Welturaufführung in Schöten
Der Jugend- und Heimatverein des Dorfes bringt sich in das Apoldaer Stadtjubiläum ein
Die Schötener sind in der Frage schon ein bisschen eigen: Natürlich handelt es sich bei den berühmten Lindwürmern um die Schötener und nicht um die Apoldaer Lindwürmer. Schließlich, ihre Heimat ist ja auch der Schötener Grund. Mit einem verschmitzten Lächeln beharrt Organist Ingo Reimann auf dieser Version. Dabei, so zeigt ein Blick in die Geschichte, gibt es so viele ...
Mit der Lindwurm-Sage als musikalische Lesung will sich der Heimatverein Schöten in die Feierlichkeiten rund um das Jubiläum „900 Jahre Apolda“einbringen. Weil der Verein zum Festumzug aber selbst mit durch die Stadt ziehen wird, haben sich die Frauen und Männer um Vorsitzenden Yves Schreiber das Wochenende davor ausgesucht. Bei der Lesung handelt es sich durchaus um eine Welturaufführung, auch wenn Teile davon bereits bekannt sind.
Das Ganze begann schon vor fast 20 Jahren. Ingo Reimann von der Kirchgemeinde Schöten, der sich auch ein wenig der Heimatforschung verschrieben hat, suchte Fakten zur Entstehungsgeschichte der immer wieder anders ausgeschmückten Lindwurm-Sage. Nachdem er eine der Varianten in ihrer Langform in der Zeitung gefunden hatte, wurde die Sage in eine druckbare Form gegossen. „Die Lindwurmsage von Schöten“entstand 2002 in Herausgeberschaft der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde Schöten.
Als wenige Jahre später der Jugendund Heimatverein Lindwurm gegründet wurde, schmiedete man an der Idee, die Sage als Singspiel umzusetzen. Doch woher eine passende Musik nehmen? Der Zufall kam zu Hilfe – in Gestalt der Pastorin RuthBarbara Schlenker, der Reimann am Rande eines Heimattages von der Idee erzählte. Und die tatkräftige Pastorin spannte sogleich ihren Vater an, den renommierten Kirchenmusiker Manfred Schlenker. Der heute 93-jährige bekannte Komponist nutzte einen Urlaub bei seiner Tochter in Niedertrebra im Sommer 2012, um nicht nur die passenden Noten zu finden, sondern zugleich auch die Sage in Reimform zu bringen – als Bänkelsängerlied mit Chorsatz. Der Strube-Verlag in München druckte das Ganze.
Dass die Welturaufführung dieses Singspiels als Schattenspiel in der Kirche in Vierzehnheiligen stattfand, hat ebenfalls mit der Lindwurm-Sage zu tun. In der Darstellung der göttlichen Dreiheit am dortigen Gotteshaus nämlich findet sich ebenfalls ein Lindwurm. Und, so weit Reimanns Erkundigungen, es gibt durchaus eine Version der Lindwurmsage, nachdem die Schötener Lindwürmer ihr „Jagdrevier“in Vierzehnheiligen hatten.
Die Sage als Bänkelgesang in der Schlenker’schen Variante aufzuführen, würde den Aufwand nicht lohnen, sind sich Reimann und Vereinsvorsitzender Schreiber einig. Mit den sieben Strophen wäre man in ein paar Minuten durch. Hier half die Idee der Einbettung in eine größere Aufführung.
Und so ist es denn für den 16. Juni ab 14 Uhr in der Kirche Schöten geplant: Nach der Begrüßung durch Yves Schreiber wird zunächst der Bänkelgesang aufgeführt. Im Anschluss spielt Ingo Reimann Kompositionen für die Orgel von Manfred Schlenker, Carl Orff, Edward Elger, Vincent Lübeck, Nicolaus Bruhns und anderen. Jeweils zwischen den Musikstücken wird Bernd Ehrenberg die Lindwurmsage von Schöten vortragen. Der Eintritt ist frei.
Wer verhindert ist, und das Spektakel dennoch gerne erlebt hätte, der sollte sich den 30. August im Kalender anstreichen – dann wird die musikalische Lesung in der Kirche Vierzehnheiligen erklingen.
Die Veranstaltung im Juni ist übrigens nicht der einzige Beitrag, mit dem sich der Jugendund Heimatverein Lindwurm Schöten in das Apoldaer Stadtjubiläum einbringt. Bereits im April wurde in der Gaststätte „Kümmelspalter“eine viel beachtete Fotoausstellung zur Ortsgeschichte gezeigt.