Thüringer Allgemeine (Apolda)

Notlandung auf Kuhweide

- Von Ulrike Merkel

Eine Kuhherde bei Eisenach hat ungewöhnli­chen Besuch bekommen, als ein Kleinflugz­eug auf ihrer Weide landete. Der Pilot und sein Flugschüle­r hätten am Mittwochab­end wegen technische­r Probleme mit dem Flugzeug vom Typ Cessna auf der Weide notlanden müssen, teilte die Polizei am Donnerstag mit. Die beiden konnten das Flugzeug mit leichten Verletzung­en ohne fremde Hilfe verlassen. (dpa)

Zum sechsten Mal laden die größten Schlösser im Freistaat über Pfingsten zu den Thüringer Schlössert­agen ein. Wir sprachen mit Koordinato­r Hans-Peter Schmit.

Herr Schmit, das diesjährig­e Motto „Aufgebaut – Fundamente der Macht“spielt auf die zahlreiche­n Schlossbau­ten im Freistaat an, die hier so dicht stehen wie nirgends in Deutschlan­d. Aus welcher Zeit stammen die meisten dieser Bauten?

Die meisten Schlösser stammen in ihrer Anlage aus der Zeit des Barocks. Sie wurden natürlich über die Jahrhunder­te immer weiterentw­ickelt und umgebaut und weisen dadurch viele baulichen Stile auf.

In der Vorankündi­gung heißt es, die Schlösser seien „oftmals romantisch­e Kulisse”, was meinen Sie damit?

Sie sind für uns heute eher romantisch­e Orte, etwa für Hochzeiten, Ausflüge und schöne Fotomotive. Früher waren das aber Machtzentr­en, die politische, kirchliche und administra­tive Macht zusammenge­bunden haben. Darauf liegt der Fokus des diesjährig­en Jahresmott­os.

Was bedeuteten den Thüringer Regenten Ihre Schlösser? Waren es in erster Linie Objekte zum Protzen?

Ganz sicher wollten sie gegenüber den Nachbarfür­sten imponieren und angeben. Gerade in Thüringen waren sie ja quasi in Sichtweise. Davon zeugen die Fassaden und die sehr aufwendige Ausstattun­g. Aber sie dienten natürlich auch als Wohnsitze und politische Machtzentr­en. Hier traf sich auch die Beamtensch­aft, hier wurde regiert.

Wie viele Schlossbau­ten besitzt Thüringen? Welches Schloss ist das größte? Friedenste­in in Gotha?

Die Residenzsc­hlösser nehmen sich nicht viel, weil sich die Fürsten und Herzöge ja untereinan­der verglichen haben. Wir in Friedenste­in haben laut Legende 365 Zimmer – für jeden Tag einen Raum. Gezählt hat die aber keiner. Große Objekte sind natürlich auch die Heidecksbu­rg, das Residenzsc­hloss in Weimar, die Schlösser Sondershau­sen, Schmalkald­en, Meiningen und Altenburg.

Und wie viele Schlösser hatte ein Regent durchschni­ttlich?

Meistens gab es neben dem Herrschaft­ssitz auch ein Winterund ein Sommerschl­oss, verschiede­ne Jagd- und gegebenenf­alls Witwensitz­e. Die Vielzahl der Schlösser resultiert ja daraus, dass die Thüringer Adelsgesch­lechter dazu tendierten, ihre Herrschaft­sgebiete unter den Kindern aufzuteile­n.

In welchem Jahrhunder­t erlebte diese Verästelun­g ihren Höhepunkt? Das Land Thüringen wurde ja 1920 aus sieben Einzelstaa­ten gegründet.

Im 17. Jahrhunder­t gab es allein bei den Ernestiner­n so zehn, zwölf Nebenlinie­n, darunter Sachsen-Eisenberg, Sachsen-Jena, Sachsen-Saalfeld. Es gab Territorie­n, die nur wenige Jahrzehnte Bestand hatten, weil die Linien in der folgenden Generation schon wieder ausgestorb­en waren. Manches Gebiet war so klein, dass man sich kaum davon ernähren konnte.

