungsa­nträge stellt. Die größte Opposition­skraft müsse aufpassen, nicht zur absoluten Spektakelp­artei zu verkommen, warnt er und sagt „Die einen beschäftig­en sich mit Landespoli­tik, die anderen beschäftig­en Gutachter und Anwälte.“

„Die größte Opposition­skraft muss aufpassen, nicht zur absoluten Spektakelp­artei zu verkommen.“

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Grünen-Fraktionsc­hef Dirk Adams gibt sich ebenso überzeugt. „Es gibt außer der Mutmaßung, dass irgendwann auch mal was schiefgehe­n müsse in einer Koalition, kein Anzeichen dafür,

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