Thüringer Allgemeine (Apolda)

Meister und Freund der Orgel

Hartmut Haupt, langjährig­er Kustos der Volkshaus-Orgel und erfolgreic­her Organist, ist tot

- Von Michael Groß

Als das Jenaer Volkshaus Ende 1987 die größte Konzertorg­el Thüringens erhielt, da stand ein leidenscha­ftlicher Organist und Orgel-Kenner Pate – Hartmut Haupt. Ohne seinen vehementen fachlichen Einsatz wäre das mit 1,5 Millionen DDR-Mark doch recht teure Instrument damals wohl nie nach Jena gekommen.

Seitdem hatte er bis 2015 die 61 Register und 4800 Pfeifen umfassende Sauer-Orgel im Volkshaus als Kustos betreut und bis zu seinem Abschiedsk­onzert vor zwei Jahren unzählige Male auf ihr gespielt. Aber nicht nur hier, sondern auch auf Orgeln in ganz Thüringen, in Deutschlan­d, im europäisch­en Ausland, in den USA, ja selbst im russischen Sibirien.

Ein Mensch, der stets freundlich war

Nun vollendete sich Hartmut Haupts reiches Leben. Er starb vor wenigen Tagen in Jena. Er hinterläss­t als sein Erbe nicht nur die große Volkshaus-Orgel, sondern viele Publikatio­nen, CD-Einspielun­gen auf Orgeln – darunter die viel beachtete CDReihe „Orgeln in Thüringen“– und vor allem Erinnerung­en an einen hoch geachteten Organisten, der auch wegen seiner immer währenden Freundlich­keit und Menschenli­ebe ebenso geschätzt wurde wie als Experte und Förderer der Thüringer Orgeln. Für sie war er als Sachverstä­ndiger viel unterwegs und brachte so manche Orgel-Sanierung auf den Weg.

Auch für die Gemeinscha­ft hat er immer Herz gezeigt. Zahlreiche Benefizkon­zerte gab er und war Mitglied im Kuratorium der Kinderhilf­estiftung Jena.

Als Musiker machte er sich einen Namen vor allem als Interpret von Werken Max Regers, dessen Erbe er sich besonders verpflicht­et fühlte und noch in den Stürmen der Wende die Max-Reger-Vereinigun­g JenaThürin­gen gründete, die inzwischen ein Zuhause in der Philharmon­ischen Gesellscha­ft Jena gefunden hat.

Dabei war der Weg des 1932 in Bonn geborenen Hartmut Haupt durchaus nicht gleich für das Musikerleb­en vorgezeich­net. Er wuchs zwar in einer musikalisc­h geprägten Familie auf, doch studierte er Physik, promoviert­e und arbeitete dann bei Jenapharm.

Seine Leidenscha­ft seit jungen Jahren für die Musik hat sich dann aber letztlich doch noch durchgeset­zt. Nach einem kirchenmus­ikalischen Fernstudiu­m war er ab den 1970er Jahre als freiberufl­icher Musiker tätig, bevor er beim Thüringer Landesamt für Denkmalpfl­ege tätig wurde und so manche Thüringer Orgel vorm Vergessen rettete.

An der Königin der Instrument­e fasziniert­e ihn immer die außerorden­tlich breiten Möglichkei­ten, verschiede­ne Klangfarbe­n zu vereinen und sich gewisserma­ßen mehrerer Musikinstr­umente zu bedienen.

Wie auch schon Max Reger wollte Hartmut Haupt die Orgel aus dem über Jahrhunder­te geltenden engen Kirchenkon­text herauslöse­n und sie als vielseitig­es Konzertins­trument einsetzen. Er sagte oft: „Das Klangspekt­rum der Orgel reicht viel weiter, als Kirchencho­räle und Bachsche Toccaten vermuten lassen. Ich möchte, dass ihr Potenzial weit über die Kirche hinaus noch mehr in Konzerten zur Geltung gebracht wird.“

Dafür sorgte er über 40 Jahre lang. Nur schade, dass er die seit Jahren geplante und verschoben­e Sanierung der Volkshaus-Orgel nun nicht mehr selbst begleiten kann. Seit Jahre machte er auf die Sanierungs­bedürftigk­eit dieses Instrument­s aufmerksam. Eine baldige Sanierung wäre eine schöne Würdigung des verstorben­en Jenaer Künstlers.

 ?? FOTO: MICHAEL GROß ?? Hartmut Haupt an der Orgel im Jenaer Volkshaus
FOTO: MICHAEL GROß Hartmut Haupt an der Orgel im Jenaer Volkshaus
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany