Wenn Haare helfen
Wer zum Friseur geht, kann seine abgeschnittenen Haare spenden. Daraus wird dann eine Echthaarperücke für bedürftige Menschen
Das Haar zählt bei vielen Menschen, vor allem bei Frauen, als Schönheitsideal. Durch Krankheit, Gendefekte oder Chemotherapien kann es jedoch passieren, dass es ausfällt. Eine Echthaarperücke kann in diesen Situationen für die Betroffenen eine große seelische Stütze sein, um sich in ihrem Körper wieder etwas wohler zu fühlen.
Haare für Perücken oder Verlängerungen stammen oft aus Indien, China und anderen asiatischen Ländern. Es geht jedoch auch anders. Es gibt im deutschsprachigen Raum nämlich zahlreiche Organisationen, die sich dafür einsetzen, Erkrankten mit Perücken ein schöneres Leben zu gestalten, etwa der Bundesverband der Zweithaarspezialisten mit seiner Aktion Rapunzel oder der Verein Haarfee.
Auch auf der Seite haare-spenden.de kann man, wie der Name schon sagt, seine Haare spenden. Daraus werden unter dem Motto „Schnipp schnapp ... gute Tat!“handgeknüpfte Echthaarperücken hergestellt. Der Preis solch einer Perücke liegt laut dem Unternehmen Rieswick und Partner, das hinter der Website steht, zwischen 2000 Euro bis 4000 Euro. Die Kosten werden nur teilweise von den Krankenkassen übernommen, denn diese sehen Kunsthaarperücken in der Regel als ausreichend an. Für Echthaarperücken zahlen sie nur in Ausnahmefällen, zum Beispiel bei einer Allergie gegen Bestandteile der Kunsthaarperücken. Bei Kindern und Jugendlichen ist das anders: Sie sind von fast allen Zuzahlungen befreit.
Die Haarlänge ist wichtig
Das Spenden ist jedenfalls ganz einfach. Auf der Internetseite werden zahlreiche Friseursalons in Deutschland, Österreich und in der Schweiz angegeben, bei denen man sein abgeschnittenes Haar als Spende hinterlassen kann. Sie schicken es dann an die Perückenmanufaktur. Bei anderen Organisationen ist das auch so. Ist keiner dieser Salons in der Nähe, kann man der Organisation seine Haare auch einfach per Post zukommen zu lassen: gebündelt, trocken und mit mehreren Gummis gesichert.
Eine Haarspende ist ab einer Zopflänge von 25 Zentimetern möglich, aber grundsätzlich gilt: Je länger die Haare, desto besser. Ab 30 Zentimetern Länge spendet Rieswick und Partner Geld an eine Hilfsorganisation. „So konnten bereits im letzten Jahr über 80.000 Euro gespendet und allein in diesem Jahr schon mehr als 20 Perücken zuzahlungsfrei übergeben werden“, sagt Geschäftsführer Nils Rieswick. Als Versicherung, dass das Haar angekommen ist, erhält man bei haare-spenden.de eine personalisierte Bestätigungsmail. Bei wem sie landen, erfährt man allerdings nicht. Sicher ist nur: Sie werden Freude bereiten.