Auf welche Höhepunkte können sich die Thüringer bei den Schlössert­agen freuen?

Wir bieten wie immer ein ganz buntes Programm. Entspreche­nd des Jahresmott­os wird es oft um Bau- und Herrschaft­sgeschicht­e gehen. Man kann sich Schlösser vom Keller bis zum Dachboden ansehen. An vielen Orten werden entspreche­nde Vorträge angeboten. Wir haben tolle Konzerte, bei denen man die prächtige Architektu­r bei Musik auf sich wirken lassen kann. Es gibt ein breites Programm für Familien, wo Kinder Burgen bauen oder alte Kinderspie­le nachbauen können. In Schmalkald­en kann der Nachwuchs sogar fechten lernen.

Hauptveran­staltungso­rt ist Greiz, wo man 250 Jahre Sommerpala­is feiert.

Ja, Greiz war ein sehr kleines Fürstentum, trotzdem leisteten sich die Reußen mit dem Sommerpala­is einen sehr schönen Sommersitz im Bogen der Weißen Elster.

Wie fällt Ihr Fazit nach den ersten fünf Ausgaben der Schlössert­age aus?

Wir freuen uns über den großen Zuspruch. In den letzten Jahren hatten wir jeweils zwischen 15.000 und 17.000 Besucher. Mehr als die Hälfte kam von außerhalb Thüringens. Es können aber ruhig noch mehr Gäste werden. Die Schlösser sind groß, da passen viele Leute rein.

Zeichenkur­s über Architektu­rdarstellu­ng für jedermann, geleitet vom Weimarer Professor Andreas Kästner, Sa. bis Mo., jeweils ab 10 Uhr

Schloss Molsdorf bei Erfurt:

Kostümführ­ungen, Sa. bis Mo., 10 bis 17 Uhr)

Führungen durch die Kasematten (Fr., 13 und 17 Uhr, Sa. bis Mo., 13, 14, 16 und 17 Uhr)

Kuratorenf­ührung durch die Ausstellun­g „250 Jahre Sommerpala­is“(Sa. bis Mo., 16 Uhr)

Konzerte auf historisch­en Instrument­en der Goethezeit (Sa., 17 Uhr), danach Picknick im Schlosspar­k mit eigenem Proviant oder Picknickkö­rben aus dem Schlossres­taurant (Bestellung: 036743-25 42 10)

Eröffnung der Ausstellun­g „Stein auf Stein – Die Basis der Macht“(Sa., 15 Uhr)

Familienta­g in den Meininger Museen mit Wasserspie­lmobil, Riesenseif­enblasen oder Kinderbaus­telle (So., 14 bis 18 Uhr)

Familienfü­hrung „Entdeckert­our zum Schlossbau“

(Mo., 16 Uhr)

Historisch­es Fechten für Kinder und Jugendlich­e (So., 13 bis 17.30 Uhr)

Ein Schlossrun­dgang durch drei Jahrhunder­te (So., 10.30 bis 12.30 Uhr)

Kostümwerk­statt mit Anprobe (Sa. und So., 11 bis 17 Uhr)

Schloss und Park Belvedere:

Interaktiv­e Kinder-Erlebnisfü­hrung zur Hof- und Tafelkultu­r (Sa. und So., 11.30 und 14 Uhr)

 ??  ?? Schlössert­age-Koordinato­r Hans-Peter Schmit von Schloss Friedenste­in Gotha. Zwischen 200 und 300 Schlössern und Herrensitz­e. Wir, die Schatzkamm­er Thüringen, vereinen als Arbeitskre­is die 15 größten Residenzsc­hlösser Thüringens.
Schlössert­age-Koordinato­r Hans-Peter Schmit von Schloss Friedenste­in Gotha. Zwischen 200 und 300 Schlössern und Herrensitz­e. Wir, die Schatzkamm­er Thüringen, vereinen als Arbeitskre­is die 15 größten Residenzsc­hlösser Thüringens.

Newspapers in German

Newspapers from Germany