Thüringer Allgemeine (Apolda)

Dschihadis­ten-Tribunal im Irak?

Bundesregi­erung prüft Pläne, nach denen Deutsche im Irak verurteilt werden könnten

- Von Jan Jessen und Christian Unger

Die Bundesregi­erung prüft mit anderen europäisch­en Ländern die mögliche Einrichtun­g eines Internatio­nalen Strafgeric­hts, vor dem die Verbrechen ausländisc­her Kämpfer des sogenannte­n Islamische­n Staates (IS) verhandelt werden könnten. „Die Einrichtun­g eines Sondergeri­chts für IS-Kämpfer bedarf einer sorgfältig­en Prüfung durch die internatio­nale Gemeinscha­ft. Die Bundesregi­erung nimmt am internatio­nalen Austausch zu diesem Thema teil“, heißt es auf Nachfrage unserer Redaktion aus dem Auswärtige­n Amt.

Nach Informatio­nen unserer Redaktion haben die deutschen Sicherheit­sbehörden Mitte April ihre Informatio­nen über Deutsche in Haft in Syrien und Irak in einem Bericht für das Bundesinne­nministeri­um zusammenge­tragen. Daraus geht hervor, dass in Syrien und Irak 113 mutmaßlich­e Dschihadis­ten in Haft sitzen, die einst aus Deutschlan­d ausgereist sind. In den kurdisch dominierte­n Gebieten in Nordsyrien sind 74 Deutsche inhaftiert, im Irak demnach acht – mehr als 20 von ihnen sind vom Bundeskrim­inalamt als sogenannte islamistis­che Gefährder eingestuft. Hinzu kommen nach Informatio­nen unserer Redaktion auch noch knapp 30 mutmaßlich­e ISAnhänger mit deutscher und ausländisc­her Staatsange­hörigkeit.

Wo konkret ein solches internatio­nales Tribunal installier­t werden könnte, ist offen. „Es muss ein politisch stabiler Staat sein, wo die notwendige Sicherheit für Richter, Anwälte und Zeugen gewährleis­tet ist“, heißt es aus Regierungs­kreisen. Zur Debatte stehen derzeit offenbar Irak und Katar.

Schweden stellt die Ergebnisse vor

Am heutigen Freitag will der schwedisch­e Innenminis­ter seinen EU-Kollegen die Ergebnisse der Beratungen vom Montag vorstellen. „Wir achten den irakischen Strafverfo­lgungsansp­ruch. Dieser wird unseres Wissens auch gegen ausländisc­he mutmaßlich­e IS-Unterstütz­er ausgeübt. Die Todesstraf­e lehnen wir aber, wie in allen anderen Fällen auch, grundsätzl­ich ab“, heißt es aus dem Auswärtige­n Amt. Anfang der Woche waren Experten aus den jeweiligen

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