„Ich bin jeden Tag stolz auf Malala“
Heirat mit Tochter von Schwarzenegger Ziauddin Yousafzai, Vater der jüngsten Friedensnobelpreisträgerin, wirbt dafür, Töchter frei zu erziehen
US-Schauspieler
(39, „Jurassic World“) und seine Freundin Katherine Schwarzenegger (29) haben geheiratet. „Gestern war der beste Tag unseres Lebens“, schrieb Pratt bei Instagram. Wie das US-Magazin „People“zuvor berichtet hatte, gaben sich die beiden im kalifornischen Montecito das Jawort. Für die Tochter von Schauspieler Arnold Schwarzenegger (71) war es die erste Hochzeit, für Pratt die zweite. Pratt hat einen Sohn aus erster Ehe, den vierjährigen Jack. (dpa)
Es gibt diese berühmte Szene zwischen Vater und Tochter, Jahre, bevor Malala Yousafzai (21) mit damals 17 Jahren die jüngste Friedensnobelpreisträgerin der Welt werden sollte. In dieser sitzen sie und ihr Vater in ihrem Haus im Swat-Tal. Terroristen der Taliban haben seit dem Jahr 2004 die Kontrolle über die Hinterlandregion Pakistans übernommen, im Jahr 2012 begannen die radikalen Islamisten dann, sämtliche Schulen für Mädchen zu schließen. Vor den filmenden BBC-Reportern hören Vater Ziauddin Yousafzai (52) und Malala, die damals schon einen Blog für Mädchenrechte schreibt, die Radionachrichten. Yousafzai spricht über seine damals zwölf Jahre alte Tochter in das Mikro des Reporters. „Ich sehe großes Potenzial in Malala. Sie kann mehr tun, als eine Ärztin zu werden“, sagt er und schaut sie an. „Sie könnte als Präsidentin eine Gesellschaft führen.“
Es ist die Schlüsselszene aus der Dokumentation, die das Mädchen aus einer einfachen muslimischen Familie über Nacht weltweit bekannt machte. Kurz darauf gewinnt die Schülerin in Pakistan einen mittlerweile nach ihr benannten Friedenspreis. Am 9. Oktober 2012 stoppt dann ein Talibankämpfer in ihrem Heimatort Mingora ihren Schulbus und schießt ihr ins Gesicht. Da ist sie 15 Jahre alt. Beinahe verliert sie ihr Leben, wochenlang liegt sie im Koma. Als sie aufwacht, ist sie nicht mehr in Pakistan, sondern in Großbritannien. Ihre Eltern und Geschwister lassen sich für sie dort, in der britischen Großstadt Birmingham, nieder. Malala wird zur Berühmtheit, als sie im Jahr 2013 an ihrem 16. Geburtstag vor den UN spricht. Ein Jahr später erhält sie den Friedensnobelpreis. Sie ist längst nicht mehr das Mädchen aus Pakistan, sondern Marke mit Millionenwert, eigener Stiftung und Mitarbeitern, verehrt wie eine Marienfigur. Ihr Vater gibt sich in diesem Gefüge gerne bescheiden. „Viele fragen mich, was der stolzeste Moment meines Lebens war“, sagt Ziauddin Yousafzai unserer Redaktion. „Aber ich bin jeden Tag stolz auf Malala.“
Als ihn das Telefonat zum Interview erreicht, sitzt er, so erzählt er, im Garten seines Hauses in Birmingham, wo die Familie lebt. „Es ist so ruhig und beschaulich hier, vor allem friedlich“, beschreibt er. Seine Familie, das sind seine Frau Toorpekai, Malalas Mutter, und ihre Brüder Khushal (18) und Atal (14). Malala besucht seit Jahren die Elite-Universität Oxford, wie und wo sie lebt, ob auf dem Campus oder zu Hause, verrät der Vater aus Sicherheitsgründen nicht. Über seine Tochter und auch über sein Leben hat er das Buch „Lasst sie fliegen“(Hanser Blau) geschrieben, das jetzt auf Deutsch erschienen ist. Dass er Malala zu einer öffentlichen Person gemacht hat, wehrt er, wie so oft schon in der Vergangenheit, ab. „Ich habe sie Malala genannt, ich habe sie nicht zu Malala gemacht“, sagt er. Ziauddin Yousafzai redet langsam, als würde er jedes Wort wählen, entschuldigt sich für jede Antwort, die seiner Meinung nach zu ausführlich war. Ohnehin sei seine Tochter schwer aufzuhalten gewesen. Wie auch er als junger Mann. Bereits als Schüler nahm er an Debattierclubs teil, hielt öffentliche Reden in seiner Heimatstadt Shangla. „Löse den Knoten in deiner Zunge“, predigte sein Vater, der Gelehrter war. Dass seine Mutter seinem Vater stets den Tee machen musste und dieser beim Servieren nicht einmal von seinem Buch aufsah, missfiel ihm allerdings bereits als Kind. Im ländlichen Pakistan seien Frauen und Mädchen kaum als Menschen anerkannt, Ehrenmorde seien nicht selten, Töchter zur frühen Heirat bestimmt.
„Ich empfinde großes Glück, wenn ich sehe, dass meine Tochter gleichberechtigt ist.“Doch diesen Weg zu gehen falle ihm und anderen, die in patriarchalen Gesellschaften aufgewachsen sind, nicht leicht. So sei er nach Malalas Geburt auf großes Unverständnis innerhalb seiner Dorfgemeinde gestoßen, als er sie – als erste Frau seit 300 Jahren – in den Familienstammbaum eintrug.
Eines Tages, so hofft er, könnte es für seine Familie zurück nach Pakistan gehen. „Ein Nachbar hebt unsere Sachen auf“, erzählt er. Dennoch ist sich Ziauddin Yousafzai bewusst, dass er seiner Tochter in Großbritannien ein Leben in Freiheit schenken kann. Was Malala neulich zu folgendem Schluss führte. Sie sagte: „Jedes Mädchen hätte das Wort ergreifen können. Aber nur ich hatte einen Vater, der mir nicht das Wort verboten hat.“
In Pakistan wäre sie längst verheiratet