Nachfolger für Premier May gesucht
Zehn Kandidaten sind nominiert
Insgesamt zehn von elf Bewerbern haben die Nominierung für die Nachfolge der britischen Premierministerin Theresa May geschafft. Das teilte ein Komitee der regierenden Konservativen Partei am Montagabend in London mit. Wer von ihnen tatsächlich Parteichef und damit Premierminister wird, soll aber erst Ende Juli feststehen.
Als Favorit gilt der umstrittene Ex-Außenminister Boris Johnson. Viele trauen ihm zu, enttäuschte Brexit-Wähler für die Konservativen zurückzugewinnen. Nominiert sind zudem Außenminister Jeremy Hunt, Umweltminister Michael Gove, der frühere Brexit-Minister Dominic Raab, Innenminister Sajid Javid, Gesundheitsminister Matt Hancock, Entwicklungshilfeminister Rory Stewart, die frühere Ministerin für Parlamentsfragen Andrea Leadsom, Ex-Arbeitsministerin Esther McVey und der EU-freundliche Abgeordnete Mark Harper.
Jeder Kandidat brauchte die Unterstützung von mindestens acht Abgeordneten. Nur der frühere Hochschul-Staatssekretär Sam Gyimah hatte diese Hürde nicht geschafft. Bei der ersten Abstimmungsrunde am Donnerstag (13. Juni) scheiden alle Bewerber aus, die nicht mindestens 17 Stimmen erhalten. Weitere Abstimmungen sind am 18., 19. und 20. Juni vorgesehen.
Umweltminister Gove gab Kokainkonsum zu
Johnson sorgte gleich wieder für Aufsehen. Er kündigte an, die vereinbarte Schlussrechnung für den EU-Ausstieg in Höhe von 39 Milliarden Pfund (rund 44 Milliarden Euro) vorerst zu stoppen. Auch eine deutliche Senkung der Einkommenssteuer für gut verdienende Briten stellte er in Aussicht, sollte er Regierungschef werden. Bei der Brexit-Schlussrechnung handelt es sich um langfristige Lasten wie Pensionszahlungen für EUBeamte. Johnson sagte der „Sunday Times“, er würde das Geld so lange nicht bezahlen, bis es bessere Bedingungen und „mehr Klarheit“über das weitere Vorgehen gebe. „Das schadet nicht nur der Glaubwürdigkeit Großbritanniens als internationaler Partner, sondern ist absolut inakzeptabel“, twitterte der Brexit-Beauftragte des EU-Parlaments, Guy Verhofstadt.
Vor allem Außenminister Hunt könnte Johnson noch gefährlich werden. Er hat sich vom EU-Befürworter zum Brexit-Anhänger gewandelt. Die Aussichten für Gove, May beerben zu können, dürften sich indes verschlechtert haben: Der Umweltminister gab am Wochenende zu, vor mehr als 20 Jahren mehrmals Kokain konsumiert zu haben – und wurde von verschiedenen Seiten scharf kritisiert. Er selbst sprach von einem großen Fehler, will aber an seiner Kandidatur festhalten. (dpa)