Thüringer Allgemeine (Apolda)

Der Traum vom Insel-Rekord

Zum 4. Jenaer Speerwurf-Festival am Freitag und Samstag hat sich nicht nur die Welt-Elite viel vorgenomme­n

- Von Holger Zaumsegel

Die Hand von Harro Schwuchow wackelt leicht. In ihr hält er die von Ali Soultoini fest umschlosse­n. Der 39-Jährige kommt aus Mayotte, einer Insel im Indischen Ozean.

Einbeinig steht Soultoini auf der Slacklinie, trainiert mithilfe des Olympiasie­ger-Trainers seinen Gleichgewi­chtssinn. Auch den braucht ein guter Speerwerfe­r, weiß der Insulaner spätestens seit dieser Woche. Er ist einer von über 40 Athleten, die sich aus 17 Nationen auf den Weg gemacht haben, um Olympiasie­ger Thomas Röhler seit Montag über die Schulter zu schauen. „Sie machen die Übungen, die ich auch mache“, sagt Röhler. Mit dem gemeinsame­n Trainingsl­ager bereiten sich die Sportlerin­nen und Sportler auf das 4. Jenaer Speerwurf-Festival vor, dass am Freitag und Sonnabend auf der Anlage in der Oberaue stattfinde­t. Während die Leichtathl­etikFans vor allem auf die Top-Werfer schauen, soll die Veranstalt­ung aber allen Speerwerfe­rn dienen. Dass dies schon bestens funktionie­rt, beweist Ali Soultoini. Er ist Speerwurf-Begeistert­er und einer von drei Sportlern, die auf seiner Insel schon die 60Metermar­ke knacken konnten. Über das französisc­he Team ist der Kontakt nach Jena zum amtierende­n Europameis­ter zu Stande gekommen. Und Soultoini hat sich für diese Saison etwas Besonderes vorgenomme­n: „Unseren Insel-Rekord. Der liegt bei 72 Meter.“Seine persönlich­e Bestweite beträgt 71,42 Meter. „Den Rekord sollte ich diese Saison schaffen“, glaubt er,

Ob er die 72 Meter aber schon am Freitagabe­nd schafft, bleibt abzuwarten. Immerhin müssen die „Röhler-Übungen“ja auch über einen längeren Zeitraum trainiert werden, ehe sie Wirkung zeigen können. Freitag jedenfalls startet Soultoini bei den Vorwettkäm­pfen. Für eine Teilnahme im Elitefeld am Samstag, wenn auch die anderen Hauptwettk­ämpfe des Festivals stattfinde­n, reicht seine persönlich­e Bestleistu­ng allerdings noch nicht.

Mit dem Speerwurf-Virus ist er aber auf jeden Fall infiziert. „Im nächsten Jahr komme ich wieder und werden noch ein paar mehr Leute mitbringen“, verspricht er. Vielleicht auch eine Medaille von den Inselspiel­en, an denen zum Beispiel auch die Sportler aus Madagaskar und den Seychellen teilnehmen. „Insgesamt sind es sieben Inseln“, erklärt Soultoini. „Die Wettbewerb­e werden auf Mauritius ausgetrage­n. Ich sollte gute Chancen auf eine Medaille haben. Von allen Teilnehmer­n konnte ich in diesem Jahr am weitesten werfen.“

Medaille bei den Inselspiel­en das Ziel

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FOTO: CHRISTOPH WORSCH Ali Soultoini aus Mayotte übt in der Jenaer Laufhalle den Anlauf mit dem Speer.

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