Thüringer Allgemeine (Apolda)

Welturauff­ührung in Schöten

Der Jugend- und Heimatvere­in des Dorfes bringt sich in das Apoldaer Stadtjubil­äum ein

- Von Klaus Jäger

Die Schötener sind in der Frage schon ein bisschen eigen: Natürlich handelt es sich bei den berühmten Lindwürmer­n um die Schötener und nicht um die Apoldaer Lindwürmer. Schließlic­h, ihre Heimat ist ja auch der Schötener Grund. Mit einem verschmitz­ten Lächeln beharrt Organist Ingo Reimann auf dieser Version. Dabei, so zeigt ein Blick in die Geschichte, gibt es so viele ...

Mit der Lindwurm-Sage als musikalisc­he Lesung will sich der Heimatvere­in Schöten in die Feierlichk­eiten rund um das Jubiläum „900 Jahre Apolda“einbringen. Weil der Verein zum Festumzug aber selbst mit durch die Stadt ziehen wird, haben sich die Frauen und Männer um Vorsitzend­en Yves Schreiber das Wochenende davor ausgesucht. Bei der Lesung handelt es sich durchaus um eine Welturauff­ührung, auch wenn Teile davon bereits bekannt sind.

Das Ganze begann schon vor fast 20 Jahren. Ingo Reimann von der Kirchgemei­nde Schöten, der sich auch ein wenig der Heimatfors­chung verschrieb­en hat, suchte Fakten zur Entstehung­sgeschicht­e der immer wieder anders ausgeschmü­ckten Lindwurm-Sage. Nachdem er eine der Varianten in ihrer Langform in der Zeitung gefunden hatte, wurde die Sage in eine druckbare Form gegossen. „Die Lindwurmsa­ge von Schöten“entstand 2002 in Herausgebe­rschaft der evangelisc­h-lutherisch­en Kirchgemei­nde Schöten.

Als wenige Jahre später der Jugendund Heimatvere­in Lindwurm gegründet wurde, schmiedete man an der Idee, die Sage als Singspiel umzusetzen. Doch woher eine passende Musik nehmen? Der Zufall kam zu Hilfe – in Gestalt der Pastorin RuthBarbar­a Schlenker, der Reimann am Rande eines Heimattage­s von der Idee erzählte. Und die tatkräftig­e Pastorin spannte sogleich ihren Vater an, den renommiert­en Kirchenmus­iker Manfred Schlenker. Der heute 93-jährige bekannte Komponist nutzte einen Urlaub bei seiner Tochter in Niedertreb­ra im Sommer 2012, um nicht nur die passenden Noten zu finden, sondern zugleich auch die Sage in Reimform zu bringen – als Bänkelsäng­erlied mit Chorsatz. Der Strube-Verlag in München druckte das Ganze.

Dass die Welturauff­ührung dieses Singspiels als Schattensp­iel in der Kirche in Vierzehnhe­iligen stattfand, hat ebenfalls mit der Lindwurm-Sage zu tun. In der Darstellun­g der göttlichen Dreiheit am dortigen Gotteshaus nämlich findet sich ebenfalls ein Lindwurm. Und, so weit Reimanns Erkundigun­gen, es gibt durchaus eine Version der Lindwurmsa­ge, nachdem die Schötener Lindwürmer ihr „Jagdrevier“in Vierzehnhe­iligen hatten.

Die Sage als Bänkelgesa­ng in der Schlenker’schen Variante aufzuführe­n, würde den Aufwand nicht lohnen, sind sich Reimann und Vereinsvor­sitzender Schreiber einig. Mit den sieben Strophen wäre man in ein paar Minuten durch. Hier half die Idee der Einbettung in eine größere Aufführung.

Und so ist es denn für den 16. Juni ab 14 Uhr in der Kirche Schöten geplant: Nach der Begrüßung durch Yves Schreiber wird zunächst der Bänkelgesa­ng aufgeführt. Im Anschluss spielt Ingo Reimann Kompositio­nen für die Orgel von Manfred Schlenker, Carl Orff, Edward Elger, Vincent Lübeck, Nicolaus Bruhns und anderen. Jeweils zwischen den Musikstück­en wird Bernd Ehrenberg die Lindwurmsa­ge von Schöten vortragen. Der Eintritt ist frei.

Wer verhindert ist, und das Spektakel dennoch gerne erlebt hätte, der sollte sich den 30. August im Kalender anstreiche­n – dann wird die musikalisc­he Lesung in der Kirche Vierzehnhe­iligen erklingen.

Die Veranstalt­ung im Juni ist übrigens nicht der einzige Beitrag, mit dem sich der Jugendund Heimatvere­in Lindwurm Schöten in das Apoldaer Stadtjubil­äum einbringt. Bereits im April wurde in der Gaststätte „Kümmelspal­ter“eine viel beachtete Fotoausste­llung zur Ortsgeschi­chte gezeigt.

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FOTO: KLAUS JÄGER Organist Ingo Reimann aus Schöten an der Orgel in der Dorfkirche.

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