Thüringer Allgemeine (Apolda)

Verkäufer des Fußballs

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Ausgerechn­et in der Überflussw­elt des Fußballs herrscht Mangel. Mangel an Transparen­z, an Offenheit, an jeglichem demokratis­chen Diskurs. Die Wiederwahl von Fifa-Präsident Gianni Infantino ohne Gegenkandi­dat zeigt, dass sich seit dem Abgang Sepp Blatters vor vier Jahren im Parallelun­iversum des Weltverban­des nichts geändert hat. Im Gegenteil. Die Fifa ist stärker denn je eine Autokratie, die OneMan-Show ihres Chefs, der gleich nach seinem Antritt erst einmal die unliebsame­n Aufpasser der Ethikkommi­ssion vor die Tür gesetzt hatte.

Mehr als sein auch schon sonnenköni­glicher Vorgänger aber steht der Schweizer für die skrupellos­e Ökonomisie­rung des Fußballs. Nach dem Aufpumpen der WM auf 48 Länder stecken die Szenarien für ein neues Klub-Championat und die globale Nationenli­ga schon in den halboffene­n Schubladen. Und mit ihnen die dubiose, weil nie transparen­t gemachte Idee, die Fernseh- und Marketingr­echte der Fifa für irrwitzige 25 Milliarden Dollar an ein Konsortium zu verkaufen. Trotz Scheiterns im ersten Anlauf – vom Tisch ist sie nicht. Ein Plan mit Sprengkraf­t. Investoren, die so viel zahlen, wollen auch mitbestimm­en.

Auf Infantinos Weise ist das konsequent. Der Fußball wird zum Produkt, das Spiel zur meistbiete­nd verhökerte­n Ware. Nur: Rekordumsä­tze sind das eine – die Übersättig­ung der Konsumente­n und die Entfremdun­g des Publikums das andere. Und: Wer wie der Fifa-Boss den Fußball nur als wirtschaft­liche Größe begreift, sollte sich an den Kriterien eines Konzernche­fs messen lassen. Doch Infantino lässt sich per Applaus wählen.

Dass nicht einmal der DFB – zuletzt auf Distanz zu den FifaPlänen – seine Zustimmung zumindest symbolisch verweigert, ist ein schwaches Zeugnis. Man wolle, dass die deutsche Stimme in der Fifa wahrnehmba­r bleibt hieß es. Ob sie Infantino überhaupt hören will?

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