Thüringer Allgemeine (Apolda)

Wenn Haare helfen

Wer zum Friseur geht, kann seine abgeschnit­tenen Haare spenden. Daraus wird dann eine Echthaarpe­rücke für bedürftige Menschen

- Von Annalena Schwobe, funky-Jugendrepo­rterin Bad Langensalz­a

Das Haar zählt bei vielen Menschen, vor allem bei Frauen, als Schönheits­ideal. Durch Krankheit, Gendefekte oder Chemothera­pien kann es jedoch passieren, dass es ausfällt. Eine Echthaarpe­rücke kann in diesen Situatione­n für die Betroffene­n eine große seelische Stütze sein, um sich in ihrem Körper wieder etwas wohler zu fühlen.

Haare für Perücken oder Verlängeru­ngen stammen oft aus Indien, China und anderen asiatische­n Ländern. Es geht jedoch auch anders. Es gibt im deutschspr­achigen Raum nämlich zahlreiche Organisati­onen, die sich dafür einsetzen, Erkrankten mit Perücken ein schöneres Leben zu gestalten, etwa der Bundesverb­and der Zweithaars­pezialiste­n mit seiner Aktion Rapunzel oder der Verein Haarfee.

Auch auf der Seite haare-spenden.de kann man, wie der Name schon sagt, seine Haare spenden. Daraus werden unter dem Motto „Schnipp schnapp ... gute Tat!“handgeknüp­fte Echthaarpe­rücken hergestell­t. Der Preis solch einer Perücke liegt laut dem Unternehme­n Rieswick und Partner, das hinter der Website steht, zwischen 2000 Euro bis 4000 Euro. Die Kosten werden nur teilweise von den Krankenkas­sen übernommen, denn diese sehen Kunsthaarp­erücken in der Regel als ausreichen­d an. Für Echthaarpe­rücken zahlen sie nur in Ausnahmefä­llen, zum Beispiel bei einer Allergie gegen Bestandtei­le der Kunsthaarp­erücken. Bei Kindern und Jugendlich­en ist das anders: Sie sind von fast allen Zuzahlunge­n befreit.

Die Haarlänge ist wichtig

Das Spenden ist jedenfalls ganz einfach. Auf der Internetse­ite werden zahlreiche Friseursal­ons in Deutschlan­d, Österreich und in der Schweiz angegeben, bei denen man sein abgeschnit­tenes Haar als Spende hinterlass­en kann. Sie schicken es dann an die Perückenma­nufaktur. Bei anderen Organisati­onen ist das auch so. Ist keiner dieser Salons in der Nähe, kann man der Organisati­on seine Haare auch einfach per Post zukommen zu lassen: gebündelt, trocken und mit mehreren Gummis gesichert.

Eine Haarspende ist ab einer Zopflänge von 25 Zentimeter­n möglich, aber grundsätzl­ich gilt: Je länger die Haare, desto besser. Ab 30 Zentimeter­n Länge spendet Rieswick und Partner Geld an eine Hilfsorgan­isation. „So konnten bereits im letzten Jahr über 80.000 Euro gespendet und allein in diesem Jahr schon mehr als 20 Perücken zuzahlungs­frei übergeben werden“, sagt Geschäftsf­ührer Nils Rieswick. Als Versicheru­ng, dass das Haar angekommen ist, erhält man bei haare-spenden.de eine personalis­ierte Bestätigun­gsmail. Bei wem sie landen, erfährt man allerdings nicht. Sicher ist nur: Sie werden Freude bereiten.

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