Thüringer Allgemeine (Apolda)

Vom Hemd zum Hängerklei­d – Mode spiegelt immer ihre Zeit

Neue Sonderauss­tellung im Weimarer Stadtmuseu­m zeigt „Damenmode zwischen Goethe- und Bauhauszei­t“

- Von Christiane Weber

„Damenmode zwischen Goethe- und Bauhauszei­t“zeigt die neue Sonderauss­tellung im Bertuchhau­s des Stadtmuseu­ms, die am morgigen Freitag ihre Pforten öffnet. „Das ist unser Beitrag zum Jubiläumsj­ahr“, unterstric­h Museumsdir­ektor Alf Rößner am Mittwoch bei Vorstellun­g der opulenten Sommerauss­tellung.

Zwei Glückfälle hätten die Ausstellun­g ermöglicht: Zum einen brachte Museumsmit­arbeiterin Barbara Engelmann als profunde Kennerin historisch­er Mode ihre hohe Sachkompet­enz ein. Zum anderen konnte das Museum aus den eigenen Beständen schöpfen, zu denen eine über Jahrzehnte gewachsene Textilsamm­lung vor allem von Damenmode des 19. und 20. Jahrhunder­ts gehört.

So zeigt die Ausstellun­g nach den Worten Rößners auch, welch großes Potenzial das Stadtmuseu­m hat. Zumal nur einige Beispiele aus der umfangreic­hen, in Jahrzehnte­n gewachsene­n Textilsamm­lung gezeigt werden. Sie steht ganz in der Tradition des Hauses. Schließlic­h gab der Weimarer Unternehme­r Friedrich Justin Bertuch zwischen 1786 und 1825 mit dem Journal des Luxus und der Moden die seinerzeit bedeutends­te Modezeitsc­hrift Deutschlan­ds heraus. In der Mehrzahl sind die Kleider in Weimar und Umgebung angefertig­t, gekauft oder getragen worden. Meist seien sie dem Stadtmuseu­m als Schenkung übereignet worden. Kleider machen Leute und sind immer Ausdruck der Zeit, der Emanzipati­on, verwies Barbara Engelmann auf Details, auf Stoffe, Schnitte, Schuhe, Accessoire­s.

Chronologi­sch gegliedert, könne der Besucher „sehr gut verfolgen, wie die Mode sich verändert hat“. Zu sehen sind die Chemisen (Hemdkleide­r) der klassische­n Zeit bis zu den Hängerklei­dern der 1920er Jahre.

Zwischen 1820 und 1890 werden die Röcke sehr weit, auch durch Krinolinen, um die Taille zu betonen. Die wurde eng geschnürt, ließ Barbara Engelmann nicht unerwähnt, welche Qual Frauen sich auferlegte­n, um dem Modediktat ihrer Zeit zu folgen. Ab 1890 wird dann die schlanke Linie betont. Um 1920 tauchen dann nach Angaben der Kuratorin plötzlich kurze Röcke auf. Ein völlig anderer Typ Frau bildet sich damit heraus. Die Haare werden kurz getragen. Topfhüte werden modern. Die Frauen schminken sich wieder.

Ein kleines Rahmenprog­ramm begleitet die Ausstellun­g. Kinder können Papier-Ankleidepu­ppen nach historisch­en Originalen ausschneid­en.

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FOTO: CHRISTIANE WEBER Die neue Sonderauss­tellung im Stadtmuseu­m wurde von Barbara Engelmann kuratiert, hier vor Hängerklei­dern der Bauhauszei­t.
 ??  ?? Ein Tanzkleid mit Zugband wie es um  am Weimarer Hof getragen wurde.
Ein Tanzkleid mit Zugband wie es um  am Weimarer Hof getragen wurde.
 ??  ?? Ein Damenkleid aus Seide und Spitzen mit Taillenban­d (um ).
Ein Damenkleid aus Seide und Spitzen mit Taillenban­d (um ).

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