Modellregion für Wasserstoff
Thüringen will den Energieträger für die Verkehrs- und Wärmewende nutzen. Busverband prüft alternative Antriebe
In Thüringen sollen Züge, Lastkraftwagen und Busse mit Brennstoffzellen angetrieben, Gebäude mittels Wasserstofftechnologien gekühlt oder geheizt werden und das Gas als Speicher für den Strom aus Sonne und Wind dienen.
Die Brennstoffzelle solle ein Baustein des Energiesystems im Freistaat werden, erläuterte Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) gestern in Erfurt ihre Vorstellungen. Zur 1. Thüringer Wasserstoffkonferenz berieten im Kongresszentrum der Messe mehr als 200 Wissenschaftler. Politiker und Unternehmer über das Potenzial des Gases für eine erfolgreiche Verkehrsund Wärmewende in Thüringen.
Diese müsse sich jetzt an die Stromwende anschließen, erklärte Siegesmund. „Angesichts der aktuellen Klimaschutzdebatte erwarte ich einen Schub für diese Technologie“, sagte die Umweltministerin. Man wolle das Land fit mache, dafür, dass „die innovative Technik hier vor Ort Wirtschaftskraft und Klimaschutz erfolgreich verbindet“, so Siegesmund. Das sei gut für die Menschen und das Klima.
Die Konferenz soll zudem der Auftakt zur Erarbeitung einer Wasserstoffstrategie für Thüringen sein, kündigte die Ministerin an. Deren Ziel werde es sein, das Land zur Modellregion für die Technologie zu entwickeln.
Schon Jule Verne habe einst davon gesprochen, dass Wasser die Kohle der Zukunft sein werde, erklärte Mark Jentsch von der Bauhaus-Universität Weimar. „Heute wissen wir, wie dies technisch machbar ist“, so der Wissenschaftler. Gemeinsam mit der Wirtschaft und der Politik müsse es gelingen, die noch bestehende Wirtschaftlichkeitslücke zu schließen. Man benötige eine Anschubfinanzierung, um ein neues System im Markt zu etablieren, sagte Jentsch.
Es sei gelungen, die Vertreter großer Konzerne wie MAN oder Evonik mit Ortsteilbürgermeistern aus Thüringen zusammenzubringen, wies der Chef der Thüringer Energie- und Greentechagentur Dieter Sell auf die gute Mischung der Konferenzteilnehmer hin. Das große Interesse am Thema belege auch die Tatsache, dass ein Drittel der Teilnehmer aus anderen Bundesländern kamen.
Ihm gehe bei der Einführung der Wasserstofftechnologie alles viel zu langsam, kritisierte René Himmelstein von der Maximator GmbH aus Nordhausen. Er warnte angesichts der Aktivitäten in Kalifornien und in China davor, dass Deutschland nicht den Anschluss verpassen dürfe. Der Nordhäuser Anlagenspezialist übernimmt die Planung, Umsetzung und Installation einer Wasserstofftankanlage für die Stadtwerke Wuppertal. Die setzt auf den Einsatz von Bussen mit Brennstoffzellenantrieb.
Auch die Thüringer Omnibusunternehmen begrüßen das politische Engagement für alternative Energieträger im öffentlichen Nahverkehr, erklärte der Verband. „Unsere Unternehmen haben einen reichen Erfahrungsschatz mit verschiedenen alternativen Antrieben. Darauf kann man aufbauen“, so Mario König, Chef des Verbandes Mitteldeutscher Omnibusunternehmer.
„Der alternative Antrieb im Bus ist machbar. Wir können alles verwenden, egal ob Biogas, Strom, flüssige biogene Kraftstoffe. Auch Wasserstoff kann dabei eine gute Lösung sein.“meint König. Alles müsse jedoch langfristig finanziell tragfähig und nachhaltig sein.