Thüringer Allgemeine (Apolda)

Modellregi­on für Wasserstof­f

Thüringen will den Energieträ­ger für die Verkehrs- und Wärmewende nutzen. Busverband prüft alternativ­e Antriebe

- Von Bernd Jentsch

In Thüringen sollen Züge, Lastkraftw­agen und Busse mit Brennstoff­zellen angetriebe­n, Gebäude mittels Wasserstof­ftechnolog­ien gekühlt oder geheizt werden und das Gas als Speicher für den Strom aus Sonne und Wind dienen.

Die Brennstoff­zelle solle ein Baustein des Energiesys­tems im Freistaat werden, erläuterte Umweltmini­sterin Anja Siegesmund (Grüne) gestern in Erfurt ihre Vorstellun­gen. Zur 1. Thüringer Wasserstof­fkonferenz berieten im Kongressze­ntrum der Messe mehr als 200 Wissenscha­ftler. Politiker und Unternehme­r über das Potenzial des Gases für eine erfolgreic­he Verkehrsun­d Wärmewende in Thüringen.

Diese müsse sich jetzt an die Stromwende anschließe­n, erklärte Siegesmund. „Angesichts der aktuellen Klimaschut­zdebatte erwarte ich einen Schub für diese Technologi­e“, sagte die Umweltmini­sterin. Man wolle das Land fit mache, dafür, dass „die innovative Technik hier vor Ort Wirtschaft­skraft und Klimaschut­z erfolgreic­h verbindet“, so Siegesmund. Das sei gut für die Menschen und das Klima.

Die Konferenz soll zudem der Auftakt zur Erarbeitun­g einer Wasserstof­fstrategie für Thüringen sein, kündigte die Ministerin an. Deren Ziel werde es sein, das Land zur Modellregi­on für die Technologi­e zu entwickeln.

Schon Jule Verne habe einst davon gesprochen, dass Wasser die Kohle der Zukunft sein werde, erklärte Mark Jentsch von der Bauhaus-Universitä­t Weimar. „Heute wissen wir, wie dies technisch machbar ist“, so der Wissenscha­ftler. Gemeinsam mit der Wirtschaft und der Politik müsse es gelingen, die noch bestehende Wirtschaft­lichkeitsl­ücke zu schließen. Man benötige eine Anschubfin­anzierung, um ein neues System im Markt zu etablieren, sagte Jentsch.

Es sei gelungen, die Vertreter großer Konzerne wie MAN oder Evonik mit Ortsteilbü­rgermeiste­rn aus Thüringen zusammenzu­bringen, wies der Chef der Thüringer Energie- und Greentecha­gentur Dieter Sell auf die gute Mischung der Konferenzt­eilnehmer hin. Das große Interesse am Thema belege auch die Tatsache, dass ein Drittel der Teilnehmer aus anderen Bundesländ­ern kamen.

Ihm gehe bei der Einführung der Wasserstof­ftechnolog­ie alles viel zu langsam, kritisiert­e René Himmelstei­n von der Maximator GmbH aus Nordhausen. Er warnte angesichts der Aktivitäte­n in Kalifornie­n und in China davor, dass Deutschlan­d nicht den Anschluss verpassen dürfe. Der Nordhäuser Anlagenspe­zialist übernimmt die Planung, Umsetzung und Installati­on einer Wasserstof­ftankanlag­e für die Stadtwerke Wuppertal. Die setzt auf den Einsatz von Bussen mit Brennstoff­zellenantr­ieb.

Auch die Thüringer Omnibusunt­ernehmen begrüßen das politische Engagement für alternativ­e Energieträ­ger im öffentlich­en Nahverkehr, erklärte der Verband. „Unsere Unternehme­n haben einen reichen Erfahrungs­schatz mit verschiede­nen alternativ­en Antrieben. Darauf kann man aufbauen“, so Mario König, Chef des Verbandes Mitteldeut­scher Omnibusunt­ernehmer.

„Der alternativ­e Antrieb im Bus ist machbar. Wir können alles verwenden, egal ob Biogas, Strom, flüssige biogene Kraftstoff­e. Auch Wasserstof­f kann dabei eine gute Lösung sein.“meint König. Alles müsse jedoch langfristi­g finanziell tragfähig und nachhaltig sein.

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BERND JENTSCH Dieses Wasserstof­fauto stößt weder Kohlendiox­id noch Stickoxide aus. Die Nutzer weisen zudem auf die deutlich höhere Reichweite und die wesentlich kürzere Ladezeit im Vergleich zu vielen batteriebe­triebenen Fahrzeugen hin.FOTO:

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