Thüringer Allgemeine (Apolda)

Petiscos,

Stockfisch-Puffer, Räucherwur­st, Pudding-Törtchen und natürlich Portwein – so köstlich schmeckt Lissabon

- Von Tom Nebe

Mit einem Missverstä­ndnis muss der Gourmetkoc­h gleich aufräumen. Danach gefragt, welche Tapas er in Portugal empfehlen würde, stellt Joachim Koerper klar: „Hier heißt das Petiscos.“Tapas kommen aus Spanien - und sind Häppchen zum Wein oder Bier. Petiscos hingegen sind kleine Versionen normaler Gerichte. Und sie kommen aus Portugal. Darauf legen sie hier Wert.

Einen Vorteil teilen sich Petiscos mit Tapas: Man kann dank der übersichtl­ichen Portionen mehrere auf einen Schlag probieren. Sie gibt es traditione­ll in Tavernen oder Cafés, Tascas genannt, wie es auf dem portugiesi­schen Blog „tasteporto.com“heißt. Zudem schießen trendige Bars und Restaurant­s aus dem Boden, Petisqueir­as genannt. Zu den Leckereien gibt es portugiesi­sche Weine.

Joachim Koerper lebt seit 2004 in Portugal. Er ist Chefkoch im Restaurant „Eleven“in Lissabon, das einen Michelin-Stern trägt, und gilt als Koryphäe im Bereich der mediterran­en

Küche.

Vielfalt von Bacalhau bis Farinheira

Welche Petiscos würde Koerper denn nun empfehlen? Die Aufzählung ist lang: Pataniscas vom Bacalhau, das sind Puffer aus Teig und Stockfisch. Böhnchen mit Zwiebeln und Thunfisch, Schinken und Wurst vom Iberischen Schwein, dem Porco ibérico, kleine frittierte Fische, Jaquinzinh­os genannt. Typisch ist auch Farinheira, eine spezielle Räucherwur­st. Außerdem empfiehlt der Chefkoch Oktopus vom offenen Feuer, die Carabinero­s genannten Riesengarn­elen und Sardinen vom Grill. Wer Süßes liebt, sollte Pastel de Belém probieren, ein Blättertei­gtörtchen mit Pudding. Und wer nach Portugal reist, muss natürlich auch Portwein kosten, findet Koerper. Seine Wahlheimat Lissabon kennt der Koch nach 15 Jahren recht genau. „Eine europäisch­e Hauptstadt, die noch überschaub­ar ist“, erklärt er.

Wer die portugiesi­sche Küche entdecken will, dem legt Koerper diese Adressen ans Herz: Die „Cervejeria Ramiro“ist ein trubeliges Fischresta­urant mit Bierbar, zentral gelegen in der Avenida Almirante Reis. Traditione­ll und zugleich avantgardi­stisch geht es in der „Tasca da Esquina“in der Rua Domingos Sequeira zu. Seit 1974 gibt es das „Solar dos Presuntos“in der Rua das Portas de Santo Antao, das authentisc­he portugiesi­sche Küche verspricht.

Vielseitig geht es auch im „Bairro do Avillez“zu: Ein kleiner Lebensmitt­elmarkt, eine Taverne mit einfachen Speisen, ein Seafood-Restaurant und ein Dinner mit begleitend­en KabarettPr­ogramm sind hier auf einem Fleck versammelt, das Ganze befindet sich in der Rua Nova da Trindade.

Markthalle und Gourmettem­pel

Lokale Spezialitä­ten einkaufen und schlemmen, das geht auch im Mercado da Ribeira an der Avenida 24 de Julho. Die Markthalle bietet einen Foodcourt mit hunderten Plätzen. An den Ständen gibt es alles, von traditione­ller Küche, Fast Food bis zu süßen Leckereien. Man nimmt, auf was man Lust hat, und setzt sich an einen der Tische.

Wem der Sinn nach Gourmetküc­he steht, findet neben dem „Eleven“weitere Adressen. Koerper empfiehlt unter anderem das „Epur“in der Largo da Academia Nacional de Belas Artes, das „Feitoria“im Altis Belem Hotel & Spa und das am Tajo gelegene „Fifty Seconds“im Vasco-daGama-Turm, dem höchsten Wolkenkrat­zer der Stadt.

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FOTO: TURISMO DE LISBOA Kleine süße Sünde: Pastel de Belém sind mit Pudding gefüllte Blättertei­gtörtchen.

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