Extremwetter bedroht Thüringens Buchen
Betroffen sind alle Waldarten. Das Ausmaß möglicher Schäden wird noch erfasst. Erster Überblick in drei Wochen
Eigentlich sollten Buchen gerade jetzt im vollen Grün stehen. „Doch wer aufmerksam Alleen befährt, durch die Wälder wandert oder sich in den Städten umsieht, erkennt, viele der Buchen sind im Absterben.“
Die Wetterextreme mit anhaltender Trockenheit und Starkregen im Vorjahr, aber auch schon wieder in diesem Jahr, hätten zuerst die Kiefernbestände bedroht, erklärt Volker Gebhardt, Vorstandsvorsitzender des Thüringenforstes dieser Zeitung.
Doch inzwischen zeige sich, dass auch die Laubwälder und besonders die Buchenbestände im Freistaat betroffen seien. Wissenschaftlich belastbare Erkenntnisse dazu gebe es noch nicht. „Aktuell ist der Forst noch dabei, sich einen genauen Überblick zu verschaffen“, erklärt Volker Gebhardt.
Die Auswirkungen seien in Plenterwäldern genauso wie an Alleen oder Stadtbäume zu sehen, aber auch Schutzgebiete wie beispielsweise der Hainich seien betroffen. Manche der Buchen hätten im Vorjahr wegen der Trockenheit frühzeitig ihre Blätter fallen gelassen und in diesem Jahr nicht mehr ausgetrieben. Andere grünten im Frühjahr noch, würden jetzt aber absterben, so Thüringens oberster Förster. Betroffen seien Bäume auf Sandböden genauso wie auf Kalk- oder steinigen Böden. Wie groß das Ausmaß der Schäden ist, könne noch nicht gesagt werden.
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) sprach am Mittwoch während eines Termins an der Landesfeuerwehrund Katastrophenschutzschule im ostthüringischen Bad Köstritz von einem „katastrophalen Waldsterben“, welches drohe.
„Wir sehen erste Absterbe-Erscheinungen im Laubholz, speziell der Buche, mit Besorgnis“, bestätigte gestern ein Behördensprecher des zuständigen Landwirtschaftsministeriums die aktuelle Situation dieser Zeitung.
Die Beobachtungen würden „weitgehende Trockenschäden erwarten lassen, die auf den akuten Regenmangel im vergangenen Jahr zurückzuführen“seien. So unterschiedlich, wie der Regen da gefallen ist, zeigten sich nun die auftretenden Schäden auch bei den Laubbäumen.
Die Höhe der wirtschaftlichen Verluste für die Waldbesitzer könne derzeit noch nicht verlässlich abgeschätzt werden, betont Volker Gebhardt. Aktuell gebe es für Waldbesitzer auch noch keine konkreten Handlungsempfehlungen. „Diese werden unter Einbeziehung aktueller Erkenntnisse gerade erst erarbeitet.“
Das Agrarministerium rechnet nach Aussage eines Sprechers in zwei bis drei Wochen mit ersten Ergebnissen beim Erfassen möglicher Schäden. Auch der weitere Witterungsverlauf werde noch einmal entscheidenden Einfluss darauf haben, wie viele Bäume letztlich betroffen seien.
Auch Andreas Schiene, Landesvorsitzender des Bundes Deutscher Forstleute, bestätigt die Bedrohung der Laubbäume durch die Trockenheit. Er warnt zudem davor, dass das Betreten der Wälder gefährlicher werden könne, weil von den absterbenden Laubbäumen auch größere Äste herunterfallen könnten. Das Gleiche gelte beispielsweise für Alleen.