Deutsche Bank im Visier der Staatsanwälte
Ermittlungen wegen Cum-Ex-Geschäften offenbar gegen Vizechef Ritchie sowie die ehemaligen Vorstände Ackermann und Jain
Neuer Ärger für die Deutsche Bank: Die Kölner Staatsanwaltschaft hat ihre Untersuchung gegen das größte deutsche Geldhaus im Zusammenhang mit Cum-Ex-Steuertransaktionen ausgeweitet.
Die seit August 2017 gegen zwei ehemalige Mitarbeiter der Deutschen Bank ermittelnde Behörde habe nun Untersuchungen „gegen weitere ehemalige und aktuelle Mitarbeiter und Vorstandsmitglieder“eingeleitet, sagte ein Banksprecher. Inzwischen wird gegen 70 Mitarbeiter und Manager ermittelt – darunter gegen den stellvertretenden Vizevorstandsvorsitzenden und obersten Investmentbanker Garth Ritchie, berichten „Süddeutsche Zeitung“, NDR und WDR. Nach Informationen der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“soll auch gegen den ExVorstandschef Josef Ackermann und den Ex-Co-Vorstandschef Anshu Jain ermittelt werden.
Die Deutsche Bank erklärte, die Maßnahme der Staatsanwaltschaft habe prozessuale Gründe, eine Verjährungsfrist solle damit unterbrochen werden.
Die Bank gehe nicht davon aus, dass sich die Einschätzung des Sachverhalts durch die Staatsanwaltschaft geändert habe. „Auch die Einschätzung der Bank zum Sachverhalt hat sich hierdurch nicht verändert“, so der Sprecher.
Die Staatsanwaltschaft Köln wollte sich nicht zu dem Verfahren äußern. Bei Cum-Ex-Geschäften hatten Anleger eine Gesetzeslücke genutzt und sich einmal abgeführte Kapitalertragsteuern mehrfach zurückerstatten lassen. Die Deutsche Bank betonte, sie habe nicht an einem organisierten Marktplatz zur Steuervermeidung teilgenommen, weder als Käufer noch als Verkäufer.
In Deutschland sind dem Fiskus durch Cum-Ex-Geschäfte laut Bundesfinanzministerium insgesamt mehr als fünf Milliarden Euro entgangen, bevor die Gesetzeslücke 2012 geschlossen wurde. Europaweit entstand ein Schaden von gut 55 Milliarden Euro. (rtr)