Dionysische Bilder
Pfingst.Festival: Ausstellung zum 175. Geburtstag von Friedrich Nietzsche in der Galerie Schloss Ettersburg
Ohne die Signatur gelesen zu haben, erkannte der Schriftsteller Uwe Tellkamp am Sonntag mit Kennerblick bereits beim Aufbau der Ausstellung: Das ist ein Grieshaber. Begleitend zum Pfingst.Festival präsentiert die Galerie Schloss Ettersburg zum 175. Geburtstag von Friedrich Nietzsche von heute, Donnerstag, an „Dionysische Bilder für Alle und Keinen“aus Privatsammlungen. Unter dem Titel „Panische Freuden – Panischer Schrecken“nach dem gleichnamigen Bild von Wolfgang Ehehalt werden 42 Originale von 25 Künstlern gezeigt. „Mehr können wir nicht hängen.“Dennoch ist es Kurator Hans-Dieter Mück einmal mehr gelungen, ein „schönes Potpourri“unterschiedlichster Sichtund künstlerischer Herangehensweisen zusammenzustellen. „In Weimar wird Nietzsche nach wie vor stark unterschätzt“, hat Schlossdirektor Peter Krause erfahren. Verdeutlich wird die intensive Auseinandersetzung von Künstlern mit der Gedankenwelt Nietzsches (1844 bis 1900) von Audrey Beardsleys 1895 entstandener Lithographie „Pan als Vorleser“über Pablo Picassos Lithografien „Pan“bis in die Gegenwart. Die jüngsten Arbeiten seien erst in den letzten Wochen entstanden, informiert Mück.
Mit einer Ausnahme folgten alle Avantgarde-Künstler seiner Bitte, sich mit einer Arbeit an der Nietzsche-Ausstellung zu beteiligen. Ihm sei es nicht um eine Reproduktion von Porträts gegangen, vielmehr sollten die Bilder kleine Geschichten erzählen. Entstanden sei „eine große Bandbreite“unterschiedlichster Arbeiten; je nach „eigenem Ton, eigener Handschrift, eigenem Temperament“des Künstlers. Präsentiert wird so auch ein Streifzug durch die Kunstgeschichte: Vor 25 Jahren weckte die Ausstellung zu Nietzsche in der Orangerie Belvedere große Aufmerksamkeit. Seitdem sei es, was Nietzsche und die Kunst betrifft, ruhig gewesen. Jetzt nähert sich die Ettersburger Schau dem Philosophen sinnig wie sinnlich bis hintersinnig.
Ulrike Theusner charakterisiert „The king of inner devils“(2014), Wolf Bertram Becker bannt „Pans heitere Stunde“(2019) wie auch „Pans bedrohliche Stunde“(2019) auf Leinwand, gleich „5 x Friedrich Nietzsche“(2019) zeigt Peter Zaumseils handkolorierter Holzschnitt, Gustav Traub sieht „Pan flieht vor Wespen“(um 1948) und Dieter Gross die „Weimarer Pietà in der Villa Silberblick“(2018), Uwe Bremer lässt „Friedrich Nietzsches panische Freude und Schrecken“(2019) erleben.
Was die Ausstellungen in der Schlossgalerie betrifft, hat HansDieter Mück erfahren: „Die Leute finden sich hier wirklich ein.“Das sei für ihn auch Motivation, als Kurator weiter zu machen.