Lohnt sich der neue Thermomix?
Vor wenigen Wochen hat Vorwerk die neueste Version seiner 1359 Euro teuren Küchenmaschine auf den Markt gebracht. Doch ist der Neue wirklich besser? Ein Test
Es gibt vermutlich keine Küchenmaschine, die auch nur ansatzweise einen ähnlichen Kultstatus bei ihren Besitzern genießt. Er kocht, rührt, zerkleinert, wiegt, dämpft und noch vieles mehr. Vor allem aber führt er selbst Küchenlaien Schritt für Schritt durch die Zubereitung Tausender Gerichte: der Thermomix. Für das Familienunternehmen Vorwerk ist das weit über 1000 Euro teure Gerät seit Jahren ein Goldesel und das wichtigste Produkt im Portfolio: Knapp 1,1 Milliarden Euro Umsatz bescherte die Küchenmaschine dem Unternehmen im vergangenen Jahr, das sind rund 40 Prozent des gesamten Unternehmensergebnisses.
Ende März wurde überraschend ein Nachfolger des seit 2015 verfügbaren TM5 angekündigt und kurz darauf in den Verkauf gebracht, mit einigen Neuerungen und einem happigen Preisaufschlag von 250 Euro. Was folgte war ein Sturm der Entrüstung: In sozialen Netzwerken wüteten Kunden, die den TM5 nur Tage zuvor zum vollen Preis gekauft hatten, ohne dass dabei der bevorstehende Generationswechsel erwähnt worden war.
Doch ist das neue Gerät, der TM6, die Aufregung und den Hype wert? Wir haben das Gerät im Küchenalltag ausprobiert. Augen der enttäuschten Thermomix-Kunden, dass der Neue nun mehr Hitze erzeugen kann. Beim Vorgänger TM5 war bei höchstens 120 Grad Celsius Schluss. Der TM6 schafft dagegen bis zu 160 Grad und kann nun Zucker zu aromatischem Karamell schmelzen, was einige neue Nachspeisen ermöglicht. Außerdem führen Temperaturen zwischen 140 bis 160 Grad bei vielen Lebensmitteln zur sogenannten Maillard-Reaktion, sprich zur aromatischen Bräunung, wie sie beim Anbraten erwünscht ist. Darüber hinaus beherrscht der TM6 auch lang anhaltende Gar- und Fermentierungsprozesse – so kann Fleisch über Stunden bei niedrigen Temperaturen oder sogar im Vakuum-Gar-Verfahren (Sous-vides) gegart oder Joghurt selbst gemacht werden.
Zu guter Letzt ist diesmal auch ein Wlan-Modul für den Netzzugang fest verbaut. Das ist auch notwendig, denn die Schritt-für-Schritt-Anleitungen für Tausende erprobte Rezepte gibt es nur über das CookidooPortal von Vorwerk. Der Zugriff kostet nach dem ersten halben Jahr übrigens 36 Euro jährlich, die man zum happigen Gerätepreis noch einkalkulieren muss. für gut 100 Euro nachkaufen – nicht mal die Hälfte des TM6-Aufpreises.
Auch das Anbraten klingt spektakulärer, als es im Alltag ist: Tatsächlich lassen sich dank Temperaturen von bis zu 160 Grad auch Röstaromen erzeugen – ein scharfes Anbraten in der Pfanne ersetzt das aber nicht, dort sind die Temperaturen noch einmal deutlich höher. Auch die Zubereitung eines Steaks klappt so natürlich nicht – die Oberfläche des Topfbodens ist viel zu klein und durch das Messer im Boden blockiert. Geschnetzeltes lässt sich allerdings gut zubereiten – mehr Bräunung bietet aber in jedem Fall die Pfanne.
Wer häufig karamellhaltige Nachspeisen zubereiten möchte, hat es mit dem TM6 tatsächlich deutlich leichter – hier erspart das Gerät Koch oder Köchin viel Geklebe. Würzpaste statt fertiger Brühwürfel zu verwenden. Auch dafür gibt es natürlich das passende Rezept. Und statt im Alltag auf Pudding-Pulver setzen zu müssen, klappt die Zubereitung des Karamellpuddings im Thermomix ganz klassisch – ohne Klümpchen und Ansetzen. So taugt das Gerät auch bei Kochbegeisterten auf jeden Fall als äußerst fähige Küchenhilfe für Teile eines Menüs.