May gibt Amt als Parteichefin ab
Ende des Vorsitzes bei den Tories. Die Regierungsgeschäfte führt sie noch einige Zeit weiter
Die britische Premierministerin Theresa May hat nach knapp drei Jahren ihr Amt als Parteichefin der Konservativen aufgegeben. Das geht aus einer Erklärung des zuständigen Parteikomitees vom Freitag hervor. Gleichzeitig stand am Abend die Ausschreibung zum Beginn des offiziellen Auswahlverfahrens für einen Nachfolger an. Der Sieger des mehrstufigen Prozesses soll bis Ende Juli feststehen – und wird May dann auch an der Regierungsspitze ablösen.
May geht als gescheiterte Premierministerin in die Geschichte Großbritanniens ein. Gescheitert an ihrem eigenen Ziel, das Land geordnet aus der Europäischen Union zu führen. Es gelang ihr nicht, das Parlament und ihre zerstrittenen Konservativen beim Thema EU-Austritt zu versöhnen. Auch die Bevölkerung ist tief gespalten.
Mit ihrem Brexit-Abkommen, das sie mit Brüssel ausgehandelt hatte, fuhr May Mitte Januar die größte Niederlage einer Regierung in der Geschichte des britischen Parlaments ein. Zwei Monate später lehnte das Unterhaus den Deal erneut ab, Ende März ein drittes Mal.
Für eine Idealbesetzung als Premierministerin hielten May nur wenige. Sie hatte sich beim Referendum für den Verbleib in der Europäischen Union ausgesprochen, aber so zaghaft, dass es kaum jemand merkte. Das ließ sie als Kompromisskandidatin erscheinen.
May schlug sich umgehend auf die Seite der Brexit-Hardliner und zog rote Linien, die ihr kaum Spielraum für Verhandlungen mit der EU ließen. Doch auch für einen Nachfolger dürfte diese Aufgabe so gut wie unlösbar sein. Die Frist für den EUAustritt wurde inzwischen zwei Mal verlängert. Sie endet nun am 31. Oktober. Dann droht ein Brexit ohne Abkommen.
Das Feld der Bewerber ist groß. Elf Kandidaten haben bislang ihren Hut in den Ring geworfen. Am Montag werden die Nominierungen entgegengenommen. Die besten Chancen werden Ex-Außenminister Boris Johnson eingeräumt. Der umstrittene Politiker ist zwar als Chefdiplomat in viele Fettnäpfchen getreten. Ihm wird aber zugetraut, enttäuschte BrexitWähler zurückzugewinnen.
Die Konservativen stehen seit der Europawahl Ende Mai heftig unter Druck von rechts. Die neue Brexit-Partei von Nigel Farage hatte es mit knapp 32 Prozent der Stimmen aus dem Stand zur stärksten Kraft geschafft. Die Tories wurden abgestraft und kamen nur noch auf rund neun Prozent. (dpa)