Der Sport als Werbefläche
Zum ersten Mal war ich am vergangenen Mittwoch beim Thüringer Unternehmenslauf, dem sogenannten Run. Kurzfristig sollte ich für jemanden einspringen und die fünf Kilometer durch die Innenstadt rund um den Domplatz absolvieren. Letztlich fiel der Lauf für mich aus privaten Gründen doch flach, aber ich blieb als Zuschauer.
Es war schon komisch, so vor dem Erfurter Dom zu stehen. Lauter Zelte, jede Menge Läufer mit T-Shirts und die Firmennamen drauf. Was ist das hier eigentlich? Ein ungewohntes Bild, wenn man andere Volksläufe und dergleichen gewohnt ist. Aber alle schienen ganz gut gelaunt, wenn auch die Mehrheit nicht aus passionierten Läufern bestand.
Zusammen mit einer Bekannten beobachteten wir dann die Läuferinnen und Läufer, so um die 10 000, wie sie nach den ersten Metern den Domplatz verließen. Da stellte sich mir schon die erste Frage. Warum rennen einige gar nicht, sondern gehen? Mir wurde klar, dass ich wohl etwas zu hohe Erwartungen hatte. Verständlich, dass die Strecke für einige eben zu lang ist, wenn man so etwas nicht gewohnt ist. Aber sie waren trotzdem dabei, im Sinne des olympischen Gedankens.
So ganz wurde ich bis zum Schluss aber nicht den Gedanken los, dass es eben einfach nur eine riesige Werbeveranstaltung ist. Da machte auch keiner einen Hehl draus, verständlich. Man könnte den Lauf natürlich auch in einem entsprechenden Stadion veranstalten, aber da würde natürlich niemand kommen. So nimmt man in der Innenstadt diverse Sperrungen in Kauf, gleichzeitig aber die Besucher und Bewohner der Stadt mit ins Boot.
Ein weiteres Mal stutzte ich, als ich erfuhr, dass gar keine Zeiten gemessen werden. Die Uhr im Ziel lief mit, jeder Teilnehmer musste sich seine Zeit merken. Noch so etwas, was ich von einer Sportveranstaltung nicht kenne. Aber gut, es ging eben nicht nur ums Laufen, sondern auch um Werbung. Und wenn man ehrlich ist, der Sport, egal ob im Profi- oder Amateurbereich, wäre ohne Sponsoren aufgeschmissen.
Deswegen hält sich meine Kritik zu diesem „Run“eigentlich auch in Grenzen. Gefühlt hatten alle Leute jede Menge Spaß an der Sache und so konnte bei der ein oder anderen Firma sicher auch der Teamgedanke noch mal gestärkt werden.
Vielleicht laufe ich ja nächstes Jahr freiwillig für die Mediengruppe mit. Wie sich herausstellte, hätte ich dann nämlich einige Kollegen von früher wiedergesehen, mit denen man fast jeden Tag im Büro saß und mit denen man heute kaum noch was zu tun hat.