Üben mitten im Sonnenaufgang
Drei Fragen an die Geigerin Ute Klemm, Solistin im Konzert des Sinfonieorchesters der Hochschule für Musik Franz Liszt in der Weimarhalle
Erneut steht das 20. Jahrhundert im Mittelpunkt eines groß besetzten Sinfoniekonzerts der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar am heutigen Donnerstag um 19.30 Uhr in der Weimarhalle. Neben Werken von Bach und Schostakowitsch (5. Sinfonie) erklingt das Violinkonzert „Dem Andenken eines Engels“von Alban Berg. Solistin ist die Geigerin Ute Klemm, die mit ihrem Auftritt ihr Konzertexamen in der Weimarer Klasse von Prof. Friedemann Eichhorn abschließt. Ute Klemm ist bereits seit 2015 festes Mitglied des WDR Sinfonieorchesters.
Frau Klemm, verpassen Sie gerade etwas in Köln?
Ja, letzten Donnerstag ein Konzert mit dem WDR Sinfonieorchester unter Jukka-Pekka Saraste und am Freitag einen Auftritt mit dem Geiger Frank-Peter Zimmermann als Solist in der Kölner Philharmonie. Es ist wunderbar, dass ich in Weimar sein kann, aber meine Kollegen haben auch kein schlechtes Los gezogen...
Was waren die Höhepunkte Ihres Studiums in Weimar?
Ich komme aus Meiningen, bin also selbst Thüringerin und muss sagen: Ein wirklicher Höhepunkt war es, jeden Tag in Weimar die Haustür zu öffnen und quasi im Park zu stehen. Wenn ich ehrlich bin: Das fehlt mir schon in Köln. Da bin ich wohl eine unverbesserliche Romantikerin! (lacht) Abgesehen davon gab es so viel: Viele Solound Kammermusikkonzerte, die Weimarer Meisterkurse, die Auszeichnung durch die Hochschule mit der Leihgabe einer wunderschönen Gagliano-Violine, die ich mehrere Jahre spielen durfte.
Worauf darf sich das Publikum in Alban Bergs Violinkonzert freuen?
Auf ein Porträt unserer Zeit, zerrissen und voller Schönheit. Wir sind stets und ständig online, überall erreichbar und doch fühlen wir uns so einsam; Depressionen nehmen zu. Musik ist schon immer die Möglichkeit für uns Menschen gewesen, Schicksalsschläge, Krankheit und Tod an uns heranzulassen und vielleicht sogar zu verarbeiten. (red)