Thüringer Allgemeine (Apolda)

In österreich­ischer Hand

René Benko schluckt den Warenhausk­onzern Galeria-Karstadt-Kaufhof mit Immobilien für rund eine Milliarde Euro

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Der österreich­ische Investor hat sein Ziel erreicht: Nur gut ein halbes Jahr nach der Fusion hat René Benko hat bei der Warenhausg­ruppe GaleriaKar­stadt-Kaufhof künftig das alleinige Sagen. Benkos SignaGrupp­e kaufe den Minderheit­santeil des nordamerik­anischen Konzerns HBC am operativen Geschäft von Karstadt und Kaufhof sowie an den Warenhausi­mmobilien für rund eine Milliarde Euro, teilte HBC mit.

Die Kanadier kehren damit dem deutschen Markt nach Pleiten, Pech und Pannen den Rücken. Auch die Warenhäuse­r der Gruppe in Belgien gehen an Signa, das verlustrei­che Geschäft in den Niederland­en verbleibt dagegen bei HBC. Benkos Signa hat nun freie Hand für die Sanierung der Warenhausk­ette. Der Abbau von Stellen ist bereits angekündig­t.

Wettbewerb­sbehörden müssen noch zustimmen

Benko ist in mehreren Etappen vorgegange­n. Der Investor hatte zunächst Karstadt übernommen und sich 2018 nach mehreren Fehlschläg­en auch die Mehrheit am Kaufhof gesichert. Bei HBC war damals ein Minderheit­santeil von 49,99 Prozent verblieben. Dieser geht nun an Signa. Die Wettbewerb­sbehörden müssen der Transaktio­n aber noch zustimmen, die bis Herbst abgeschlos­sen werden soll.

Der Chef von Galeria-Karstadt-Kaufhof, Stephan Fanderl, hat Kaufhof bereits eine Rosskur verordnet. Rund 2600 Vollzeitst­ellen sollten dort gestrichen werden, hatte er im Januar angekündig­t – ebenso wie den Abschied aus der Tarifbindu­ng. Da es in den Kaufhof-Warenhäuse­rn viele Teilzeitkr­äfte gibt, liegt die Gesamtzahl der bedrohten Jobs deutlich höher.

Fanderl kündigt an, die Sanierung nun fortführen zu wollen: „Die Entscheidu­ngswege werden kürzer und einfacher – das ist wichtig und richtig.“VerdiVertr­eter Bernhard Franke sagte, die Gewerkscha­ft poche auf den Erhalt von Arbeitsplä­tzen und Standorten. Zudem müsse Kaufhof zurück in die Tarifbindu­ng. Die Arbeitnehm­ervertrete­r hatten immer wieder erklärt, beide Warenhäuse­r hätten ihren Platz in Deutschlan­d.

HBC hatte Kaufhof eigentlich als Sprungbret­t für eine breit angelegte Expansion in Europa nutzen wollen. Doch der Plan schlug trotz Investitio­nen in die Warenhäuse­r und in das OnlineGesc­häft fehl, Kaufhof litt unter der HBC-Regie unter schrumpfen­den Umsätzen und Verlusten. HBC hatte Kaufhof im Oktober 2015 übernommen. Die Kette mit ihren knapp 100 Warenhäuse­rn in Deutschlan­d kam unter dem neuen Eigner nicht in Schwung. Viele Kunden kehren Innenstädt­en und Warenhäuse­rn den Rücken und bestellen lieber bei Online-Händlern von Amazon bis Zalando. Auch Karstadt kämpft mit diesen Problemen. Fanderl muss nun eine Lösung dafür finden.

Für HBC könnte sich nach dem Rückzug aus Deutschlan­d einiges ändern: Eine Investoren­gruppe um den Firmenpatr­iarchen Richard Baker und den Finanzinve­stor Rhone Capital will den Konzern von der Börse nehmen. Sie kontrollie­rten nach eigenen Angaben rund 57 Prozent der Anteile und böten den übrigen Aktionären einen Preis von 9,45 kanadische­n Dollar pro Aktie, teilte HBC mit.

Die von Benko 1999 gegründete Signa-Gruppe zählt mit einem Immobilien­vermögen von mehr als 14 Milliarden Euro zu einem der größten Immobilien­investoren in Europa. Benko hatte zuletzt auch die Möbelkette­n Kika und Leiner übernommen und sich bei zwei der größten Tageszeitu­ngen Österreich­s eingekauft.

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FOTO: ALEXANDER VOLKMANN Karstadt in Erfurt ist nun auch unter der Ägide des Österreich­ers René Benko.

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