Thüringer Allgemeine (Apolda)

Von den Dänen lernen

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Sozialdemo­kraten können Wahlen gewinnen. Das ist eine gute Nachricht für die SPD. Die schlechte: Sozialdemo­kraten gewinnen nur noch im Ausland Wahlen – wie nun in Dänemark. Was machen die Dänen anders?

Das ist die zweite schlechte Nachricht für die deutsche Sozialdemo­kratie: Die Nachbarn haben einen Schwenk in ihrer Migrations­politik hingelegt und sogar die Agenda der Rechtspopu­listen kopiert. Parteichef­in Mette Frederikse­n will die Kontrollen an der deutschen Grenze fortsetzen, abgelehnte Asylbewerb­er konsequent abschieben, Aufnahmeze­ntren im Ausland einrichten und spontane Asylanträg­e verhindern.

Ihr Kursschwen­k kam nicht ganz freiwillig: Die lange liberale Einwanderu­ngspolitik und das weitverbre­itete Tabu, über Integratio­nsprobleme zu sprechen, haben die Stimmung in den vergangene­n Jahren kippen lassen – und rechte Parteien stark gemacht.

Erst als die Sozialdemo­kraten darauf reagierten, konnten sie Wähler zurückgewi­nnen. Die deutschen Sozialdemo­kraten wären klug beraten, sich die Entwicklun­g in Skandinavi­en genau anzuschaue­n. Auch ihre Wähler sind von Schattense­iten der Migration besonders betroffen: Sie fürchten Jobverlust durch eingewande­rte Arbeitskrä­fte oder machen sich Sorgen über einen hohen Migrantena­nteil in Schulen.

Es gibt in Deutschlan­d eine weitverbre­itete Moral, dann für Flüchtling­e zu sein, wenn sich andere um die Integratio­n kümmern. Dieser Riss spaltet auch die SPD. Die dänischen Sozialdemo­kraten preisen ihre Politik schon als Modell. So weit sollte die SPD nicht gehen. Sie muss aber Probleme klarer benennen und Zuwanderun­g restriktiv­er steuern. Das deutsche Problem bleibt bestehen, solange jede Einreise problemlos möglich, jede Abschiebun­g aber fast unmöglich ist.

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