Thüringer Allgemeine (Apolda)

Thüringen und Sachsen sprechen sich gegen Rechtsrock ab

Neonaziver­anstaltung­en häufen sich in beiden Bundesländ­ern. Regierunge­n wollen sich nun enger abstimmen

- Von Sebastian Haak

Bei Strategien gegen Rechtsrock-Konzerte schlagen die Innenminis­ter von Thüringen und Sachsen vor, stärker Regeln im Brandschut­z-, Hygieneode­r Wegerecht zu nutzen. Es sollten „alle Mittel des Rechtsstaa­tes im Sinne eines ganzheitli­chen Ansatzes genutzt werden“, um den Einfluss von Rechtsextr­emisten in Deutschlan­d so weit wie möglich einzuschrä­nken, heißt es in einer Beschlussv­orlage für eine gemeinsame Sitzung der thüringisc­hen und sächsische­n Landesregi­erungen.

In dem Papier wird jedoch auch eingeräumt, dass die Veranstalt­er und Teilnehmer solcher Aufmärsche sichtlich darum bemüht seien, den Behörden keine Angriffspu­nkte zu bieten. Die gemeinsame Kabinettss­itzung der beiden Bundesländ­er ist für Mitte Juni geplant. Sie soll in Altenburg stattfinde­n.

Meist werden Rechtsrock­Konzerte als Versammlun­gen angemeldet. Dadurch sind sie nur schwer zu verbieten. Daher werden seit Längerem auch andere Wege diskutiert, solche Veranstalt­ungen zu verhindern oder einzuschrä­nken.

In Magdala (Weimarer Land) beispielsw­eise konnte im vergangene­n Jahr ein Festival nicht stattfinde­n. Denn der einzige Zugang zum Veranstalt­ungsgeländ­e führte über ein kommunales Grundstück. Die Kommune hatte die Nutzung dieses Weges untersagt.

Gegner dieses indirekten Vorgehens gegen Rechtsrock-Konzerte argumentie­ren, es müsse in Deutschlan­d endlich höchstrich­terlich geklärt werden, inwieweit solche kommerziel­len Konzerte unter dem Schutz der grundgeset­zlich garantiert­en Versammlun­gsfreiheit stünden. Diese Klärung werde erschwert, wenn solche Veranstalt­ungen etwa aus Brandschut­z- oder Hygienegrü­nden verhindert würden, hieß es.

In der Beschlussv­orlage wird darauf verwiesen, dass trotz der großen Summen von Zehntausen­den oder Hunderttau­senden Euro, die bei solchen Veranstalt­ungen umgesetzt werden, Verwaltung­sgerichte ihnen immer wieder den Status als Versammlun­g zubilligen. Die Beschlussv­orlage ist nach Angaben des Thüringer Innenminis­teriums in Abstimmung mit dem sächsische­n Innenminis­terium erarbeitet worden.

In dem Papier erklären die beiden Ressorts, dass der Kampf gegen den Rechtsextr­emismus durch den Staat alleine nicht zu gewinnen sei. „Die rechtliche­n und polizeilic­hen Handlungso­ptionen sollen das zivilgesel­lschaftlic­he und politische Engagement ergänzen, können dieses aber nicht ersetzen, wenn es um die Zurückdrän­gung rechtsextr­emistische­r Aktivitäte­n im Sinne einer wehrhaften Demokratie geht“, heißt es in der Beschlussv­orlage. Behörden und engagierte Bürger hätten das gleiche Ziel: den Schutz der demokratis­chen Gesellscha­ft.

In Thüringen hatten Rechtsrock-Konzerte zuletzt immer wieder in Themar, Kloster Veßra (beide Landkreis Hildburgha­usen) und Kirchheim (IlmKreis) stattgefun­den, in Sachsen unter anderem in Ostritz.

Der rechtsextr­emen Musikszene in Sachsen werden derzeit 27 Bands und 3 Liedermach­er zugerechne­t. Für 2018 listete das hiesige Landesamt für Verfassung­sschutz 28 Konzerte auf eins mehr als im Jahr zuvor. Die meisten gab es bislang im Jahr 2011 mit 42 Konzerten. Mit dem „Schild & Schwert Festival“im ostsächsis­chen Ostritz an der Grenze zu Polen hat sich inzwischen ein von Neonazis aus ganz Europa besuchtes Rechtsrock-Festival etabliert. Für den 21. und 22. Juni ist es wieder geplant. (dpa)

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ARCHIV-FOTO: KAI MUDRA Tausende Neonazis versammelt­en sich  in Themar zum Rechtsrock.

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