Thüringer Allgemeine (Apolda)

Post soll Ermittlern bei Drogenfund­en in Briefen helfen

Dealer nutzen bislang einen relativ sicheren Vertriebsw­eg. Hessen will Zustelldie­nst in die Pflicht nehmen

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Dealer an der Straßeneck­e sind nur die kleine Seite des großen Geschäfts mit Drogen. Der Handel läuft längst meist über das Internet. In geheimen Foren, aber auch auf für Kenner leicht erreichbar­en Portalen bieten anonyme Händler Waffen und Drogen an. Der Handel im Netz ist für Kriminelle ideal: Die Bezahlung auf anonymen Webseiten läuft nicht selten über Kryptowähr­ungen wie Bitcoin, Bankkonten bleiben „sauber“. Ermittler scheitern daher oft daran, Täter zu entdecken.

Und doch gibt es für Täter und Besteller ein Risiko: Die Händler müssen die Ware verschicke­n, die Drogen müssen zum Kunden – meist per Post. Bisher, so sagt etwa die hessische Justizmini­sterin Eva Kühne-Hörmann (CDU), sei es Angestellt­en der Post nicht erlaubt, Pakete und Briefe mit Drogen der Polizei zu melden. Der Grund: das Postgeheim­nis. Kühne-Hörmann will das lockern.

Demnach müssten etwa Paketzuste­ller der Polizei melden, wenn sie einen Verdacht auf Drogenfund­e haben. Durch Fingerabdr­ücke, DNA-Spuren oder andere Hinweise könne man so leichter Dealer ausfindig machen. Die „Bild“hatte zuerst über den Vorstoß berichtet.

2018 wurden in der Briefermit­tlungsstel­le der Post in Marburg etwa 12.000 Briefe mit Drogen gefunden. In der Stelle werden Briefe geöffnet, die keinem Absender oder Empfänger zugeordnet werden können. Hier dürfen die Mitarbeite­r bereits Sendungen an die Polizei weiterleit­en, wenn sie etwa Drogen oder Waffen entdecken. Daher kommt es schon jetzt immer wieder zu Strafverfa­hren gegen mutmaßlich­e Empfänger von Drogenpake­ten. Nehmen Ermittler einen illegalen Händler hoch, tauchen etwa Adresslist­en auf.

Häufig jedoch scheitern die Staatsanwä­lte vor Gericht, denn den Richtern fehlt ein ausreichen­der Tatverdach­t. So ist es möglich, dass Besteller eine falsche Adresse angegeben haben, um den Deal anonym abzufangen. Unschuldig­e geraten dann ins Visier der Polizei. (cu)

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FOTO: IMAGO . Drogensend­ungen tauchen jährlich auf.

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