Mit Tempo und Präzision
Assistenz-Trainer Marcus Sorg erntet von Joachim Löw viel Lob und will das Team gegen Estland noch besser einstellen
Es ist ein ungewöhnlicher Arbeitsplatz für Marcus Sorg: Der Assistenz-Trainer der Fußball-Nationalmannschaft steht in der offenen Küche des Mannschaftshotels Hyatt Regency in Mainz und blickt mit einem Schmunzeln auf die vielen Fotografen, deren Kameras sofort losrattern, wenn er eine Bewegung macht. In Abwesenheit des verletzten Bundestrainers Joachim Löw kommen viele neue Aufgaben auf Sorg zu – wie dieser Sponsorentermin mit dem Ernährungspartner des DFB. Und man sieht dem 53Jährigen an, dass er sich an solche Veranstaltungen erst noch gewöhnen muss.
Er ist eben in erster Linie Fußballlehrer und als solcher hat er früher am Tag noch mit Löw telefoniert. Zufrieden sei der gewesen mit dem 2:0 (1:0)-Sieg gegen Weißrussland nach Toren von Leroy Sané (12.) und Marco Reus (62.), „sehr zufrieden sogar“, betont Sorg. „Er weiß, dass es für die Spieler nicht immer einfach ist, nach einer langen Saison und einem kurzen Urlaub schnell hochzufahren, und dass man gegen einen Gegner, der derart massiert steht, nicht einfach fünf, sechs Tore schießt.“
Drei bis vier aber hätten sie schon ganz gerne geschossen. „Wir hatten viele Torchancen und hätten auch höher gewinnen können, dann wäre alles etwas ruhiger“, meint Serge Gnabry vom FC Bayern München. Soll heißen: Es gäbe weniger kritische Fragen. Wobei Gnabry auch findet: „Wir haben ein gutes Spiel gemacht, hatten immer Ballbesitz, haben die Weißrussen viel laufen lassen.
Gegen Estland ist heute Abend ein ähnliches Muster zu erwarten: ein tiefstehender Gegner und eine deutsche Mannschaft mit viel Ballbesitz, die das Bollwerk irgendwie aufhebeln muss – und dabei zwei Dinge besser machen sollte als am Samstag in Weißrussland: Es gilt einen zwischenzeitlichen Kontrollverlust wie Mitte der ersten Halbzeit zu vermeiden, der fast zum Ausgleich geführt hätte. Und vorne muss mit mehr Tempo und Präzision in Richtung Tor gespielt werden.
Allzu sehr verändern will Sorg seine Mannschaft dafür nicht: „Wir werden mit Sicherheit keine große Rotation forcieren, weil wir glauben, dass wir Stabilität in der Mannschaft und in den Abläufen brauchen“, sagt der Trainer. „Außerdem wollen wir von dem Spiel in Weißrussland profitieren – und das geht nur, wenn eine gewisse Zahl von Spielern wieder spielt.“